Nach seiner überraschenden Wahlniederlage um einen Platz als Vizepräsident im DFB-Präsidium muss besprochen werden, wie es mit Rainer Kochs Posten im UEFA-Exekutivkomitee weiter geht.
DFB-NeuanfangNach Wahl-Debakel: Verlieren Koch und Peters nun ihre internationalen Ämter?
Mit einer Hand in der Hosentasche und gesenktem Kopf ging Rainer Koch (63) auf Silke Sinning (42) zu, drückte ihr flüchtig die Hand und marschierte zurück zu seinem Platz. Die Sportwissenschaftlerin ist nun neue Vize-Präsidentin des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), für Koch ist nach 15 Jahren kein Platz mehr im Präsidium.
Die Abwahl des schon lange umstrittenen Funktionärs aus dem DFB-Präsidium war die größte Überraschung beim Bundestag in Bonn und stellte auch die Wahl von Bernd Neuendorf (60) zum neuen Präsidenten in den Schatten. Koch hatte den Verband als bisheriger erster Vizepräsident in den vergangenen Jahren gleich dreimal interimsmäßig geführt.
Welche Folgen dies nun für Kochs Platz in der UEFA-Exekutive hat, will Neuendorf noch nicht prognostizieren. „Ich konnte mit ihm noch nicht sprechen. Wir werden das Thema im Präsidium besprechen müssen und werden uns sehr genau anschauen, welche Folgerungen wir daraus ziehen“, sagte der neue Präsident. „Es ist nicht der Zeitpunkt, darüber zu reden, wer welche Perspektiven hat.“
Auch die Rolle von Peter Peters in der FIFA muss diskutiert werden
Auch die Rolle seines unterlegenen Herausforderers Peter Peters (59) im FIFA-Council muss noch einmal diskutiert werden. „Wir müssen auch dort erst Gespräche führen“, sagte Neuendorf auf EXPRESS.de-Nachfrage. Den Ablauf des Bundestages bewertete er insgesamt positiv. „Wir haben uns verjüngt und sind weiblicher geworden. Das ist ein wichtiges Signal und macht mich auch ein wenig stolz. Wir haben eine gute Mannschaft zusammen.“ Zur Koch-Abwahl sagte Neuendorf: „Das ist ein Beleg dafür, dass die Demokratie im Verband funktioniert.“
Auch Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke (62) sah dies beim Koch-Denkzettel so. „Es wurde ja immer bestritten, dass es ein Neuanfang ist. Aber mehr Neuanfang geht ja kaum noch. Die Personalie Koch war etwas überraschend. Das war ein klares Ergebnis für Frau Sinning. Erstaunlich für mich war, dass die Hälfte der Amateurvertreter das auch so gesehen hat. Das ist Demokratie, dass man das dann so auch zu akzeptieren hat. Die Delegierten haben nachdrücklich bewiesen, dass sie entscheiden und nicht alles in Hinterzimmern geklärt werden kann“.
Hans-Joachim Watzke zum Koch-Aus: „Das ist Demokratie“
Welche Folgen dies nun für Kochs Platz in der UEFA-Exekutive habe, müsse sich zeigen. „Das müssen wir nun in Ruhe im Präsidium besprechen. Da will ich nicht vorgreifen“, sagte Watzke. Selbst vom Ex-Präsidenten Reinhard Grindel (60) gab es eine süffisante Botschaft: „Ich rate Herrn Neuendorf nach dem Verlauf des Bundestages sehr dazu, auch die Vertretung des DFB im UEFA-Exekutivkomitee anzustreben.“
Koch kann seinen Posten im UEFA-Exekutivkomitee ohnehin nur noch für die laufende Amtszeit bis 2025 ausüben. Die Regularien des Kontinentalverbandes sehen vor, dass Mitglieder ihres Top-Gremiums in ihrem Nationalverband Präsident oder Vizepräsident sein müssen.
Alexander Wehrle: Aus Sicht des 1. FC Köln perfekt gelaufen
Für Alexander Wehrle (47) war der Besuch beim Bundestag die letzte Amtshandlung für den 1. FC Köln. „Aus unserer Sicht ist es doch perfekt gelaufen“, sagte er zu EXPRESS.de. „Bernd Neuendorf ist ein zuverlässiger und verbindender Präsident. Seine Rede war um Klassen besser als die von Peter Peters. Und Rainer Koch hat sich mit seiner Wortmeldung selbst aus dem Amt geschossen.“