Bielefeld-Idol lebt jetzt in KölnKlos’ Sohn ist schon FC-Mitglied: „Hoffe, dass meine Arminia den FC rächen kann“

Arminia-Idol Fabian Klos hält seinen Sohn im Arm.

Arminia-Idol Fabian Klos holt nach dem Klassenerhalt 2024 Frau und Kind von der Tribüne, um seinem Abschied zu feiern.

Fabian Klos hat es nach seiner Karriere nach Köln verschlagen. Die Vereinslegende von Arminia Bielefeld hatte auf ein Halbfinale seines Herzensvereins gegen den FC gehofft.

von Oliver Reuter  (reu)

Eine Bielefeld-Legende lebt jetzt in Köln. Fabian Klos (37) avancierte in 13 Jahren bei der Arminia mit 180 Toren in 461 Spielen und mehreren legendären Aufstiegsfeiern zum absoluten Publikumsliebling. Doch dann gewann eine Kölnerin sein Herz.

Wie es dazu kam, was die Arminia und den 1. FC Köln verbindet und weshalb der Drittligist im Pokal-Kracher gegen Titelverteidiger Bayer Leverkusen (Dienstag, 1. April 2025, 20.45 Uhr, ARD & Sky) ein fünftes Alm-Wunder schaffen kann, verrät Klos im EXPRESS.de-Interview.

Fabian Klos lernte seine Frau im Kölner Karnevel kennen

Früher waren Sie ein gefürchteter Gegner auf dem Platz und jetzt sind Sie Mitglied der Gemeinde.

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Fabian Klos: Na ja, ich weiß nicht, ob ich so gefürchtet war. So oft habe ich gegen den FC nicht gewonnen.

Die letzten Spiele in Köln endeten zumindest 1:3 und 1:5 ...

Fabian Klos: Ja, leider. Das war gefühlt achtmal Simon Terodde.

Was hat den Bielefelder Kultstürmer denn nach Köln verschlagen?

Fabian Klos: Relativ einfach, die Ehefrau. Die hat zehn Jahre lang mitten in Köln, im Agnesviertel, gelebt und ich habe sie im Kölner Karneval kennengelernt. Als wir uns dann entschieden haben, den weiteren Weg zusammenzugehen, hat sie gesagt: Das können wir gerne machen. Während du aktiv Fußball spielst, können wir das gerne auch in Bielefeld machen. Aber wenn du Richtung Karriereende gehst, dann bitte wieder in Köln. Das war für mich überhaupt kein Problem und deshalb haben wir uns dazu entschieden, in Hürth eine Doppelhaushälfte zu kaufen.

Dann haben Sie Ihre lieb gewonnene Wahlheimat verlassen, aber kannten Köln ja schon ganz gut.

Fabian Klos: Ja, als Tourist lernt man die Stadt etwas oberflächlich kennen. Aber wir haben uns zu Corona-Zeiten kennengelernt und durch die Corona-Pause konnte ich schon viel Zeit in Köln verbringen. Und wenn man dann einmal infiziert worden ist von den Kölnern, dann fühlt man sich sehr schnell auch sehr wohl hier.

Die Kontakte nach Bielefeld können Sie durch die geringe Entfernung ja auch weiterhin pflegen.

Fabian Klos: Auf jeden Fall. Ich habe 13 Jahre meines Lebens da verbracht. Das ist ein großer Lebensabschnitt. Und ich war ja auch nicht nur zum Fußballspielen da, sondern habe da auch gelebt und viele Leute kennengelernt. Ich bin ja auch jetzt noch oft in Bielefeld – egal, ob zu Spielen oder anderen Veranstaltungen vom Verein aus.

Parallelen gibt es in beiden Städten, was die Leidenschaft der Einwohner für den Fußball angeht.

Fabian Klos: Definitiv. Da gibt es viele Schnittpunkte. Wobei man etwas unterscheiden muss: In Bielefeld gibt es nur Arminia. Der Klub bestimmt auch den Alltag von vielen Menschen. In Köln hast du auch noch andere Möglichkeiten. Da gibt es noch die Haie und Viktoria in der dritten Liga und einen Traditionsverein wie Fortuna in der vierten. Aber nur auf den FC bezogen: Die FC-Fans sind wirklich den Arminia-Fans sehr ähnlich. Ich war schon ein paarmal im Stadion bei FC-Spielen und das macht auf jeden Fall Spaß. Im Wort Leidenschaft steckt auch Leiden drin. Das verbindet beide Vereine auch.

Arminia ist mit Nürnberg Rekordaufsteiger in die Bundesliga, was aber natürlich die Abstiege mit einschließt. Wieso ist auch der FC zu einer Fahrstuhlmannschaft geworden?

Fabian Klos: Relativ einfach: Wenn ein Verein wenig Fehler macht bei Transfers, bei der Besetzung von Positionen, sprich Trainer, Sportdirektor, Staff, dann ist er erfolgreich. Wenn er viele Fehler macht und vielleicht nicht den finanziellen Background hat, um die Fehler dann auch schnell zu korrigieren, dann geht es halt in die andere Richtung. Das ist im Fußball nicht anders als im Leben.

