Der DFB hat den Vertrag mit Bundestrainer Julian Nagelsmann vorzeitig bis 2028 verlängert. Ein zu diesem Zeitpunkt unnötiger Schritt.
Vertrag mit Nagelsmann verlängertDer DFB wiederholt seinen Fehler von 2018
Julian Nagelsmann bleibt Bundestrainer. Mindestens bis nach der EM 2028. Das gab der DFB am Freitag (24. Januar 2025) bekannt. Der DFB überrascht mit diesem Schritt – und bringt sich selbst in die Bredouille. Zumindest, wenn die WM 2026 nicht wie gewünscht verläuft. Oder eben gerade nach Wunsch. Ein Kommentar.
Die Absicht, die der DFB mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung – Nagelsmanns Kontrakt lief ursprünglich bis nach der WM 2026 –verfolgt, ist klar. Der Verband will ein Zeichen setzen. Doch ist das zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nötig? Eher nicht! Die Verlängerung zeigt vielmehr: Der DFB hat aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt.
Der DFB hat die Fehler aus der Vergangenheit schon wieder vergessen
Julian Nagelsmann hat es zweifelsfrei geschafft, Deutschland wieder hinter die Nationalmannschaft zu bringen. Die DFB-Auswahl ist wieder Deutschlands liebstes Kind, das war in den Jahren vor Nagelsmann nicht immer so.
Die Euphorie, die Nagelsmann mit seinem Trainer-Team und der neu zusammengestellten Mannschaft vor der EM im eigenen Land entfachte, verblasste auch nicht durch das jähe Viertelfinal-Aus in der Verlängerung gegen den späteren Turniersieger Spanien. Fans, Spieler und Trainer sind sich einig: Die Nationalmannschaft macht endlich wieder Spaß.
Man könnte meinen, dass eine vorzeitige Ausdehnung des Arbeitspapiers deshalb nur folgerichtig ist. Auf den ersten Blick richtig, doch im Fußball gelten andere Gesetze. Und beim DFB erst recht. Das beweist ein Blick in die Vergangenheit.
2018 verlängerte der DFB vor der WM in Russland den Vertrag mit dem damaligen Bundestrainer Jogi Löw ohne Not vorzeitig bis 2022. Löws Vertrag lief damals noch bis 2020. Eine Verlängerung war nicht notwendig, aber der DFB wollte unbedingt ein Zeichen setzen. Das Ergebnis: das blamable Vorrunden-Aus bei der WM.
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Die „Aufbruchstimmung“, die der DFB noch in der damaligen Pressemitteilung verspürt hatte, war jedenfalls schnell dahin. Trotzdem durfte Löw weitermachen, er hatte ja schließlich gerade erst einen Vertrag verlängert. Nach dem Achtelfinal-Aus bei der EM 2021 gegen England war Löw dann doch beim DFB Geschichte. Und das nicht einmal wegen des erneuten enttäuschenden Abschneidens, denn Löw hatte schon im März 2021 angekündigt, seinen Vertrag bis 2022 nicht erfüllen zu wollen.
Zurück in die Gegenwart. Und in die Zukunft. Die Szenarien für Nagelsmann sind recht übersichtlich: Sollte er mit seinem Team sportlich die Erwartungen nicht erfüllen können, kommt es wieder auf die Art und Weise und den Zeitpunkt an, wie Deutschland ausscheidet. Gerade glaubt zwar wirklich niemand an ein Vorrunden-Aus wie 2018 und 2022, doch sollte es so kommen, wird es schwierig den Bundestrainer im Amt zu halten. Ob der dann überhaupt noch will, sei auch einmal dahingestellt.
Wird er mit Deutschland Weltmeister, nicht weniger ist schließlich das Ziel des ehrgeizigen Bundestrainers, hätte Nagelsmann nach dem WM-Finale immer noch verlängern und dem Löw von 2014 nacheifern können, der als Weltmeister auch noch unbedingt Europameister werden wollte. Oder er hätte sagen können: „Das war es für mich. Ich trete auf dem Höhepunkt ab.“
Das Problem für den DFB: Letzteres kann Nagelsmann aber immer noch tun, Vertragsverlängerung hin, Vertragsverlängerung her – und niemand, auch beim DFB nicht, würde Nagelsmann diesen Schritt als Weltmeister übelnehmen. Und deshalb ist die vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem Bundestrainer kein wirkliches Zeichen vom DFB, sondern einfach nur unnötig.