Kommentar zum Schweiz-SpielDFB-Team fühlt sich zu Unrecht kritisiert – mit Trotz weiter auf Titelkurs

Julian Nagelsmann mit Toni Kroos.

Bundestrainer Julian Nagelsmann freut sich mit Toni Kroos über den späten Ausgleich im Spiel gegen die Schweiz.

Erst in der Nachspielzeit konnte die Nationalmannschaft die drohende erste Turnierniederlage abwenden. Gegen die Kritik am Spiel gegen die Schweiz wehrten sich alle. Ein Kommentar zur Stimmung im Team.

von Marcel Schwamborn  (msw)

In der deutschen Kabine herrschte nach dem späten 1:1 gegen die Schweiz ausgelassene Stimmung. Die Spieler feierten den Gruppensieg am Sonntagabend (23. Juni 2024), ehe es wieder mit dem Bus zurück nach Herzogenaurach ging.

25,57 Millionen jubelten daheim vor dem Fernseher über Goldköpfchen Niclas Füllkrug (31), der die erste Turnierniederlage verhinderte. Bevor der DFB-Tross Frankfurt verließ, hatten jedoch noch einige Beteiligte ein paar Botschaften, die sie loswerden wollten.

Julian Nagelsmann: „Sind verdient Gruppensieger geworden“

Dass der Last-Minute-Ausgleich doch ziemlich glücklich fiel, wollte Julian Nagelsmann (36) nicht stehen lassen. Er zählte dafür die Statistikwerte wie Torschüsse (19:4) bis Ballbesitz (70 Prozent) auf. Die Leistung sei zudem besser gewesen als beim 2:0 gegen Ungarn.

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„Am Ende ist es verdient, dass wir den Punkt geholt haben und verdientermaßen auch Gruppensieger sind“, sagte der Bundestrainer. Zudem verwies er leicht säuerlich auf das zuvor „sehr ruhige“ Stadion. Die Botschaft war klar: Das deutsche Team sah sich als letztlich immer noch ungeschlagene Mannschaft zu Unrecht kritisiert.

Auch Toni Kroos (34), der gegen die Schweiz nicht so dominant und souverän agierte, musste sich im Blitz-Interview nach Schlusspfiff immer wieder Nachfragen zum über weite Phasen trägen Auftritt gegen die Schweiz anhören. „Ich bin total zufrieden mit der Mannschaft. Wir sind gewappnet fürs Achtelfinale“, lautete sein selbstbewusstes Fazit.

Die Aussagen der deutschen Spieler hatten noch nicht die Schärfe von Per Mertesackers legendärem Eistonnen-Interview 2014 („Wat woll’n se? Wollen se ’ne erfolgreiche WM?“), aber der Unterton war schon zu hören. Statt die Abspielfehler, die mangelnde Torgefahr und die Nachlässigkeiten in der Defensive anzusprechen, solle lieber die Mentalität der Truppe hervorgehoben werden.

In der Tat kann diese Trotzhaltung hilfreich auf dem Weg zum Titel sein. Die Nationalmannschaft hat einmal mehr bewiesen, dass sie bis zuletzt an ihre Chance glaubt und auf einen Treffer drückt. Zudem gibt es den Trainern und den Fans ein gutes Gefühl, wenn von der Bank Impulse gesetzt werden können.

Indem der Bundestrainer im Vorfeld jedem Spieler mitgeteilt hat, wie seine Rolle ist, gibt es derzeit keine spürbare Unzufriedenheit. Feuer statt Frustration ist das Motto der Joker, wenn sie in die Partie kommen. Hinzu kommt die knisternde EM-Euphorie im Land. Die Menschen drücken dem Team wieder die Daumen und verzeihen daher auch kritischere Phasen im Spiel.

Bisher lautete die spannende Frage, wie die DFB-Elf mit Rückschlägen umgehen wird. Gegen die Schweiz gab es die Antwort. Moral, Wille und Leidenschaft passten, als spielerisch nicht alles wie gewohnt von der Hand ging. Diese Mentalität kann die Truppe nun durch die K.-o.-Runde tragen.