Sie haben mit Bielefeld zweimal sehr bitter die Relegation verloren. Was waren die Lehren daraus?

Fabian Klos: Persönlich habe ich da nicht viele Lehren draus gezogen. Als Spieler kann ich da nur mitnehmen, dass du es sportlich versaut hast. Aber gerade in der letzten Relegation gegen Wiesbaden, da ist in der ganzen Saison einfach alles schiefgelaufen. Da war keiner schuldlos daran, wir Spieler nicht, aber auch die anderen, die damals zuständig waren. Aber der Verein hat daraus die richtigen Lehren gezogen und ist deshalb in dieser Saison wieder auf einem sehr, sehr guten Weg.

Sie haben damals noch auf dem Platz ein bemerkenswertes Interview gegeben und Ihre Mitspieler als charakterlos bezeichnet.

Fabian Klos: Wir haben es auch nie geschafft, eine richtige Mannschaft zu werden. Weil wir ein paar Charaktere dabei hatten, die relativ frühzeitig vom Kopf her bei einem anderen Verein waren. Es sind ja auch viele, die mit uns in der Relegation gescheitert sind, bei guten Vereinen untergekommen. In der Saison hat einfach gar nichts gepasst, von daher war es die logische Konsequenz, dass es so geendet ist.

Der FC-Abstieg gehört sicherlich auch in die Kategorie „Vermeidbar“. Wie haben Sie den wahrgenommen nebst der Reaktion von Spielern ähnlich der Ihren damals, diesen Unfall zu reparieren?

Fabian Klos: Da bin ich immer ein Freund davon. Der FC hat sich natürlich selbst dieses schwere Los auferlegt mit der Transfersperre und hatte danach das Problem, in der Bundesliga zu bestehen. Aus der Bundesliga abzusteigen, ist natürlich nie schön, aber auch keine Schande. Ich finde, dass der FC in dieser Saison eine Entwicklung genommen hat, die anfangs der Saison die wenigsten noch gesehen haben. Auch die Verantwortlichen sind da ruhig geblieben, als es viel Gegenwind gab und die Ergebnisse auch nicht gepasst haben. Man muss zwar auch sagen, sie spielen jetzt keinen berauschenden Fußball, aber sie gewinnen die Spiele. Und darum geht es, wenn du aufsteigen willst. Allerdings gibt es gerade in der Offensive viele Verletzte, und die verpflichtet wurden, sind nicht so wie gehofft eingeschlagen.

Warum schafft es der FC trotzdem?

Fabian Klos: Beim FC muss man sagen, dass sie trotzdem eine richtig gute Qualität haben für die zweite Liga. Ja, Mainas Verletzung tut richtig weh, weil der auch richtig gut drauf war. Aber es sind noch genug Leute mit Qualität da. Und das gibt dir als Mannschaft einfach ein gutes Gefühl, wenn du weißt: Ok, vielleicht spielen wir gerade nicht überragend, aber trotzdem holen wir die Punkte, die wir brauchen. Und wir können immer noch 'ne Schippe drauflegen. Ich glaube schon, dass der FC einerseits die Qualität hat und andererseits bei den Heimspielen dieses krasse Faustpfand der Fans. Da sind 50.000 im Stadion, die den FC nach vorne peitschen, das ist schon beeindruckend.

Arminia ist aktuell nur Vierter, schafft sie es auch wieder hoch?

Fabian Klos: Bei Arminia ist was zusammengewachsen, schon in der Vorsaison, als es gegen den Abstieg ging. Da diese Situation überstanden zu haben, schweißt zusammen. Dann hat man sich gut verstärkt in der Sommerpause und im Winter auch noch mal nachgelegt das ist ja auch nicht selbstverständlich. Es gab diese kleine Schwächephase, aber da sind sie rausgekommen. Und auch in Bielefeld, wenn es zum Endspurt geht, sind die Fans alle da – egal ob zuhause oder auswärts. Die Leute sind einfach gut drauf. Von daher gehe ich davon aus, dass auch das ein gutes Ende nehmen wird.

Wie gut die Mannschaft spielen kann, zeigte sie im Pokal mit drei Siegen gegen Bundesligisten. Dann verlor sie in der Liga in Verl. Wie erklären Sie sich den Pokal-Boost?

Fabian Klos: Über diese besondere Atmosphäre auf der Alm im Pokal wurde schon viel gesprochen, das kann man auch nicht immer richtig in Worte fassen. Aber das ist schon besonders. Und dazu kommt: In der dritten Liga bist du als Arminia immer Favorit und musst das Spiel machen, und das fällt in Pokal gegen höherklassige Gegner halt weg. Du hast nicht diesen Druck des Gewinnenmüssens. Du willst aber gewinnen und kannst befreit aufspielen. Und ich finde, sie haben auch in jeder Runde gegen die Bundesligisten verdient gewonnen. Da war kein Glück dabei, das war auch spielerisch gut. Jetzt wartet natürlich mit Leverkusen die schwerstmögliche Aufgabe, aber es gab schon wildere Dinge im Fußball.

