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Bayern-ChaosTuchel-Fehlstart, Fan-Aufstand, Sturm-Krise – wer ist der große Schuldige?

Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic bei einer Pressekonferenz nach dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel beim FC Bayern München.

Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic stehen bei der Krise des FC Bayern München plötzlich im Mittelpunkt. Das Foto entstand am 25. März 2023.

Der FC Bayern München ist nach dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel in zwei von drei Wettbewerben ausgeschieden. Wie geht es weiter? Und wer trägt die Schuld?

von Denis Canalp  (can)

Das hatten sich die Bayern ganz anders vorgestellt. Als der Rekordmeister vor rund vier Wochen die Trennung von Ex-Trainer Julian Nagelsmann (35) sowie gleichzeitig die Anstellung Thomas Tuchels verkündet, träumen die Bayern-Bosse noch von drei Titeln.

Ende April sieht es an der Säbener Straße längst nicht mehr so rosig aus. Nagelsmann ist Geschichte – und zwei Titel ebenfalls. Nach dem Aus im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg folgte das Ausscheiden in der Champions League gegen Manchester City mit Ex-Coach Pep Guardiola (52).

Fehlstart für Thomas Tuchel beim FC Bayern

Und selbst in der Bundesliga läuft längst nicht alles nach Plan für die Bayern und Thomas Tuchel (49). Nach dem 4:2 über Borussia Dortmund im Premieren-Spiel des neuen Bayern-Trainers kam der Rekordmeister im zweiten Bundesliga-Spiel unter Tuchels Leitung zu einem 1:0-Zittersieg in Freiburg, ehe es gegen Abstiegskandidat Hoffenheim nur zu einem 1:1 reichte. Ein ernüchternder Start für Tuchel an der Säbener Straße!

Alles zum Thema Julian Nagelsmann

Nach dem Aus gegen Manchester City in der Königsklasse geriet vor allem Vorstands-Chef Oliver Kahn (53) in die Schusslinie. Mehrere Quellen berichteten bereits, dass eine Ablösung des Bayern-Bosses nur noch eine Frage der Zeit sei. Es wurde reflexartig über ein Comeback von Uli Hoeneß (71) als Kahn-Nachfolger spekuliert, auch dessen Sohn Florian (42) wurde von verschiedenen Experten ins Spiel gebracht.

Bayern-Präsident Herbert Hainer (68) dementierte wenig später diese Berichte, doch Restzweifel bleiben, ob Kahn die Krise unbeschadet im Amt überlebt.

Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) gerät derweil auffällig wenig in die Kritik. Dies könnte damit zu tun haben, dass der frühere Bayern-Mittelfeldspieler sehr gute Beziehungen zum früheren Bayern-Macher Uli Hoeneß (71) pflegt. Es scheint so, als ob Hoeneß seine schützende Hand über „Brazzo“, den er einst höchstpersönlich ins Amt des Sportdirektors hievte, hält.

Doch welche Rolle spielt Hoeneß, mittlerweile nur noch Aufsichtsratsmitglied und Ehrenpräsident, noch immer bei den wichtigen Personalentscheidungen beim FC Bayern? Dies ist eine der zentralen Fragen derzeit beim Rekordmeister. Neben der Frage, wer bei den Bayern denn nun Schuld an der Krise und dem Chaos beim Rekordmeister hat.

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Die Verpflichtung von Julian Nagelsmann

Die Verpflichtung von Julian Nagelsmann als Cheftrainer bei den Bayern dürfte auf die Kappe von Hasan Salihamidzic gehen. Er war der absolute Wunschtrainer des Bosniers.

Auch Hoeneß soll schon seit Jahren viel von Nagelsmann gehalten, allerdings auch Zweifel aufgrund des Alters gehabt haben. Nach der ersten Saison von Nagelsmann sollen diese Zweifel nicht kleiner geworden sein. Die genaue Haltung von Kahn zu Nagelsmann ist nicht klar.

Die Transferpolitik des FC Bayern

Auch hier steht der Sportvorstand Salihamidzic im Zentrum der Kritik. Die Entscheidung, den nach Barcelona abgewanderten Robert Lewandowski durch den Flügelstürmer Sadio Mané (31) zu ersetzen, um die Bayern-Offensive flexibler zu gestalten und mit mehr Überraschungseffekten auszustatten, hat er letztlich zu verantworten. Doch auch Nagelsmann ist hier nicht komplett aus der Verantwortung zu nehmen.

Hätte der damalige Trainer mit Vehemenz auf einen echten und gestandenen Neuner gepocht, ist es schwer vorstellbar, dass ihm dieser Wunsch nicht auch erfüllt worden wäre. Schließlich gaben die Bayern für Mané 32 Millionen Euro aus, Sturm-Talent Mathys Tel (17) war ihnen 20 Millionen Euro wert und Abwehr-Star Mathijs de Ligt (23) satte 67 Millionen Euro.

