Der FC Bayern München macht sich vor dem Klassiker gegen Borussia Dortmund bereit für den zehnten Meistertitel in Folge. Die Stimmung von Bayern-Trainer Julian Nagelsmanns ist trotzdem getrübt.
FC Bayern gegen BVBKlassiker wird zum Duell der Enttäuschten – Nagelsmann freut sich auf Bierdusche
Am Samstag (23. April 2022) will der FC Bayern seine Fans mit dem zehnten Meister-Titel in Folge im direkten Duell mit Borussia Dortmund besänftigen. Das Weißbier für die Trostpreis-Feier steht schon bereit, die Schale ist für den Europa-Rekord entstaubt – und auch der BVB soll nicht zum Partycrasher werden.
„Ich bin ich offen für alles, auch für eine Bierdusche“, sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (34) am Donnerstag (21. April 2022) und ergänzte mit einem Lächeln: „Ich habe mal gelesen, dass eine Bierkur für die Haare ganz gut sein soll. Es ist eine Tradition und Traditionen sollte man pflegen“.
Uli Hoeneß über zehnten Meister-Titel: „Kein Mensch freut sich“
Bayern gegen Dortmund, der deutsche Klassiker, das wohl letzte Bundesliga-Duell der Top-Stürmer Robert Lewandowski (33) und Erling Haaland (21), 75.000 Fans in der ausverkauften Arena, Millionen an den Bildschirmen: „Das ist ein sehr würdiger Rahmen“, meinte Nagelsmann. Dennoch konnte und wollte auch er dem Eindruck nicht widersprechen, dass es am Samstag (18.30 Uhr/Sky) in München zum Duell der Enttäuschten kommt: „Das ist so.“
Während der arg ersatzgeschwächte BVB sich bereits für den Großangriff auf den „ewigen“ Rivalen in der nächsten Saison rüstet, knabbern die Bayern noch immer am Aus in der Champions League. „Die letzten zwei Wochen trüben das Stimmungsbild“, gestand Nagelsmann, es gebe „viele Dinge, die mich beschäftigen“. Er liebe seinen Job und wolle sich für seine erste Meisterschaft mit einer Radtour über die Alpen belohnen, aber: „Ich bin ein Ehrgeizling.“ Und deshalb ist auch ihm die Schale nicht genug.
Zehn Meisterschaften hintereinander – das gab es in den fünf europäischen Top-Ligen noch nie. Dennoch: Für die Münchner ist es eine Pflichtübung, selbst Ehrenpräsident Uli Hoeneß (70) bekannte verärgert: „Kein Mensch freut sich.“
Julian Nagelsmann über FC Bayern: „Nicht bei der freiwilligen Feuerwehr“
Für Nagelsmann soll die „Salatschüssel“ aber joberhaltend wirken. „Wenn ich sie nicht holen würde, wäre ich hier nicht mehr Trainer“, sagte er. Schließlich arbeite er für den stets hochambitionierten FC Bayern – und nicht „bei der freiwilligen Feuerwehr Süd-Giesing“.
Der 34-Jährige machte einen sehr nachdenklichen Eindruck, all die Debatten haben Spuren hinterlassen. Seinen Spielern gab er in einer längeren Ansprache am Donnerstag mit, dass auch sie „einen Tick zu viel“ zu all den Diskussionen rund um den Rekordmeister beigetragen hätten.
FC Bayern gegen Borussia Dortmund: BVB fehlen acht Stammspieler
Spektakel scheint garantiert: Es treffen die beiden besten Sturmreihen aufeinander (89:76 Tore), in neun der jüngsten zehn Liga-Duelle fielen mindestens vier Treffer. Die Bayern gewannen die letzten sieben Klassiker zuhause bei 30:5 Toren und streben den achten Pflichtspielsieg in Serie gegen den Rivalen an.
Kann es die Borussia verhindern? „Das ist die Aufgabe, das ist das Ziel“, sagte Trainer Marco Rose (45), der insgesamt acht Stammspieler ersetzen muss. Bei den Bayern sind fast alle Stammspieler fit, nur hinter Kingsley Coman (25, Sprunggelenk) steht ein kleines Fragezeichen. Der künftige Dortmunder Niklas Süle (26), glaubt Nagelsmann, wolle „beweisen, dass er zurecht geholt wurde“.
Auch der Coach kündigte „Vollgas“ an. „Wenn sowas Normalität wird“, sagte er über die eher gedämpfte Meister-Euphorie, „muss man sich einen neuen Job suchen.“ Und das hat er trotz all des jüngsten Frusts und Ärgers nicht vor. „Wenn wir Meister werden, wird sicherlich auch was auf dem Marienplatz stattfinden.“ (sid/mn)