Stefan Kuntz hat den DFB verlassen und ist neuer Trainer der türkischen Nationalmannschaft. Am Montag wurde er vorgestellt und verriet, wie er das Abenteuer angehen will.
„Will der deutscheste Türke werden“Stefan Kuntz in der Türkei vorgestellt – Lobeshymne von Bierhoff
Istanbul. Am Sonntag (19. September 2021) wurde der Wechsel perfekt, am Montag wurde Stefan Kuntz (58) bereits als neuer Trainer der türkischen Nationalmannschaft vorgestellt. Der bisherige Coach der deutschen U21-Nationalmannschaft sprach über seine Ziele mit der Türkei und wie er das Abenteuer angehen will.
Stefan Kuntz: „Ich habe schon Ideen im Kopf“
Zuerst will Kuntz das Gespräch mit den Spielern suchen und sich ein genaueres Bild vom Kader machen: „Es erfüllt mich mit Stolz. Ich bin glücklich, weiß aber auch, dass der größte Teil der Arbeit noch vor mir liegt. Wir werden alle Kräfte mobilisieren, uns auf das Fußballspielen konzentrieren und uns auf die Partie gegen Norwegen vorbereiten. Ich habe schon Ideen im Kopf.“
Diese Ideen müssen relativ schnell greifen, denn in der WM-Qualifikation stehen die Türken unter Zugzwang, hängen nach sechs Spielen nur auf Platz drei hinter Norwegen und der Niederlande.
Kuntz‘ Vertrag in der Türkei läuft bis Sommer 2024 - also inklusive der EM in drei Jahren in Deutschland. Seinen ersten Auftritt als Coach der Nationalmannschaft hat er am 8. Oktober gegen Norwegen. Wer Co-Trainer an Kuntz' Seite werde, wurde noch nicht verkündet. Als Kandidat Nummer eins gilt der frühere Hannover-96-Trainer Kenan Kocak (40).
Stefan Kuntz: „Ich will der türkischste Deutsche oder der deutscheste Türke werden“
„Ich bin voller Kraft und voller positiver Energie. Ich weiß, zu was die türkischen Spieler in der Lage sind. Die Leistungen im März (die Türkei gewann gegen Weltmeister Frankreich, Anm. d. Red.) waren sicherlich ein Grund, warum ich für diese Aufgabe begeistert werden konnte. Ich habe gesehen, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckt“, sagte Kuntz weiter.
Die Euphorie für den neuen Job war dem früheren Stürmer deutlich anzumerken: „Ich werde auf jeden Fall Türkisch lernen. Ein paar Worte kenne ich aus meiner Zeit bei Besiktas. Ich möchte der deutscheste Türke oder türkischste Deutsche werden.“
Für Kuntz ist es eine Art Rückkehr, in der Saison 1995/96 spielte der ehemalige Stürmer für Besiktas Istanbul: „Für mich ist es ein nach Hause kommen. Ich hatte eine unglaubliche Zeit bei Besiktas. Meine Frau sagt heute noch, dass es ein Fehler war, nach nur einem Jahr wieder zurück nach Deutschland zu gehen. Sie sehen es an meinen Augen, wie schön meine Erinnerungen an die Türkei sind. Die Menschen hier sind unglaublich gastfreundlich.“
Lob für Kuntz: „Wir beginnen eine neue Ära für den türkischen Fußball“
Ex-Bundesliga-Star Hamit Altintop (38), heute Manager der türkischen Nationalmannschaft, freut sich über die Verpflichtung von Kuntz: „Wir haben mit ihm das Ziel, modern und taktisch auf höchstem Niveau zu spielen. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst. Wir hatten sehr gute Gespräche und ich habe ihm versprochen, ihn mit meiner Erfahrung zu unterstützen.“
„Wir glauben an ihn. Wir vertrauen ihm. Wir wollen viele Jahre zusammenarbeiten“, sagte Verbandspräsident Nihat Özdemir: „Heute beginnen wir eine neue Ära für den türkischen Fußball.“
Oliver Bierhoff und Hansi Flick schwärmen von Stefan Kuntz
Während der türkische Verband schon von einer besseren Zukunft träumt, muss sich der DFB einen neuen U21-Trainer such. Direktor Oliver Bierhoff (53) sagte zu Kuntz' Abschied: „Für mich steht außer Frage, dass Stefan die Fähigkeit besitzt, Trainer einer A-Nationalmannschaft zu sein. Und das kann er nun in der Türkei auf einer großen Bühne beweisen. Er kann seine Spieler und Teams auf eine ganz besondere Art begeistern. Alle Spieler, die unter ihm gespielt haben, schwärmen von ihm und der Atmosphäre, die er in seinen Mannschafen geschaffen hat.“
Ähnlich sieht dies Bundestrainer Hansi Flick (56): „Dass wir zuletzt fünf U 21-Europameister im Kader der A-Mannschaft hatten, ist auch ein Kompliment für Stefan. Ich hätte wirklich sehr gerne länger mit ihm zusammengearbeitet, ich kann aber nachvollziehen, dass ihn die Chance in der Türkei gereizt hat.“ (tsc/msw)