Mit dem Einknicken vor der FIFA und WM-Gastgeber Katar bieten der DFB und andere europäische Fußball-Verbände ein jämmerliches Bild. Nach der Erklärung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf, kann es von ihm nun nur noch eine Reaktion geben, findet unser Autor. Ein Kommentar.
KommentarEklat um „One Love“-Binde: Vom DFB-Präsidenten kann es jetzt nur eine Reaktion geben
Das muss man sich wirklich einmal vor Augen halten. Unter Androhung von Gefängnisstrafen demonstrieren Menschen in Russland gegen den Krieg. Und lassen sich nicht aufhalten. Was die Ukrainer für den Erhalt der Demokratie opfern, lässt sich kaum in Worte fassen.
Im Iran wird für Frauenrechte gekämpft – im Wissen, das eigene Leben zu riskieren. Trotzdem machen diese mutigen Menschen weiter. Und während die iranischen Kicker mit ihrem Hymnen-Boykott ein Zeichen in die Welt senden, knicken Europas Fußball-Verbände aus Angst vor einer Gelben Karte ein!
Bernd Neuendorf ist nach „One Love“-Entscheidung des DFB in der Pflicht
Ex-Nationalspieler Christoph Kramer sagte zwar im ZDF, er sei sicher, dass diese Strafe in Kauf genommen worden wäre, es müsse Härteres angedroht worden sein. Aber sicher nichts Härteres als den Iranern droht.
Und ja, aus Spieler-Sicht wäre ein Ausscheiden wegen Punktverlusts aus politischen Gründen schwer nachvollziehbar. Denn es ist richtig, dass sie keine Schuld an der Katar-WM haben. Revolutionen werden aber auch nie von den Schuldigen angeführt, sondern von den Mutigen.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagte nach der skandalösen FIFA-Entscheidung, man wolle „die Spieler nicht so einer Situation aussetzen.“
Er argumentierte: „Wollen wir die Mannschaft, wollen wir unseren Kapitän einem solchen Risiko aussetzen, dass wir sportlich sanktioniert werden? Da war unsere Antwort, die ganze Debatte wollen wir nicht auf dem Rücken der Spieler austragen.“
Nun aber kann es von ihm und weiteren Spitzenfunktionären nur noch eine richtige Antwort geben: beim Auftakt-Spiel der DFB-Elf gegen Japan (Mittwoch, 14 Uhr) selbst mit der „One Love“-Binde auf der Tribüne sitzen. Und wenn die kontrollierten TV-Bilder das nicht abbilden, wird die Botschaft halt über die sozialen Medien verbreitet.
Und zwar die Botschaft: Nein, unsere Werte stehen nicht über sportlichem Erfolg oder finanziellen Interessen! Das erfordert weit weniger Mut, als ihn etwa die Iraner bewiesen haben. Aber es wäre das Minimum an Standhaftigkeit.