Nach bitterem BVB-AusSchiri-Experten: „Regeltechnisch korrekt, aber...“ – Dortmunder schimpfen weiter

Fußball-Champions-League: Dortmunds Niklas Süle und Emre Can diskutieren mit Schiedsrichter Danny Makkelie (l-r).

Niklas Süle (l.) und Emre Can (r.) beschweren sich lautstark beim Schiedsrichter Danny Makkellie während des Spiels FC Chelsea – Borussia Dortmund am 7. März2023

Dortmund muss nach einer Siegesserie im Jahr 2023 gegen Chelsea die erste Niederlage schlucken. Vor dem Revierderby auf Schalke macht sich beim BVB Frust breit – wegen des Schiris.

Für Vereinsberater Matthias Sammer (55) war es ein „handfester Skandal“, für Heißsporn Emre Can (29) „die Schuld des Schiris“ und für Trainer Edin Terzić (40) „eine sehr harte Entscheidung“.

Der bittere Knockout im Achtelfinale der Fußball-Champions-League mit der viel diskutierten Elfmeter-Entscheidungen vertrieb bei Borussia Dortmund die gute Stimmung – ausgerechnet vor dem brisanten Revierderby am Samstag (11. März 2023) auf Schalke.

Trotz Kritik: Elfer-Entscheidung wohl korrekt

Für das 0:2 (0:1) beim FC Chelsea nach zuvor zehn Pflichtspielsiegen in Serie war der Schuldige aus BVB-Sicht schnell gefunden. Vor allem Can geriet nach dem Abpfiff mächtig in Wallung. „Wir spielen hier an der Stamford Bridge, vielleicht hat der Schiri Angst vor den Fans, aber dann soll die UEFA einen anderen schicken“, klagte der Defensivallrounder. Nicht minder verärgert kommentierte TV-Experte Sammer beim Internet-Sender Amazon Prime Video die Schlüsselszene des Spiels: „Der Elfmeter und die Wiederholung. Das ist ein handfester Skandal. Mir braucht auch kein Regelhüter kommen. Makkelie ist ein sehr, sehr arroganter Mensch.“

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Das sah BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke aucha Mittwich (8. März) noch ähnlich: „Man hatte immer das schlechte Gefühl, dass er der wichtigste Mann auf dem Platz sein wollte. Gestik, Mimik – der Herr Makkelie hat sich wirklich gut gefallen. Und Fingerspitzengefühl war ein Fremdwort für ihn. Dass die Wiederholung des Elfmeters sehr strittig war und der Elfmeter an sich eine 50:50-Entscheidung, das ist ja überhaupt keine Frage.“

Dennoch könne sich der BVB über das Achtelfinal-Aus letztlich nicht beklagen. „Wir haben zu früh die Kontrolle über das Spiel verloren. Chelsea gilt unser Glückwunsch, sie sind verdient weiter“, so Watzke.

Der Grund des Ärgers: Nach einer Hereingabe von Ben Chilwell (26) war der Ball Außenverteidiger Marius Wolf (27) an den leicht abgespreizten Arm gesprungen, was der niederländische Referee erst nach Intervention des Video-Assistenten mit einem Elfmeter ahndete. Havertz setzte den ersten Schuss an den Innenpfosten, durfte aber noch mal antreten, weil sich einige Spieler zu früh in den Strafraum bewegt hatten.

Dass Makkelie (40) bei seiner Entscheidung, den Elfmeter wiederholen zu lassen, nach Einschätzung von Schiri-Experte Wolfgang Stark (53) „regeltechnisch konform“ handelte, ging in der allgemeinen Aufregung unter. Überhaupt taugte die Schiedsrichter-Schelte nur bedingt zur Erklärung der ernüchternden Vorstellung, die den Bundesliga-Zweiten um Zusatzeinnahmen von über zehn Millionen Euro brachte. Schließlich bot die Borussia vor allem in der Offensive eine mutlose Vorstellung.

Dennoch lohnt es sich, die allgemeinen Einschätzungen zu betrachten. Mit Blick auf die teilweise strittigen Entscheidungen des Unparteiischen aus den Niederlanden, äußerten sich nämlich zahlreiche Schiedsrichterexperten. Die meisten sprangen ihrem Kollegen dabei zur Seite und verteidigten die Wiederholung des Strafstoßes.

Die Schiedsrichter-Experten von „Collinas Erben“, die auch einen Podcast zur Thematik betreiben, äußerten sich kritisch zur Handhabung von Makkellie. Regeltechnisch sei die Wiederholung zwar „korrekt“, der Eingriff des VAR hingegen sei „zu beanstanden“. Die Tatsache, dass Spieler beider Teams einlaufen, macht die Entscheidung des Unparteiischen allerdings nicht weniger richtig.Sehen sie hier den Tweet von „Collinas Erben“

Auf die Frage, ob eine Wiederholung regelkonform war, hat Ex-Bundesliga Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer (54) eine klarere Meinung. „Özcan ist zwar nicht im Strafraum, läuft aber in den Teilkreis und ist somit zu früh reingelaufen. Korrekte Wiederholung“, erklärte er bei Sport1.

Trotz der Einschätzung der Schiri-Experten werden viele Dortmund-Fans es wohl dennoch anders sehen. Für die Fans und die Mannschaft aus dem Ruhrgebiet überwiegt der Frust über das bittere ausscheiden. BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck (23) brachte es mit den Worten „Es wäre mehr möglich gewesen“ sehr deutlich auf den Punkt.

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Gleichwohl will der BVB seine imposante Aufholjagd in der Bundesliga fortsetzen und den mittlerweile punktgleichen Spitzenreiter FC Bayern München weiter unter Druck setzen. Ein Sieg beim Erzrivalen aus Gelsenkirchen könnte helfen, die in London aufgekommenen Bedenken schnell zu vertreiben.

BVB-Mittelfeldakteur Marius Wolf gab dabei klar die Richtung vor: „Heute ist die Enttäuschung groß. Aber von morgen an geht der Fokus voll auf Schalke. Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen.“ Mit entschlossenem Blick fügte der Abwehrspieler hinzu: „Es ist ein Derby, es ist das Derby.“

Spätestens dort wird das Team von Trainer Edin Terzić die bittere Niederlage aus der Champions League abschütteln wollen. Der Blick geht bei den Dortmundern dieser Tage weiterhin nach vorne. Und das, trotz des frustrierenden Ausscheidens bei den Londonern. (sid, kma, dpa)