Der Kader sollte der beste der Geschichte des FC Bayern sein, jetzt stellt sich heraus, dass er nicht besonders ausgewogen zusammengestellt wurde. Einerseits tummeln sich im Kader fünf rechte Verteidiger, andererseits fehlen ein defensiver Mittelfeldspieler, der das Spiel lenken kann und ein Stürmer, der verlässlich auf höchstem Niveau trifft.

Die Taktik des FC Bayern

Der auskunftsfreudige Nagelsmann hatte im Sommer frohlockt, dass die Bayern-Offensive künftig ohne Lewandowski nicht mehr so leicht auszurechnen sei. Die Realität sieht anders aus: Mal zauberten die Nagelsmann-Bayern und spielten den Gegner an die Wand, mal lief wenig zusammen.

Die fehlende Konstanz seiner Mannschaft wurden ihm ebenfalls zum Verhängnis, wie die fehlende Dominanz – und schlechte Ergebnisse in der Bundesliga. Selbst seine bis dato makellose Bilanz in der Champions League konnte die Bayern-Bosse nicht überzeugen.

Die Entlassung von Julian Nagelsmann bei den Bayern

Nagelsmann plötzliche Demission gefiel nicht allen im Bayern-Kosmos. Vor allem in der aktiven Fan-Szene ist Bayern-Fan Nagelsmann auch jetzt noch sehr beliebt, was auch die kritischen Banner im Spiel gegen Manchester City zum Ausdruck brachten. „Ziele dürfen verfehlt werden – Werte des Vereins nicht! Führungspolitik hinterfragen!“, war da in großen Buchstaben in der Südkurve zu lesen.

Wer am Ende von den Bayern-Bossen die Entscheidung traf, sich von Nagelsmann zu trennen, ist nicht ganz klar. Auf der dazugehörigen Pressekonferenz wirkte Salihamidzic emotional aufgewühlter als Kahn. Im Hintergrund soll Hoeneß aber auch seine Finger im Spiel gehabt – und am Ende den Daumen gesenkt – haben. Es ist zu hören, dass Hoeneß Salihamidzic für das konsequente Abrücken vom Ex-Trainer intern gelobt haben soll.

„Julian Nagelsmann hätte nach der Niederlage in Leverkusen (1:2) nicht in den Skiurlaub fahren dürfen. Wäre er in München geblieben, hätte man sich am Montag oder Dienstag zusammengesetzt und gesprochen. Und, wer weiß, was dann passiert wäre?“, hatte Hoeneß die Entlassung Nagelsmann recht sachlich kommentiert.

Der Zeitpunkt überraschte alle, doch intern soll schon spätestens seit der 2:3-Niederlage in Gladbach am 18. Februar 2023 über Nagelsmann diskutiert worden sein.

Die Verpflichtung von Thomas Tuchel

Auch hier soll Hoeneß hinter den Kulissen ordentlich mitgewirkt haben. „Seine zwei Pressekonferenzen waren summa cum laude, eine druckreife Ausdrucksweise. Das ist Bayern München. Er hat diesen Verein in zwei Tagen verinnerlicht“, sagte Hoeneß nach Tuchels Verpflichtung begeistert.

Hoeneß soll schon seit einem Treffen 2015 mit Tuchel, Guardiola und dem damaligen Technischen Direktor Michael Reschke (65) vom in Bayern geborenen Trainer fachlich überzeugt sein.

Die aktuelle sportliche Krise des FC Bayern

Thomas Tuchel ist nicht ideal in den neuen Job gestartet. Trotz der schlechten Bilanz steht er aber intern nicht in der Kritik. Dass er mitten in der Saison bereit war, das Risiko einzugehen, das Traineramt zu übernehmen, wird ihm hoch angerechnet.

Trotz zweier verspielter Titel steht Tuchel kein bisschen in der Kritik. Er wird an den Ergebnissen und der Spielweise in der kommenden Saison gemessen. Intern sollen die Bayern-Bosse davon überzeugt sein, dass die Ergebnisse mit Nagelsmann gegen Manchester City nicht besser gewesen wären.

Vielmehr lasten sie die aktuelle Verunsicherung im Bayern-Kader Nagelsmann an, der es in mehr als eineinhalb Jahren nicht geschafft hat, ein klares Spielsystem zu implementieren. Tuchels Versuch, die teils vogelwilde Defensive zu stabilisieren, trägt zwar erste Früchte, geht aber auf Kosten der Offensive. Für die kommende Saison plant Tuchel mit einem neuen Sechser und einem echten Neuner – ein sinnvoller Plan.

Die Schuld an der derzeitigen Bayern-Krise muss auf mehrere Schultern verteilt werden. Wer meint, dass Oliver Kahn die alleinige Verantwortung trägt, der liegt falsch. Natürlich hält er am Ende als Vorstandschef den Kopf für die sportlichen Entscheidungen hin, doch auch die Rollen von Hasan Salihamidzic, Uli Hoeneß sowie Julian Nagelsmann dürfen nicht außer Acht gelassen und sollten kritisch hinterfragt werden. (can)