Deutschlands lustigster Strafenkatalog!„Sex mit Frau eines Teamkollegen – 500 Euro“

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Justin (l.) und Marko zeigen den Strafenkatalog in der Kabine.

Marialinden – Mal ehrlich, wissen Sie, wo Marialinden liegt? Hinter den Bergen bei den sieben Zwergen? Nicht so ganz. Es geht Richtung Gummersbach über die Autobahn 4, Abfahrt Overath raus, hindurch durch den Ort und dann ein paar Kilometer an Wiesen und Hügeln vorbei rein nach Marialinden in die Pilgerstraße. Doch an deren Ende wohnen eher die kleinen Sünderlein…

… und hier beginnt die Geschichte über den wohl lustigsten Strafenkatalog Deutschlands.

Es ist kurz vor Trainingsbeginn um 19 Uhr, als EXPRESS den Kapitän der 2. Amateur-Mannschaft, Marko Katzorke, in Trainingsklamotten rauchend vor der Kabine erwischt. Kostet das nicht direkt in die Kasse? „Nein, nur wenn ich ein Trikot anhätte“, lacht der Torwart. „Ich zeige in der Kabine mal, was alles etwas kostet“, sagt der der 41-Jährige.

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An einer Pinnwand, direkt über dem „Bierdienst-Kalender“ hängt er: Deutschlands lustigster Strafenkatalog.

Strafenkatalog

Der komplette Strafenkatalog des TuS Marialinden II

Zehn Euro für Gelb wegen Meckerns, fünf Euro fürs Zuspätkommen oder 50 Euro, weil man unentschuldigt beim Spiel gefehlt – so weit, so normal.

Doch wofür man sonst beim TuS Marialinden zahlen muss, treibt dem Betrachter ein breites Grinsen ins Gesicht. Ein kleiner Auszug: „Haufen mit Geruchsentwicklung in der Heimkabine – 5 Euro“, „Selbstüberschätzung – 2 Euro“, Pissen in der Dusche oder ins Waschbecken – 2 Euro“.

Wehe, wenn es in der Kabine streng riecht!

An Punkt 18 der Liste ein heißes Thema: „Frau/Freundin eines Fußballkameraden bumsen – 500 Euro“. Nanu, lief da etwa schon mal was schief in der heilen Männer-Welt? „Hier ist schon so ziemlich alles vorgekommen, was auf der Liste steht. Aber ich kann meine Hand dafür ins Feuer legen, dass hier noch niemand an der Frau eines Kollegen dran war. Die Strafe ist ja auch deshalb so hoch, damit das so bleibt“, sagt Katzorke.

Katzorke stand beim FC im Tor

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Marko Katzorke hat es fast bis in die Bundesliga geschafft. Der heutige Kapitän von TuS Marialinden II spielte beim 1. FC Köln in der A-Jugend. Danach regelmäßig bei den Amateuren. In der Saison 97/98 gelang ihm sogar unter Trainer Peter Neururer einmal der Sprung in den Kader der 1. Mannschaft. „Mit ein bisschen mehr Glück hätte es vielleicht auch zu mehr gereicht. Ich bin trotzdem stolz darauf, was ich erreicht habe. Es können nicht viele Amateurkicker von sich behaupten, mal im Kader des FC gewesen zu sein“, sagt Katzorke.

In die gleiche Kerbe zielt die 500-Euro-Strafe bei Drogenkonsum vorm Training oder Spiel. Katzorke hat den Katalog einst mit Mitspieler Justin (32) entwickelt. „Wir haben das mal bei einer Runde Bier ausbaldowert. Je später der Abend und je höher der Pegel, desto kreativer wurden auch die Strafen. Da das Geld in unsere Kasse für die Mallorca-Tour fließt, haben wir uns natürlich besonders angestrengt.“

So wie beim Punkt „Absagen wegen Matinée“. „Das ist für all diejenigen, die wegen des Geburtstages der Oma oder der Taufe des Kanarienvogels absagen wollen. Matinée steht sinnbildlich für solche Anlässe“, sagt Routinier Justin.

Die häufigsten Strafen sind aber andere: Dummheit, grobe Dummheit, Beinschuss in der Ecke – und Bier-Frevelei. Bier-Frevelei? „Wenn auch nur ein Schluck verschüttet wird, kostet es einen Euro. Da sind alle hinterher, das kriegen wir immer raus“, sagt Oldie Katzorke. Wer den Ball beim Training übern Zaun ballert, kann direkt eine Kiste Bier besorgen.

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Der Herr der Scheine: Kassenwart Pascal kümmert sich um  die Strafen der 2. Mannschaft vom TuS Marialinden.

„750 Euro sind so diese Saison schon zusammen gekommen, verrät Kassenwart Pascal (20), der zur besseren Kontrolle und Übersicht extra eine Strafen-App eingeführt hat. „So kann jeder auch mobil verfolgen, ob und wie viel er noch zu bezahlen hat.“

Ein Blick auf die Kategorie „offene Posten“ verrät. 250 Euro müssen noch bezahlt werden. Eine Aufgabe für „Geldeintreiber“ Daniel (23). Keine leichte, wie der Fall von Betreuer Tom zeigt. Der 22-Jährige steht mit 76 Euro in der Kreide. Vor allem wegen nicht bezahlter Strafen. „Ich bin ein bisschen vergesslich und irgendwann läppert es sich halt. Das tut natürlich schon weh, aber das Geld ist ja für einen guten Zweck.“

Ein Student ist der absolute König der Strafen

Doch Toms Strafenkonto ist noch nichts gegen das von Jascha (22). Seit drei Jahren buttert der Lehramtsstudent regelmäßig einen Haufen Kohle in die Mannschaftskasse. Diese Saison allein 60 Euro, weil er keinen Dauerauftrag bei der Bank hat. Wo ist der Junge überhaupt? „Der kommt wie immer zu spät, aber ist ja gut für uns“, schallt es aus der Runde. Und plötzlich kommt er doch. Unter tosendem Gelächter schlurft der Strafen-König in die Kabine. „Das kostet, Junge!“ Ein bekannter Satz für den Außenverteidiger: „In meinem ersten Jahr musste ich 700 Euro bezahlen, im zweiten 400 Euro und jetzt bin ich auch schon wieder bei knapp 250 Euro.“

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Mit der App „Team Wallet“ werden die Strafen verwaltet.

Die Mannschaftskollegen freut’s. „Der erste Abend geht meistens auf ihn“, sagt Astrik, der für die kurioseste Strafe der Saison verantwortlich ist. „Wir hatten ein Auswärtsspiel in Elsenroth, doch Astrik ist nach Neunkirchen gefahren. Zwei Euro pro Minute Verspätung, da kam schon einiges zusammen“, lacht Katzorke.

Und was sagt der Trainer zu seinem lustigen Haufen? „Ich hatte schon viele Trainerstationen, aber so einen lustigen Katalog habe ich auch noch nie gesehen“, sagt Trainer Oliver Unterbäumer (44), der selbst erst mickrige acht Euro bezahlen musste.

Knapp drei Monate sind es noch bis zur Abschlusstour. Zeit genug, um die Kasse weiter zu füllen. Das Ziel ist sehr ambitioniert. „Ich gehe davon aus, dass wir bis Mallorca 2000 bis 3000 Euro zusammen haben, die wir dann auf den Kopf hauen können“, sagt Marco. „Dann wird es eine lustige Tour.“

Na dann: viel Spaß!