Nagelsmann oder doch De Zerbi?Trainersuche wird zum Machtkampf der Bayern-Bosse

Uli Hoeneß, Max Eberl, Christian Dreesen und Herbert Hainer sitzen auf der Tribüne in der Allianz-Arena.

Ehrenpräsident Uli Hoeneß, Sportvorstand Max Eberl, Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen, Präsident Herbert Hainer (v.l.n.r.) sitzen bei Bayerns 0:2 gegen Dortmund am 30. März 2024 bedient auf der Tribüne.

Der FC Bayern hat für die kommende Spielzeit noch immer keinen neuen Trainer unter Vertrag. Wunschkandidat Xabi Alonso sagte dankend ab, kommt jetzt Julian Nagelsmann? Oder doch der Italiener Roberto De Zerbi? Es droht ein Bosse-Machtkampf.

von Denis Canalp  (can)

Meistermacher Xabi Alonso (42) sollte neuer Bayern-Trainer werden, darauf hatten sich alle Verantwortlichen vom FC Bayern verständigt. So viel Harmonie bei der Trainersuche an der Säbener Straße ist durchaus ungewöhnlich. Der Haken an der Sache: Xabi Alonso gab seinem Ex-Klub einen Korb, bleibt stattdessen lieber bei Bayer Leverkusen.

Die unüberschaubare Kandidatenliste der Alonso-Alternativen schrumpfte zuletzt in rasantem Tempo. Aktuell werden maximal noch drei ernsthafte Namen bei den Bayern als Nachfolger für Thomas Tuchel (50) gehandelt: Julian Nagelsmann (36), Roberto De Zerbi (44) und Ralf Rangnick (65).

FC Bayern: Kommt Julian Nagelsmann zurück?

Ohne Makel sind sie aber alle nicht: Österreichs aktueller Trainer Rangnick passt mit seinem Konter-Fußball nicht so ganz ins Profil der Bayern, Brighton-Coach De Zerbi fehlt die Erfahrung, einen großen Klub bereits trainiert zu haben. Und der im März 2023 entlassene Nagelsmann hat schon seine ganz eigenen Erfahrungen mit dem FC Bayern gemacht.

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Und doch gilt Nagelsmann als der große Favorit aus diesem Trio. Es soll sogar schon zum Austausch mit den Bayern gekommen sein und der Ex- und vielleicht Bald-Wieder-Trainer soll bei dem Treffen sein Interesse am Comeback signalisiert haben. Alles klar mit Nagelsmann also?

Doch so einfach ist es nicht! Während bei der Kandidatenliste große Einigkeit unter den Bayern-Bossen herrschte, sieht es bei der endgültigen Entscheidung wohl anders aus. Zumindest lässt sich eine Aussage von Lothar Matthäus (63) bei „Sky“ so deuten.

Der deutsche Rekordnationalspieler sagte am Samstag: „Bei Bayern München brauchst du einige Fürsprecher, um den Deal auch durchzuziehen. Wenn jetzt alle dafür wären, wäre Julian Nagelsmann wahrscheinlich morgen im Büro. Das ist er nicht. Deswegen gibt es wahrscheinlich den einen oder anderen, der nicht dafür ist.“ Rumms! Was Matthäus andeutet: Hinter den Bayern-Kulissen tobt (mal wieder) ein Machtkampf der (Ex)-Bosse.

Jahrzehntelang hielten Uli Hoeneß (72) und Karl-Heinz Rummenigge (68) die Zügel beim FC Bayern in ihren Händen. Offiziell haben sich die beiden ehemaligen Weltklasse-Spieler aus dem Tagesgeschäft des Rekordmeisters schon längst zurückgezogen, inoffiziell haben die beiden Ex-Bosse immer noch das Sagen beim FC Bayern. Und sehr oft unterschiedliche Meinungen, was den zukünftigen Trainer beim FC Bayern betrifft. Das hat längst Tradition in München.

Als beide auch noch offiziell die höchsten Ämter im Klub bekleideten, gab es irgendwann die Regel, dass die beiden sich bei der Bestimmung des neuen Übungsleiters abwechselten. Rummenigge holte beispielsweise Carlo Ancelotti (64), Hoeneß hob dafür danach Niko Kovac (52) im Alleingang ins Amt.

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Und jetzt? Italien-Liebhaber Rummenigge soll eine Verpflichtung De Zerbis empfehlen, während Hoeneß sich anscheinend für eine zweite Amtszeit Nagelsmanns erwärmen könnte. Und die anderen Bosse? Präsident Herbert Hainer (69) schlägt sich – wie eigentlich immer in sportlichen Fragen – auf die Hoeneß-Seite. Auch CEO Jan-Christian Dreesen (56) soll für ein Nagelsmann-Comeback plädieren.

Der neue Sportvorstand Max Eberl (50) könnte wohl mit beiden Möglichkeiten leben, soll aber von De Zerbi geradezu begeistert sein. Auch Sportdirektor Christoph Freund (46) tendiert angeblich zum Italiener. Das ergibt eine ungünstige Pattsituation: 3:3.

Die Zeit drängt. Während andere Klubs schon Transfers für die kommende Saison planen, brauchen die Bayern nach einer titellosen Saison erst den Trainer, dann den personellen Umbruch auf dem Platz. Dazu bedarf es einer gewissen Einigkeit, aber die fehlt derzeit an allen Ecken und Enden im Klub.