Frauenfußball boomt – und das spiegelt sich nun auch im neuen Fernsehvertrag wider, den der DFB am Mittwoch präsentierte.
TV-Vertrag mit Wow-EffektFrauenfußball stößt in neue Dimensionen vor – künftig auch Montagsspiele
Fernsehrevolution im Frauenfußball: Mit dem Rückenwind der EM-Euphorie haben Bundesliga und Nationalmannschaft einen medialen Quantensprung gemacht.
Die Ligaspiele werden künftig auf diversen Sendern gezeigt, wodurch die Erlöse um unglaubliche 1600 Prozent auf 5,175 Millionen Euro pro Saison steigen. Gleichzeitig hat sich die deutsche Auswahl ihr lang ersehntes Recht auf TV-Primetime verbriefen lassen.
Frauen-Bundesliga ändert Anstoßzeiten
„Wir stoßen wirtschaftlich in neue Dimensionen vor. Das ist genau das Ergebnis, das wir uns erhofft haben“, sagte der zuständige Geschäftsführer Holger Blask am Mittwoch (12. Oktober 2022) bei der Präsentation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): „Das geht mit der Verantwortung einher, weitere Schritte in Richtung Professionalität zu gehen.“
Der erste Schritt hat allerdings bereits für einen Wow-Effekt gesorgt. Bei der erstmals eigenständig durchgeführten Auktion sicherten sich der bisherige Platzhirsch MagentaSport und DAZN parallel die Rechte an den 132 Saisonspielen für die Spielzeiten 2023/24 bis 2026/27. Auch ARD, ZDF, Sport1 und Sky sind an Bord. Alle sechs Partien eines Spieltags werden von Freitag bis Montag eine eigene Anstoßzeit haben, neu hinzukommen wird das Montagsspiel.
Die Rechte an den Länderspielen der Vize-Europameisterinnen bleiben bis 2027 bei ARD und ZDF. Im Vertrag ist allerdings eine Klausel enthalten, wonach mindestens zwei Begegnungen pro Jahr abends in der Primetime gezeigt werden müssen. Abendspiele waren zuletzt der stetig geäußerte Wunsch der Spielerinnen.
„Mit dieser Vereinbarung erhält der Fußball der Frauen in Deutschland einen weiteren Schub“, sagte ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten. Konkret werden im Free-TV zehn Ligaspiele pro Saison live bei ARD oder ZDF zu sehen sein, die 22 Montagsspiele gibt es bei Sport1. Zusammenfassungen sind unter anderem auch bei Sky zu sehen.
Durch dieses Paket rangiert die Bundesliga laut Blask bei den Einnahmen international auf Platz zwei hinter England. Wie die Erlöse ausgeschüttet werden, soll laut DFB „noch beraten“ werden.
Auch wenn sich ein Vergleich mit der Männer-Bundesliga verbietet (1,1 Milliarden Euro pro Saison), haben die DFB-Verantwortlichen bei der Auktion offenbar alles richtig gemacht. „Wir haben den Zeitpunkt bewusst hinter die EM gesetzt, weil wir gehofft haben, dass die Nationalmannschaft eine Begeisterung auslöst“, sagte Blask: „Mehr Sichtbarkeit konnten wir kaum erreichen. Jedes einzelne Spiel läuft auf den großen Plattformen. Wir erhoffen uns eine signifikante Reichweiten-Steigerung. Auch der Montagabend ist eine riesige Chance, weil da keine andere Liga spielt.“
Schon jetzt boomt die Liga. Nach Angaben der Telekom verfolgen seit dieser Saison mehr als doppelt so viele Zuschauer wie in der vergangenen Spielzeit die Live-Spiele auf MagentaSport. Zudem waren zum Saisonauftakt zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München (0:0) 23.200 Zuschauer gekommen. Das bedeutete eine Rekordkulisse für die Liga.
Spielerinnen wie Verantwortliche hoffen darauf, dass die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit anhält. So soll der Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beschritten werden. Zuletzt sah es in dieser Hinsicht auch bei der Nationalmannschaft gut aus. Zum ersten Heimspiel nach der EM-Endrunde kamen am vergangenen Freitag 26.835 Besucher nach Dresden.
Zudem sahen durchschnittlich 3,23 Millionen Zuschauer in der ARD das 2:1 in der Neuauflage des EM-Halbfinals gegen Frankreich. (sid)