Das Fortuna-ZeugnisTrainer und Management: Bochum verhindert die 1 für Thioune

Daniel Thioune beim Relegations-Rückspiel.

Hier endete eine tolle Saison im Drama: Daniel Thioune beim Relegations-Rückspiel am 27. Mai 2024.

Fortuna Düsseldorf verpasste den Aufstieg in die Bundesliga in der Relegation denkbar knapp. Trotzdem kann man den Akteuren ein gutes Zeugnis ausstellen. Heute in Teil 4: Trainer und Management.

von Volker Geissler  (vog)

Was für die Bayern 1999, die Schalker 2001 und die Dortmunder 2023 ist, das hat nun Fortuna: das Super-Drama ganz zum Schluss, als alle schon in Feierlaune sind.

In den vergangenen Tagen hat EXPRESS.de den Spielern ihr Saisonzeugnis für eine Spielzeit ausgestellt, die niemals jemand vergessen wird. Im letzten Teil geht es heute um die Trainer und die Sportliche Leitung. Hier geht's zu Teil 1 (Torwart und Abwehr), Teil 2 (Mittelfeld) und Teil 3 (Angriff).

Chefcoach Daniel Thioune und sein Trainerteam

Bis vor etwas mehr als einer Woche war im Prinzip alles klar, schließlich lieferte die Mannschaft von Daniel Thioune fast konstant über das gesamte Jahr ab und das unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen.

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Der Auftakt war eher taktisch geprägt. 1:0 gegen Hertha, 0:0 am Millerntor. Fortuna Unterhaltungswert war nicht gerade am Anschlag, dafür wurde ordentlich gepunktet.

Zum Ärgernis wurde in der Folge, dass sich Fortuna in der heimischen Arena sehr oft sehr früh einen einschenken ließ und damit oft Rückständen hinterherlaufen musste. Das hatte dann teilweise aber auch mächtiges Spektakel zur Folge. Untervergessen bleibt unter anderem das 4:3 nach 0:3-Rückstand gegen Kaiserslautern bei der Premiere von „Fortuna für alle“. Thioune und seine Mitstreiter mussten zu Spielbeginn noch öfter schlucken, fanden dann im Laufe der Partie häufig doch die richtigen Lösungen.

Als es dann zu Beginn der Rückrunde nicht mehr richtig lief, verordnete Thioune seinem Team das Ende des Hurra-Stils und die Rückkehr zum Ergebnis-Fußball. Mit durchschlagenden Erfolg, seine Truppe legte 15 Ligaspiele ohne Niederlage hin.

Nebenbei sorgte die Reise durch den DFB-Pokal für Begeisterung in Düsseldorf. In Unterhaching wurde aus einem 0:2 noch ein 6:3, in Magdeburg warf Thioune Joker Jona Niemiec ins Rennen, der in den letzten Minuten aus einem 0:1 noch ein 2:1 machte. Der Sieg auf dem Kiez sorgte dann sogar für das erste Halbfinale seit 28 Jahren. Dass Fortuna ausgerechnet das Albtraum-Los Leverkusen erwischte, dafür können die Trainer nichts.

Doch dann kam dieser verdammte 27. Mai. Fortunas Fans waren nach dem 3:0-Hinspielsieg in Bochum in Feier-Laune zum Relegations-Rückspiel in die Arena gekommen. Es wurde eines der größten Horror-Matches in der Vereinsgeschichte.

Warum Thiounes Mannschaft, die vier Tage zuvor noch so begeistert hatte, plötzlich wie gelähmt auftrat, kaum Zweikämpfe gewann und nur noch blind die Bälle nach vorne kloppte, wird ein Geheimnis bleiben. Ebenso, warum der Trainer im Laufe der Partie mehrere Spieler vom Feld nahm, die erwiesenermaßen den Unterschied ausmachen können. Auch Thioune, dem im Laufe der Saison so oft etwas Gutes eingefallen war, wirkte an der Seitenlinie hilflos. Dieser Abend kostet in der Bewertung eine ganze Note. Weil das allermeiste aber positiv war und dem Coach in der neuen Saison zuzutrauen ist, dass aus dem Albtraum kein Trauma wird, gibt es die Note 2

Klaus Allofs, Christian Weber und ihre Mitstreiter

In einer Stadt, die so sehr nach dem Aufstieg lechzt gibt es leichtere Aufgaben als dafür den richtigen Kader zusammenzustellen, wenn mit Dawid Kownacki auch noch der beste Stürmer ablösefrei gegangen ist.

Fortunas Machern ist das gelungen, sie tätigten einige echte Glücksgriffe. Los ging es mit zwei Spielern aus der Freiburger Reserve: Yannik Engelhardt und Vincent Vermeij begannen ihre Saison auf der Bank, wurde später dann aber zu absoluten Stützen der Mannschaft. Auch Jamil Siebert kam aus der 3. Liga, er war zuvor anderthalb Jahre an Viktoria Köln ausgeliehen. Dort entwickelte sich der Innenverteidiger zu einem Top-Mann, der im Laufe der Saison auch die bis dahin gesetzten Jordy de Wijs und Kapitän Andre Hoffmann verdrängte.

Es fehlte aber noch das gewisse Etwas, und das holten Allofs und Weber in Form von Leihgeschäften. Isak Johannesson sicherte sich viel Spielzeit und war an vielen Toren beteiligt. Wenn man alleine an die Pokal-Kohle denkt, die ohne den Dreierpack des Isländers in Unterhaching nicht möglich gewesen wäre, hat sich seine Verpflichtung bereits gelohnt.

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Den Jackpot erwischten die Macher aber mit Christos Tzolis. 22 Liga-Tore, drei Vorlagen im Relegations-Hinspiel der Grieche hätte Fortuna beinahe im Alleingang in die Bundesliga geschossen. Dort wird man ihn vermutlich in der nächsten Saison dennoch sehen, dann leider in einem Trikot. Union Berlin und Werder Bremen sollen heiße Kandidaten sein.

Wenn er denn geht, gibt es immerhin noch ein finanzielles Abschiedsgeschenk für Düsseldorf. Fortuna hat Tzolis für 3,5 Millionen Euro fest verpflichtet, allerdings besitzt der eine Klause, für sechs Millionen Euro wechseln zu können. Würde zumindest einen satten Gewinn bedeuten, mit dem ein neuer Angriff 2025 gestartet werden soll.

Tolle Arbeit also von Allofs und Weber, die im Laufe der Saison zudem etliche Vertragsverlängerungen von Stammspielern verkünden konnten. Leichte Abzüge gibt es für die Winter-Transfers, die zwar die Kadergröße auf ein erträgliches Maß erhöhten, sportlich aber kaum zündeten. Note 2