Die beiden Länderspiele haben die deutschen Fans angezündet und den Glauben an eine tolle Heim-EM entfacht. Für Diskussionen sorgt nur noch der Trainer und der Kapitän. Ein Kommentar zur Lage.
Kommentar nach Doppel-SiegKapitän Kroos wäre die bessere Lösung – Nagelsmann sollte Zeichen setzen
Die Länderspiel-Tage mit den zwei Prestige-Siegen gegen Frankreich und die Niederlande haben eigentlich nur Sieger hervorgebracht. In vorderster Front darf sich Julian Nagelsmann (36) als der große Gewinner betrachten. Seine Personalentscheidungen und seine Taktik haben gesessen.
Der Bundestrainer hat den Fans den Glauben an eine erfolgreiche EM zurückgegeben. Zudem hat er durch seine Maßnahmen bewiesen, dass er der Richtige für das Sommer-Ereignis ist.
Lothar Matthäus gegen neuen Nagelsmann-Vertrag vor der EM
Nur wenige dunkle Wolken trüben derzeit noch den Nationalmannschafts-Himmel. Da ist zum einen die Hängepartie um den auslaufenden Vertrag des Bundestrainers. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (63) hat recht, wenn er fordert, dass sich der DFB nicht vorschnell binden sollte, ohne zu wissen, wie die EM ausgeht.
Da Nagelsmann bei seinem Kader knallhart das Leistungsprinzip einfordert und nach „Momentum“ nominiert hat, sollte er diese Maßstäbe auch bei sich ansetzen und ein klares Zeichen setzen.
Wenn er dem Verband eine Verlängerung mit Erfolgsklausel anbietet, wird dieser bestimmt einwilligen. Sollte der Rausch auch bei der EM anhalten, ist der Ex-Bayern-Coach für die Zukunft der Richtige. Bei einem erneuten vorzeitigen Turnier-Aus wäre das Verhältnis belastet.
Ein weiteres Diskussionsthema bietet Ilkay Gündogan (33). In seinem 75. Länderspiel musste der Kapitän nach knapp einer Stunde vom Feld. Nagelsmann wollte dies nicht als Degradierung verstanden wissen, sondern als Schutzmaßnahme auf Empfehlung des Teamarztes.
„Bei Barcelona spielt er jedes Spiel 90 Minuten, weil die viele Verletzte haben. Er war nicht taufrisch, das spürt er auch“, sagte der Bundestrainer. Auch in Frankreich enttäuschte der Mittelfeld-Star, räumte seine vielen Ballverluste intern selbstkritisch ein.
Als Gündogan bei seinem Abgang Toni Kroos (34) die Kapitänsbinde überreichte, steckte in der Szene viel Symbolik. Der Rückkehrer kann nach zwei ganz abgeklärten Leistungen direkt als Herz und Seele des deutschen Teams betrachtet werden. Der Real-Madrid-Profi wird bei der EM stets eine unverzichtbare Stütze der Mannschaft sein.
Bei Gündogan sieht die Lage schon anders aus. Mit Leroy Sané (28) drängt noch ein Offensiv-Künstler ins Team. Niclas Füllkrug (31) kann durch seine Strafraum-Präsenz helfen. Chris Führich (26) kam nun zweimal als belebendes Element.
Die beiden jungen Zauber-Künstler Jamal Musiala (21) und Florian Wirtz (20) sind zu Recht gesetzt. Nagelsmann könnte schneller, als ihm lieb ist, in die Situation kommen, dass er seinen Kapitän auf die Bank setzen muss. Mit Kapitän Kroos würde er auf Nummer sicher gehen.