München gegen HerthaDAZN-Interview: Wontorra bringt Tuchel in Verlegenheit: „Sage ich doch nicht“

DAZN-Moderatorin Laura Wontorra und Michael Ballack als Experte vor dem Spiel.

30. April 2023: FC Bayern München besiegte Hertha BSC mit 2:0. DAZN-Moderatorin Laura Wontorra und Michael Ballack entlockten Bayern-Coach Thomas Tuchel ein Geheimnis nach dem Spiel.

Der FC Bayern München konnte am Sonntag die Tabellenführung zurückerobern. Gegen Hertha BSC gab es einen Arbeitssieg und Trainer Tuchel ließ sich später ein Geheimnis entlocken.

Borussia Dortmund kam am Freitag nur zu einem Punkt beim VfL Bochum. Die Frage war: Kann der FC Bayern München dies nutzen und am Sonntag (30. April 2023) die Tabellenführung zurückerobern? Die ersten 45 Minuten waren sehr lahm - 0:0 hieß es da noch.

Doch dann würgten sich die Bayern doch noch zum Sieg – am Ende hieß es 2:0. Der FC Bayern ist damit wieder Tabellenführer (62 Punkte, einen vor dem BVB) und die Fans sangen: „Deutscher Meister wird nur der FCB!“

Aber alles in Butter ist bei weitem noch nicht angesagt – die Mannschaft wirkte über weite Strecken schwer verunsichert. Nach dem Spiel ließ sich Bayern-Coach Thomas Tuchel (49) von DAZN-Reporterin Laura Wontorra (34) ein Geheimnis entlocken, sie brachte ihn in der Folge in Verlegenheit...

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In der Pause fand DAZN-Experte Michael Ballack (46) schon deutliche Worte bei der Analyse mit Moderatorin Wontorra: „Geschwindigkeit ist nicht da, langsame Pässe, Sicherheits-Pässe. Das Risiko wird nicht gesucht, dann kommt eine Halbflanke ohne Tempo. Das war repräsentativ für die ersten 45 Minuten.“

Ballack urteilt über FC Bayern: „Das war insgesamt zu wenig“

Ballack vermisste einiges bei den Bayern: „Das war insgesamt zu wenig für den Anspruch und die Möglichkeit, hier Tabellenführer zu werden.“ Der ehemalige Profi weiter: „Du musst schneller spielen und Risiko suchen, dafür stehen die Bayern doch eigentlich. Sie nutzen auch keine Schwächephase vom Gegner aus, das verwundert mich schon. Die Zuschauer merken, dass da noch zu wenig kommt, es gab ein paar Pfiffe in der Pause.“

Ballack ließ eigentlich keinen von seiner Kritik aus: „Auch Musiala gefällt mir nicht. Das ist zu wenig insgesamt – Dynamik, Körpersprache. Bei allen! Da trägt der ein oder andere einen schweren Rucksack mit sich herum.“

Interessante Statistik: Stürmer Sadio Mané hatte in den ersten 45 Minuten weniger Ballkontakte als Bayern-Keeper Yann Sommer.

Ballack schaute auch auf den Trainer: „Thomas Tuchel war auch nicht so aktiv an der Seitenlinie. Das spricht Bände. Er war am Anfang bei den ersten Spielen hier aktiver. Er merkt auch irgendwo, dass die Jungs verunsichert sind. Er muss in die Köpfe rein, er braucht Emotionalität. Bayern braucht wohl nur ein Tor, Hertha ist doch nach vorne harmlos.“

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Doch auch nach 60 Minuten war Ballack enttäuscht von seinem Ex-Klub: „Das kann Tuchel nicht gefallen, viel zu viele Fehler und langsamer Spielaufbau. Das Selbstvertrauen ist nicht da und keine Körpersprache.“

Dann rappelte es: 1:0 für die Bayern. In der 69. Minute köpfte Serge Gnabry das Tor. Ballack war dennoch nicht überzeugt: „Es wäre mehr drin für Hertha, denn die Bayern sind nicht sattelfest. Mit Hertha hat man eigentlich einen Gegner, an dem man sich aufbauen kann. Das haben sie nicht geschafft, die Bayern, das muss man ganz klar sagen.“

Doch als ob sie die Worte des Kritikers auf dem Platz gehört hätten – die Bayern kamen zum 2:0 durch Kingsley Coman (79.). Bayern würgt sich zum Sieg – ob dieser Arbeitssieg den Knoten bei einigen löst?

Nach dem Sieg zog Ballack ein Fazit: „Die Bayern haben sich lange Zeit schwergetan. Coman hat den Unterschied ausgemacht. Wenn es gefährlich wurde, hat er das kreiert. Er hilft den Bayern unheimlich in dieser schwierigen Phase. Mane ist aber ein Schatten seiner selbst. Das war viel Standfußball, behäbig und langsam. Zu viele Spieler auf dem Platz, die einfach nicht in Form sind.“

Wontorra fragte, ob es für Ballack meisterlich gewesen sei? Ballack sagte: „Natürlich haben sich die Bayern meisterlich präsentiert, weil sie das Ergebnis eingefahren haben. Das ist nicht immer einfach in so einer schwierigen Situation. Sie haben ihre Pflichtaufgabe erfüllt, mehr aber auch nicht. Da ist viel Luft nach oben.“

Dann kam Tuchel zum DAZN-Duo Wontorra und Ballack und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch. Zunächst sagte Tuchel, das er den Umständen entsprechend zufrieden sei: „Es ging erstmal drum, nichts zuzulassen und durchgehend konzentriert zu spielen. Das erste Tor hat ein bisschen zu lange gedauert, wir haben viele Chancen liegen lassen. Das Selbstvertrauen ist nicht so groß. Aber wir sind ruhig geblieben. Durchatmen und weiter machen.“

Ballack hatte erkannt: „Die Situation ist auch für die Bayern neu, dass es in der Meisterschaft so eng ist.“ Tuchel zur Gesamtsituation: „Wenn man als Trainer im April reinkommt, läuft ja nicht alles rund, sonst gäbe es die Stelle ja nicht. Aber uns ist bewusst, dass jeder will.“

Dann kam er ins Plaudern: „Wir brauchen momentan alles, manchmal ein bisschen Feuer – haben wir diese Woche auch schon gehabt – und heute war Ruhe angesagt, weil ich das Gefühl hatte, alle sind bereit.“

Wontorra hakte nach: „Wann haben Sie Feuer gegeben, die Woche?“ Tuchel: „Sage ich nicht, aber es war nicht im Training. Im Training war alles gut. Aber es gab mal eine emotionale Ansprache noch.“ Wontorra hakte wieder nach: „Eine extra emotionale Ansprache?“ Tuchel musste grinsen: „Eine extra...“ Wontorra: „Wie sieht das aus?“ Tuchel fühlte sich nicht mehr wohl: „Sage ich doch nicht. Ich habe es ja jetzt schon bereut, dass ich davon gesprochen habe.“ Wontorra: „Ja gut, dann entlassen wir sie für heute.“

Die Bayern im Frühling 2023 - sie suchen ihre Form, um wenigstens Deutscher Meister zu werden. Ballack glaubt dran: „Dortmund hat zweimal die Chance nicht genutzt, gegen Stuttgart und Bochum. Jetzt spricht viel für die Bayern.“