Gerhard Struber hat den Kern seiner Stammelf in der Vorbereitung gefunden, das zeigen die ersten zwei Spiele. Doch bei einer Personalie hat sich der Österreicher bislang noch nicht festgelegt.
Strubers Abwehr-RouletteWer verteidigt dauerhaft an der Seite von Hübers beim FC?
Knapp 50 Tage ist Gerhard Struber (47) jetzt Trainer beim 1. FC Köln. Für eine Bilanz der Arbeit des Österreichers ist es daher noch gut eineinhalb Monate zu früh.
Doch bei einigen Personalien scheint sich Struber in der kurzen Vorbereitung auf die laufende Zweitliga-Saison schon festgelegt zu haben. Die Botschaft des neuen Trainers ist dabei klar: Die Positionen sind selbstredend noch nicht fest vergeben, die diversen Türen noch nicht geschlossen. Und doch: Die eine oder andere Tendenz steht.
Gerhard Struber hat die Wahl: Julian Pauli oder Dominique Heintz?
Im Tor hat Jonas Urbig (21) den Vorzug vor dem bisherigen Stammkeeper Marvin Schwäbe (29) erhalten. Vom Torhüter-Talent, das gegen den HSV noch patzte, beim 2:2 in Elversberg aber einen souveränen Auftritt hinlegte, halten die Verantwortlichen in Köln sehr viel. Der Status von Urbig könnte sich nur dann ändern, wenn er sich mehrere Patzer in Serie leistet. Für eine Wachablösung müsste Schwäbe, der sich gegen Hamburg krank und in Elversberg verletzt abmeldete, erst einmal fit sein.
Einen ähnlich sicheren Stammplatz wie der deutsche U21-Nationaltorhüter hat Kapitän Timo Hübers (28) inne. Hübers erbte die Kapitänsbinde von Florian Kainz (31) und ist bei Struber als Abwehrchef klar gesetzt.
Offener ist das Rennen um den Platz neben Hübers in der Innenverteidigung. Julian Pauli (19) hatte in der Vorbereitung Werbung für sich betrieben und wurde von Struber dann auch am 1. Spieltag gegen den HSV in die Startelf befördert. Der Youngster machte seine Sache ordentlich, auch wenn er beim zweiten Gegentor keine gute Figur abgab und beim ersten Gegentreffer, als Urbig patzte, zu früh abschaltete.
„Er hat sich diesen Einsatz verdient“, hatte der Coach nach Paulis Premiere gesagt. „Ich habe mich für ihn gefreut, dass er gespielt hat. Er hat eine tolle Vorbereitung gespielt. Ich hoffe, es war nur der Anfang“, hatte Hübers ergänzt. Struber war zufrieden mit Paulis Leistung: „Er hat über weite Strecken ein ordentliches Spiel gemacht hat. Er hat unter Beweis gestellt, dass er ein großes Talent ist.“
Dass junge Talente, besonders in der Innenverteidigung, nur sehr selten fehlerfrei durch eine Saison kommen, hatte der FC-Trainer im Vorfeld der Partie bereits eingepreist. Umso überraschender, dass der Österreicher den jungen Mann am 2. Spieltag direkt wieder aus der Startelf nahm – und stattdessen Routinier Dominique Heintz (30) zur Stammkraft beförderte.
Doch Heintz wirkte in Elversberg nicht souverän, sondern fahrig. Der Abwehrspieler offenbarte Tempo- und Zweikampf-Defizite, auch im Spielaufbau konnte der Linksfuß nicht restlos überzeugen. In der EXPRESS.de-Einzelkritik reichte es für den Defensiv-Routinier daher auch nur zur Note 5.
In der 87. Minute ersetzte dann Pauli den mit einer Gelben Karte vorbelasteten Heintz. Gegen den HSV hatte Heintz den jungen Pauli noch nach dessen Gelber Karte in der 77. Minute abgelöst. Fakt ist: Struber sucht noch den perfekten Partner für Hübers in der Abwehrzentrale, schwankt noch zwischen Talent und Erfahrung.
Auch wenn die statistischen Werte nach 93 oder 103 Spielminuten noch nicht komplett aussagekräftig sind, sprechen die nackten Zahlen eine eindeutige Sprache im Vergleich der Hübers-Partner.
Hübers gewann in den zwei Pflichtspielen sehr ordentliche 24 Zweikämpfe. Pauli kommt auf zehn gewonnene Duelle, Heintz nur auf sieben. In Sachen Schnelligkeit werden die Unterschiede noch deutlicher: Hübers wurde laut der offiziellen Statistik der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit 32,49 km/h geblitzt, nur Sprinter Linton Maina (34,43 km/h), Jan Thielmann (33,13 km/h) und Denis Huseinbasic (32,68 km/h) waren beim FC schneller. Im Liga-Vergleich belegt Hübers einen ordentlichen 59. Platz.
Pauli kann da fast mithalten, verliert mit 32,43 km/h haarscharf im Foto-Finish gegen den Kölner Abwehrchef, während Heintz in dem Ranking auf Platz 261 liegt – mit einer überschaubaren Höchstgeschwindigkeit von 27,71 km/h.
Struber muss sich auch aus psychologischen Gründen bald für eine dauerhafte Lösung neben Hübers entscheiden. Denn der zweite Innenverteidiger braucht Sicherheit. Und: Nur so kann sich das Duo einspielen, um Abläufe zu automatisieren und Gegentore zu verhindern. Perspektivisch könnte sich der Konkurrenzkampf um den Platz neben Hübers sogar noch verschärfen, wenn der derzeit verletzte Luca Kilian (24) sich von seinem Kreuzbandriss im Knie erholt hat. Das wird aber noch etwas dauern.