Eine große Rolle hat Kerem Demirbay in der deutschen Fußball-Auswahl nie gespielt. Rückblickend hätte er eine andere Entscheidung getroffen. Identifizieren kann er sich mit der DFB-Elf nicht mehr.
„Als wäre ich der Verbrecher“Ex-Nationalspieler rechnet mit Deutschland ab
Er spielte lange Jahre in der Bundesliga, war zeitweise auch Teil der deutschen Nationalmannschaft. Doch nach seinem Abgang in die Türkei lässt Ex-Nationalspieler Kerem Demirbay (31) immer wieder Kritik an seiner Heimat anklingen.
Er hatte unter anderem für die TSG 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen in der Bundesliga gespielt, ehe er 2023 zu Galatasaray Istanbul wechselte. Obwohl Demirbay in Deutschland geboren wurde und dem Land sehr dankbar sei, „bin ich jetzt in der Türkei zu Hause und möchte hier nicht mehr weg. Sobald ich meinen Fuß auf türkische Erde setze, fühle ich mich zu Hause“, erklärte der Mittelfeldspieler.
Demirbay berichtet: schlechte Erlebnisse in Düsseldorf
Der kritische Blick liegt auch an Erlebnissen, an die sich Demirbay vor allem aus jener Zeit erinnert, als er für Bayer Leverkusen spielte und dabei in Düsseldorf wohnte.
„Als bei meinem Nachbarn in Düsseldorf einmal der Alarm losging, bin ich mit Latschen rausgerannt und wollte helfen. Gleichzeitig kam die Polizei an und hat mich behandelt, als wäre ich der Verbrecher“, berichtete der Mittelfeldspieler.
Demirbay erzählte außerdem: „Ich habe vier Jahre lang in Düsseldorf gewohnt und mein Nachbar hat mich nicht ein einziges Mal gegrüßt. Ich will nicht verallgemeinern, aber viele Leute in Deutschland sind so kühl, so kalt. Das ist unglaublich.“
In der deutschen Nationalmannschaft hätte sich Demirbay zwar gerne länger bewiesen als nur in seinen zwei Einsätzen, rückblickend wäre eine Länderspiel-Karriere in der Türkei aber womöglich die bessere Wahl gewesen, gesteht er heute ein.
„Natürlich habe ich mir gewünscht, öfter für Deutschland zu spielen. Wenn ich jetzt aber erlebe, wie es ist, in einem türkischen Stadion zu spielen, wie sehr die Fans einen pushen, dann hätte ich mich mit diesen Erfahrungswerten vielleicht anders entschieden“, sagte Demirbay. „Die Emotionen, die ich hier erlebe, sind noch einmal ganz anders und besonders.“
Einen Wechsel zurück nach Deutschland wird es wohl nicht mehr geben. Demirbay bestätigte, dass Werder Bremen Interesse hatte. „Ich werde Galatasaray aber auf keinen Fall verlassen. Ein Wechsel ist für mich ausgeschlossen“, sagte Demirbay, der so eine Entscheidung jetzt nur noch in Rücksprache mit seiner Familie treffen würde. (dpa/bc)