Die beiden Auftakt-Länderspiele unter Julian Nagelsmann machen Mut für die nächsten Monate. Gleichwohl zeigten sie auch altbekannte Probleme. Ein Kommentar zu den Aufgaben des Bundestrainers.
Erkenntnisse nach USA-TripTrotz der Lobeshymnen: Nagelsmann muss noch einige Probleme lösen
Die Lobeshymnen folgten schnell. Julian Nagelsmann sei „ein Glücksfall“, adelte DFB-Sportdirektor Rudi Völler den neuen Bundestrainer. Das Fazit nach den beiden Spielen der USA-Reise falle „absolut positiv“ aus.
In der Tat hat die Nationalmannschaft den viel beschworenen „Turnaround“ geschafft. Nach quälenden und erfolglosen Monaten unter Hansi Flick folgten Siege gegen Frankreich und die USA, zudem das 2:2 gegen Mexiko.
Rudi Völler mit viel Lob für Bundestrainer Julian Nagelsmann
Die Qualität ist in gewissen Mannschaftsteilen vorhanden. Knapp acht Monate vor der Heim-EM ist die Angst vor dem erneuten Turnier-Versagen ein wenig gewichen. Dennoch hat vor allem das zweite Nagelsmann-Spiel erneut die Defizite im Team klar gezeigt.
Manchmal reichen kleine Phasen, um das deutsche Spiel völlig aus der Ordnung zu bringen. Dann wird es hektisch und zuweilen planlos. Kapitän Ilkay Gündogan hat bei den beiden jüngsten Duellen einen entscheidenden Sprung nach vorne gemacht, tritt inzwischen als ordnende Hand auf.
Doch in der letzten Defensivreihe bleiben viele Fragezeichen. Weder Jonathan Tah gegen die USA und erst recht nicht Niklas Süle gegen Mexiko präsentierten sich auf der Rechtsverteidigerposition in EM-Form. Auch Robin Gosens leistete sich links einige Defizite, vom eingewechselten David Raum gar nicht zu sprechen.
„Grundsätzlich sehe ich nirgendwo eine Problemposition. Am Ende müssen wir Pärchen finden, die zusammenpassen“, sagte Nagelsmann in Philadelphia. Natürlich, er muss seine Spieler ja auch stärken. Gleichwohl räumte er auch ein, dass es beim nächsten Lehrgang im November vor allem um defensive Inhalte gehe.
In der Offensive können sich die Fans auf Ballermann Niclas Füllkrug, den bärenstarken Leroy Sané und die Super-Trickser Jamal Musiala und Florian Wirtz verlassen. Mit Kai Havertz, Thomas Müller, Julian Brandt oder Chris Führich lauern weitere Könner mit Vorwärtsdrang auf ihre Chance.
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Aber im Abwehrbereich bleibt die Auswahl dünn. Antonio Rüdiger soll eigentlich als Abwehrchef gesetzt sein. Seine permanenten Aussetzer und sein mitunter eigenwilliges Verhalten auf dem Platz lassen da auch Zweifel aufkommen. ARD-Experte Bastian Schweinsteiger brachte bei der Debatte um den passenden Rechtsverteidiger einmal mehr Joshua Kimmich ins Gespräch.
Rückkehr von Manuel Neuer wird auch noch zum Problem für Nagelsmann
Im zentralen Mittelfeld hat Gündogan definitiv seinen Platz sicher. Pascal Groß machte seine Sache dort gut, Leon Goretzka ist eine Alternative. Im ersten Schritt ist es Nagelsmann gelungen, ein wenig Aufbruchstimmung rund um die DFB-Elf zu erzeugen. Nun ist er dabei gefragt, den Laden auch dicht zu bekommen. Gegen Mexiko war das dann doch oft zu „fahrlässig“, wie Völler zu Recht anmahnte.
Mit der Rückkehr von Manuel Neuer in den Spielbetrieb wird noch ein großes Thema auf den Bundestrainer zurollen, das gelöst werden muss. „Jetzt weiß er, was es bedeutet, Bundestrainer zu sein“, merkte Völler grinsend an. Und jetzt weiß Nagelsmann auch, wie hoch die Hürden bis zur EM noch sind.