Das war ein weiterer legendärer Auftritt von Christian Streich. Der Trainer des SC Freiburg hat beim Pokalhalbfinale Geschichte geschrieben.
Streich schreibt Pokal-GeschichteLegendäres Interview mit Wellmer, HSV überrollt, dann wilde Volldusche
Pokalabend im ausverkauften Volksparkstadion: Der SC Freiburg war am Dienstagabend (19. April 2022) zu Gast beim Hamburger SV. Es war ein Abend wie gemalt für Freiburgs Kult-Trainer Christian Streich (56). Er hat einmal mehr Geschichte geschrieben. Erst legendärer TV-Auftritt, dann den HSV überrollt und das Finale klargemacht.
Vor dem Spiel war das Trainer-Original Streich zu Gast bei ARD-Moderatorin Jessy Wellmer (42) und Experte Bastian Schweinsteiger (37).
Im Hintergrund brodelte die Kulisse: 57.000 Fans im Stadion, Spannung pur in der Luft und ein perfektes Ambiente für einen packenden Pokalabend. Doch für Wellmer war das Interview mit Streich eine ganz harte Nuss, denn der Coach bügelte alle Fragen im Vorfeld des Spiels gnadenlos mit seiner unnachahmlichen Art ab. Wellmer begann: „Ausverkauftes Stadion, ziemlich verrückt. Herr Streich, haben sie schon die 6000 Freiburger entdeckt?“
Streich nahm das Mikro hoch und runzelte die Stirn: „Ist nicht verrückt, ist gut so, dass das Stadion nicht leer ist.“ Wellmer ließ sich die Lust nicht nehmen und fragte nach dem Adrenalin beim dienstältesten Bundesliga-Trainer vor so einem Pokal-Halbfinale. Bei dieser Frage musste doch was gehen, oder? Nein, Streich war nicht bereit für ein Gespräch.
Der Trainer antwortete erneut trocken: „Ist Halbfinale, da hat man schon eine gewisse Grundspannung, aber es ist nicht so, dass es oben rausschießt.“
Dann startete Wellmer den nächsten Versuch, noch etwas Euphorie aus dem Freiburger Trainer herauszukitzeln: „Sie haben dreimal den Pokal mit den Junioren gewonnen, da war auch ihr derzeitiger Kapitän Christian Günter dabei. Haben sie darüber gesprochen im Vorfeld?“ Streich: „Kein Wort. Ist schon lange her. Schwelgen können wir nach dem Spiel. Vorher müssen wir andere Sachen machen.“
Christian Streich für ARD-Moderatorin Jessy Wellmer eine harte Nuss
Was für ein Knurrer-Interview vor dem Pokalhalbfinale. Der Freiburger Trainer war so gar nicht gesprächig und befand sich wohl schon voll im Tunnel Richtung Pokalschlacht.
Auf Twitter reagierten viele Fans mit Humor auf dieses TV-Interview. Ein Fan schrieb: „Christian Streich hat auf Jessy Wellmer so viel Bock, wie Barca auf Frankfurt-Fans.“ Ein anderer User meinte ironisch: „Flüssiges Interview von Frau Wellmer mit Herrn Streich.“
Aber: Streich hat alles richtig gemacht und seine Freude entlud sich dann tatsächlich erst beim Spiel. Der HSV wurde regelrecht überrollt, beim 3:0-Sieg. Nils Petersen traf nach elf Minuten zum 1:0, Nicolas Höfler erhöhte nach 17 Minuten auf 2:0 und in der 35. Minute verwandelte Vincenzo Grifo einen Elfmeter zum 3:0. Da konnte auch Streich jubeln. Daran änderte auch das 1:3 durch Robert Glatzel nichts mehr.
Schon am Tag vor dem Halbfinale hatte Streich keine Lust, über ein mögliches Finale zu sprechen: „Ich bin nicht fürs Träumen da. Sondern ich habe mit meinen Kollegen eine Aufgabe, damit vielleicht ein Traum in Erfüllung geht. Es geht darum, dass wir mit Demut nach Hamburg fahren. Das wird ein total umkämpftes Spiel bis zur letzten Minute. Es soll keiner auf die Idee kommen, dass wir in Hamburg klar überlegen sein werden, nur weil wir mal ein Spiel 3:0 gewonnen haben.“
Jetzt steht Streich, der am 29. Dezember 2011 zum Chef beim SC Freiburg befördert wurde, im Finale. Es ist das erste Pokalfinale für den SC Freiburg.
Streichs bisher größter Erfolg war der Gewinn der deutschen Meisterschaft mit den A-Junioren der Freiburger im Jahr 2008.
Jetzt soll der ganz große Wurf gelingen: Pokalsieg am 21. Mai in Berlin (entweder gegen RB Leipzig oder Union Berlin, die am Mittwoch spielen). Und in der Liga kämpft der SC um die Champions League.
Freiburger Spieler machen Streich nass beim Interview mit Wellmer
Nach dem Einzug ins Halbfinale war Streich dann nochmal bei Jessy Wellmer und Bastian Schweinsteiger zu Gast. Da war er wesentlich gelöster („Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Die Jungs feiern jetzt, haben es sich verdient.“ Und dann wurde er auch noch vor laufender Kamera nass gemacht, kassierte eine Dusche von seinen Spielern. Streich entschuldigte sich sogar dafür bei Jessy Wellmer.