Ihr Traum-Halbfinale Bielefeld gegen Köln ist durch Leverkusens späten Ausgleichstreffer und Sieg in der Nachspielzeit vermasselt worden. War das aus Ihrer Sicht der Bayer-Dusel und kann Arminia den FC jetzt rächen?

Fabian Klos: Ich habe das Spiel ehrlicherweise gar nicht live gesehen, weil ich auf einer Karnevalssitzung war. Aber klar kann man immer sagen: Das war Bayer-Dusel. Es gab ja vorher auch diesen Bayern-Dusel lange Jahre. Aber es ist ja kein Dusel, sondern die Qualität, immer weiter zu machen und immer dran zu glauben, dass man dieses Spiel noch drehen kann. Da ist bei Bayer schon brutale Qualität auf dem Platz. Da mein Traum-Halbfinale passé ist, hoffe ich natürlich, dass meine Arminia den FC ein kleines bisschen rächen kann.

Bayer hat sich aus der Niederlagenserie mit dem späten Siegtor von Patrik Schick in Stuttgart und dem 3:1 gegen Bochum befreit und hält den Druck auf Bayern hoch. Wie muss es Arminia angehen?

Fabian Klos: Genauso, wie es sie in den Runden zuvor ausgezeichnet hat: Mutig anlaufen und auch bei eigenem Ballbesitz mutig spielen. Es ist die Überzeugung, die da sein muss, auch wenn du gegen eine vermeintliche Übermannschaft wie Bayer Leverkusen spielst. Du musst gewinnen wollen. Marius Wörl zum Beispiel hat in den Runden zuvor gezeigt, was passieren kann, wenn man mutig auftritt und hat immer stark gespielt. Und mit Jonas Kersken hat man den besten Torwart der Liga im Tor. Aber, und das war auch schon in den Runden zuvor der Fall: Der Bundesligist darf auch nicht seinen allerbesten Tag haben. Wenn Bayer Leverkusen ans Limit kommt, wird Arminia keine Chance haben. Aber es schafft ja nicht immer jeder Spieler, an sein Maximum zu kommen.

Auf der Torhüterposition hat Bayer eine Baustelle, weil Matěj Kovar nach seinem Flutschfinger-Fauxpas gegen die Bayern wohl gehen muss. Er wäre im Pokal dran gewesen, glauben Sie, dass Trainer Alonso nun Hradecky ins Tor stellen wird?

Fabian Klos: Ja, ich gehe davon auf, dass Hradecky spielen wird. Aber noch mal, wir sprechen da über zwei Bundesliga-Torhüter, da gibt es keinen schlechten. Sicherlich haben sie beide diese absoluten Stärken mehr mit der Hand, als mit dem Fuß. Deswegen, und da kenne ich den Bielefelder Trainer Mitch Kniat gut genug, wird es die Marschroute geben, den Torwart hin und wieder mal anzulaufen und unter Stress zu setzen. Arminia ist als unterklassiger Verein darauf angewiesen, dass Bayer Fehler macht.

Es wäre für Arminia das erste Pokalfinale überhaupt. Da laufen doch bestimmt schon einige Wetten in Bielefeld, oder?

Fabian Klos (lacht): Ich weiß nicht, was für Wetten in Bielefeld laufen. Ich weiß nur, dass es für jeden, der es mit diesem Verein hält, wäre das unfassbar. Egal, ob man in der dritten oder zweiten Liga spielt, man wäre im Pokalfinale. Das würde den Menschen so viel bedeuten. Und allein dafür lohnt es sich ja schon, dass die Jungs richtig Gas geben.

Dann würden auch Sie als Vereinsbotschafter sicherlich ordentlich feiern. Wollen Sie diese Tätigkeit auch künftig gerne ausüben und nebenbei als TV-Experte arbeiten?

Fabian Klos: Ich glaube, dass beide Seiten zufrieden damit sind, wie ich diese Rolle ausfülle und gehe davon aus, dass das auch in der neuen Saison so beibehalten wird. Das ist ja das Schöne daran, dass ich nebenher als TV-Experte arbeiten kann. Ich habe jetzt auch einen Podcast mit Ex-Nationalspielerin Turid Knaak, die ja auch in Köln lebt, neu gestartet.

Sie haben auch bei Lukas Podolskis Baller League mitgespielt.

Fabian Klos: Ja, das war eine schöne Möglichkeit, mit ein paar Jungs hier in der Nähe zu kicken. Aber das hat sich mit dem Umzug der Baller League nach Berlin jetzt erstmal erledigt.

Sie haben hier in Köln auch einen zweiten Sohn bekommen. Werden beide dann beim FC angemeldet?

Fabian Klos: Der Große wird im Juni drei, der ist schon FC-Mitglied, und der Kleine wird eins im Juni. Wir werden Ostern dann auch als Familie ins Stadion gehen zum Testspiel gegen Münster. Das passt ja ganz gut, dann kann ich aus mehreren Gründen dem FC die Daumen drücken. Meine Familie wird künftig zwei Vereine im Herzen haben.