Noch kein Käufer gefundenWelcher Sender zeigt die 60 Länderspiele der DFB-Auswahl bis 2028?

Bundestrainer Hansi Flick (l) und Kai Havertz (M) lachen beim DFB-Training.

Training der Nationalmannschaft am 30. August 2021 in Stuttgart: Bundestrainer Hansi Flick (l) und Kai Havertz (M).

Wo kann ich die Nationalmannschaft sehen? Früher hat sowas keiner gefragt, da war klar: ARD oder ZDF. Doch die Zeiten haben sich geändert. Noch ist für 60 Spiele bis 2028 kein Käufer gefunden.

In wenigen Monaten beginnt die UEFA Nations-League. Deutschland trifft in Gruppe 3 zunächst auf Italien (4. Juni 2022). Danach folgen die Duelle mit England (7. Juni), Ungarn (11. Juni) und erneut gegen Italien (14. Juni) bevor es im September noch mal gegen Ungarn und England geht.

Da sind einige Knaller-Länderspiele angesagt, doch wie und wo können die deutschen Fans sie sehen? In Deutschland gibt es immer noch keinen TV-Sender für die Übertragung der Spiele des DFB-Teams und die Zeit wird knapp.

Neues Rechtepakt für Nations League, EM- und WM-Quali

Für die jetzt anstehenden Test-Länderspiele am Samstag (26. März 2022) gegen Israel (ZDF) und das Spiel gegen Niederlande (29. März, ARD) ist die Rechte-Frage geklärt. Doch danach steht ein großes Fragezeichen. Für die Medienrechte an 60 Länderspielen bis 2028 wurde bisher kein Käufer gefunden.

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Die UEFA hat über die Agentur CAA Eleven das umfangreichste Rechtepaket ihrer Geschichte ausgeschrieben. Neben den 60 Partien der deutschen Mannschaft stehen mehr als 1200 weitere Spiele zum Verkauf. Ein Sender könnte alles kaufen, zumindest theoretisch.

„Einen Erwerb aller Spiele des ausgeschriebenen Pakets durch ein einzelnes Medienunternehmen halte ich angesichts des finanziellen Gesamtvolumens, aber auch aus programmlichen Erwägungen nicht für wahrscheinlich“, sagte der Rechte-Experte Christian Frodl von der Kanzlei Klinkert Rechtsanwälte. Der Preis wird auf insgesamt mehr als eine halbe Milliarde Euro geschätzt.

Die UEFA wollte sich nicht im Detail äußern. Nur soviel gab der Verband bekannt: Der Verkaufsprozess für den deutschen Markt begann am 12. November vergangenen Jahres, und das offizielle Ende für die Abgabe von Angeboten durch Medien-Unternehmen war der 10. Dezember 2021.

UEFA-Ausschreibung für Länderspiele aus mehreren Teilen

Das Angebot der UEFA setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. Das größte Teilpaket sind die Qualifikationsspiele für die Europameisterschaften 2024 und 2028 sowie für die Weltmeisterschaft 2026. Im Angebot sind zudem drei Nations-League-Spielzeiten (2022/23, 2024/25 und 2026/27) sowie Testspiele. Parallel werden außerdem die Rechte für die Fußball-Europameisterschaft 2028 angeboten.

Die UEFA „sollte im Sinn des Kunden versuchen, die Fragmentierung der Rechte im Rahmen zu halten“, sagte Frodl, der früher für die DFL und Sky im Rechtehandel tätig war. „Dem Fußballfan wird schon aktuell eine sehr gute Navigationsfähigkeit zugemutet.“

TV-Rechte: Deutsche Fußball-Fans müssen flexibel sein

Anders ausgedrückt: Es ist sehr unübersichtlich, auch bei Länderspielen. So liefen Nations-League-Partien ohne deutsche Beteiligung zuletzt beim kostenpflichtigen Streamingdienst DAZN. Und RTL darf aufgrund eines Kontrakts von 2016 in diesem November noch einmal Testspiele der DFB-Auswahl zeigen.

Fans müssen schon sehr flexibel sein: Bundesliga, Champions League und Europa League laufen mittlerweile auf Sky, DAZN, Amazon Prime, RTL und RTL+...

Als mögliche Käufer für die Übertragungsrechte der DFB-Spiele gelten aufgrund der hohen Kosten nur ARD/ZDF, die RTL-Gruppe und ProSiebenSat.1. Die öffentlich-rechtlichen Sender zeigten zuletzt die Nations League, haben grundsätzliches Interesse signalisiert, wollten sich jedoch zur derzeitigen Ausschreibung nicht äußern. Genauso schweigsam sind RTL, wo zuletzt EM- und WM-Qualifikationsspiele gezeigt wurden, und ProSiebenSat.1.

DFB-Spiele: Langer Zeitraum für TV-Rechte als Abschreckung?

Dass noch keine Abschlüsse erzielt wurden, liegt auch daran, dass die UEFA durch Corona später als ursprünglich geplant mit dem Verkaufsprozess über CAA Eleven begann – aber natürlich in erster Linie am Preis. Die deutschen Spiele sind sehr begehrt, die anderen Partien eher nicht. Auch der Zeitraum bis 2028 ist für die Planung von Privatsendern sehr lang. Abschlüsse gibt es laut UEFA derzeit nur in kleineren Märkten wie Österreich, Belgien oder den skandinavischen Ländern.

Für die Fans ist es zumindest beruhigend zu wissen, dass sie die Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auch zukünftig ohne Zusatzkosten sehen können. Sie müssen laut Rundfunkstaatsvertrag im frei zu empfangenden Fernsehen gezeigt werden. (dpa, ubo)