Spielunterbrechung in der 2. Bundesliga: Das Niedersachsenderby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig wurde am Sonntag mehrfach unterbrochen.
Gespenstische Stille im DerbySpiel in der 2. Bundesliga unterbrochen: Wasserwerfer steht im Stadion bereit

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Die Polizei fuhr beim Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig am Sonntag (9. März 2025) sogar einen Wasserwerfer in einem der Stadion-Eingänge vor.
von Béla Csányi (bc)
Im Zweitliga-Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig (1:1) hat es am Sonntag (9. März 2025) die befürchtete Eskalation gegeben. Nach exakt zehn Spielminuten flogen Rauchtöpfe auf den Platz, auch Böller wurden gezündet.
Die Spieler beider Mannschaften flüchteten vom Platz vor die Ersatzbänke, nachdem die Feuerwerkskörper von der gegenüberliegenden Seite geworfen worden waren. Dort war auf einem Banner zu lesen: „Ein schwarzer Tag für den Fußball.“ Später hob eine komplett in schwarz gekleidete Fangruppe auch ein Fadenkreuz-Banner mit dem Gesicht von Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens hoch.
Fan-Proteste wegen Fan-Ausschluss im Niedersachsenderby
Ordner zogen anschließend auf, diverse pyrotechnische Gegenständen wurden vom Feld geräumt. Nach rund sechs Minuten Pause gab Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck (38) das Spiel dann wieder frei.
Auf organisierten Support verzichteten die Fanlager beider Mannschaften allerdings, so herrschte vor und nach den Protest-Aktionen weitgehend eine gespenstische Stille im Stadion, wo eigentlich aufgeladene Derby-Atmosphäre herrschen sollte. Gejubelt wurde nur bei den beiden Toren im zweiten Durchgang durch Braunschweigs Lino Tempelmann (77.) und Hannovers Josh Knight (90.+3).
In der 25. Minute flogen Tennisbälle auf das Feld, gleichzeitig wurde im Unterrang der Gegengerade ein Banner mit der Aufschrift „Gästekontingente sind nicht euer Spielball“ gehisst.
Erneut musste die Partie unterbrochen werden, diesmal allerdings nur für rund eine Minute. Kurz darauf flogen allerdings erneut die Bälle. Der Rhythmus des Spiels wurde ein weiteres Mal gebrochen.
„Das Spiel ist eigentlich völlig kaputt“, beklagte Sky-Moderator Yannick Erkenbrecher (42) in der Halbzeit-Analyse. Experte Torsten Mattuschka (44) sagte: „Du hast keinen Spielrhythmus, keinen Spielfluss. Die Situation ist komisch, sehr spooky. Schade, dass man ein Derby vor so einer Kulisse bestreiten muss.“
Mit Unmutsbekundungen der Fans war schon vorab gerechnet worden: Das Risikospiel wurde nicht in einem ausverkauften Stadion ausgetragen. Die organisierte Fanszene der Braunschweiger hatte vorab mit einem Boykott auf den erneuten Teilausschluss der Auswärtsanhänger reagiert. Komplett ungewohnt: In einem der Ausgänge auf Höhe der Eckfahne stand ein Wasserwerfer der Polizei bereit.
„Wir haben das im Hinspiel auch erlebt. Es ist schade, dass es nicht in einem vollen Stadion stattfindet, denn das macht den Fußball aus – ein Derby mit Stimmung auf beiden Seiten bestreiten zu dürfen“, sagte Braunschweigs Trainer Daniel Scherning. Die Fans aus Hannover solidarisierten sich mit dem Rivalen und zettelten die Proteste im eigenen Stadion an.

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Zahlreiche Rauchtöpfe beim Zweitliga-Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig auf dem Rasen.
Wie die Eintracht am Freitag bekannt gab, seien nur 824 der 2500 Auswärtstickets für den 25. Spieltag der 2. Bundesliga verkauft worden. Normalerweise passen bis zu 4500 Fans in den Gästeblock.
Bereits für das Hinspiel, das Braunschweig überraschend mit 2:0 gewann, war auf Initiative des niedersächsischen Innenministeriums ein Teilausschluss der Auswärtsfans angeordnet und damit auf die Vorfälle bei vorangegangenen Derbys reagiert worden.
Nach zahlreichen Ausschreitungen und dem massiven Einsatz von Pyrotechnik im Rahmen der Traditionsduelle hatte Innenministerin Behrens (SPD) sogar gedroht, Gästefans künftig gänzlich auszuschließen. (mit sid)