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BundesligaEx-Profi überrascht mit Haltung zur Kader-Größe – so sieht es Steffen Baumgart

Steffen Baumgart spricht im FC-Training mit seinen Schützlingen.

Steffen Baumgart spricht im FC-Training am 17. August 2022 mit seinen Schützlingen.

Wie soll der optimale Bundesliga-Kader aussehen? Geht es nach Ex-Profi Benjamin Kessel, der sich der Frage wissenschaftlich angenähert hatte, ist weniger im Falle der Zusammenstellung des Aufgebots oftmals mehr.

Konkurrenzkampf im Profi-Kader kennt Benjamin Kessel (34) aus seiner Zeit als Fußballer bestens, doch nach eigenen Erfahrungen aus der aktiven Zeit hat sich der einstige Bundesliga-Verteidiger jetzt auch wissenschaftlich mit der optimalen Größe eines Spielerkaders beschäftigt.

In seiner Bachelor-Arbeit hat der langjährige Profi von Eintracht Braunschweig (173 Pflichtspiele) versucht, die perfekte Zusammenstellung einer Mannschaft zu ermitteln. Dabei überraschte er mit seiner Einschätzung für den optimalen Bundesliga-Kader.

Bundesliga-Kader: Benjamin Kessel nennt ideales Szenario

Im Zuge seiner Arbeit im Studiengang „Sportbusiness Management“ an der IST-Hochschule für Management hatte Kessel in den Spielzeiten von 2018/2019 bis 2020/2021 insgesamt 54 Mannschaften und knapp 3670 Spieler anhand der Kriterien sportlicher Erfolg, Kader-Größe, Marktwert sowie Einsatzzeit der einzelnen Spieler untersucht.

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Sein Ergebnis: Eine Kader-Größe von 22 Spielern sollten Profi-Vereine möglichst nicht überschreiten, um Unzufriedenheit unter den Fußballern zu vermeiden.

Benjamin Kessel feiert mit seinen Mitspielern von Eintracht Braunschweig den Aufstieg in die 2. Bundesliga

Benjamin Kessel noch zu Spielerzeiten bei der Aufstiegsfeier von Eintracht Braunschweig in die 2. Bundesliga am 1. Juli 2020.

Der Blick in die Bundesliga zeigt, dass die Planer der Klubs von derart minimalistischer Kaderstärke eher wenig halten. Fast alle Klubs liegen oberhalb der Kessel-Schwelle.

Bestätigt wird dafür aber dessen These, dass „kein Zusammenhang zwischen der Größe eines Kaders und dem sportlichen Erfolg“ besteht. Den kleinsten Kader der Liga hat 2022/2023 trotz möglicher Dreifach-Belastung über die gesamte Spielzeit der FC Bayern mit 24 Profis (21 Feldspieler). Hertha BSC mit satten 32 Spielern (29 Feldspieler) besitzt das größte Aufgebot.

Das kommt nicht von ungefähr. Vor Saisonbeginn plädierte Bayern-Coach Julian Nagelsmann (35) bewusst für eine übersichtliche Spieler-Auswahl: „Wenn man die Statistik sieht, die letzten Jahre – das ist nicht nur bei Bayern so – dann machen 14, 15 Spieler 90 Prozent der Spiele“, sagte der Meister-Trainer und nannte damit genau die Zahlen, die auch Kessel in seiner späteren Arbeit hervorhob.

1. FC Köln: Kader-Größe wie vor Saisonbeginn gewünscht

Der 1. FC Köln liegt zwar ebenfalls über dem von Kessel errechneten Bestwert, ist damit aber mehr als zufrieden. „20 bis 24 Feldspieler“ nannte Sport-Boss Christian Keller (43) gegenüber EXPRESS.de vor Saisonbeginn als gewünschte Größe – nach dem Deadline Day besteht der 28er-Kader aus exakt 24 Feldspielern und vier Torhütern.

Damit liegt Keller auch mit seinem Chefcoach Steffen Baumgart (50) auf einer Wellenlänge, der im Trainingslager-Gespräch mit EXPRESS.de verraten hatte: „Wenn wir die Jugendspieler rausnehmen, sind wir schnell bei 24 plus vier Torhütern. Das ist ein Rahmen, in dem wir uns bewegen können.“Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!

Gemäß der Kessel-Studie vereinnahmen 16 Spieler im Schnitt 90 Prozent der Gesamtspielzeit auf sich. Bei einer durchschnittlichen Kader-Größe von 32 kamen in der Regel sechs Profis gar nicht zum Einsatz. Seine Erfolgs-Formel weist daher 16 Profis mit hohem Marktwert sowie vier Ergänzungsspieler, bevorzugt aus dem vereinseigenen Unterbau, als perfekte Mischung aus.

Bundesliga-Kader: Verletzungen durchkreuzen Personal-Pläne

Verletzungen können diese Pläne allerdings schnell durchkreuzen, wie der Blick in die vergangenen Jahre zeigt. Klubs, die besonders stark unter personellen Ausfällen litten, waren mit einem größeren Kader gut beraten. Für den BVB etwa errechnete das Portal „Fußballverletzungen“ eine satte Ausfallzeit von durchschnittlich 86 Tagen pro Spieler.

Wie schnell es bei einer soliden Kader-Größe durch Verletzung-Engpässe kritisch werden kann, wurde zuletzt auch am Geißbockheim deutlich. Bereits kurz nach dem Start in die Spielzeit 2022/2023 herrschte plötzlich Leere auf dem Trainingsplatz.

Die Ausfälle von Jeff Chabot (24), Benno Schmitz (27), Mathias Olesen (21), Mark Uth (31) und Sebastian Andersson (31) drängten den FC sogar noch zur Last-Minute-Aktivität auf dem Transfermarkt. Im Aufgebot steht mit Dimitrios Limnios (24) zudem ein Langzeitverletzter.

Als Steffen Baumgart mit bangem Blick auf die „17 Spiele bis November“ blickte, in denen die Rotations-Alternativen vorläufig deutlich reduziert scheinen, wurde sein Sport-Boss doch noch einmal tätig, holte Nikola Soldo (21) als Ergänzung für die Abwehr. „Ich gehe davon aus, dass er sich freut“, ließ Keller nach der Unterschrift entsprechend mit einem Schmunzeln durchblicken. (bc)