Russland als EM-Gastgeber?Kommentar: UEFA schießt sich verheerendes Eigentor

Das Logo der UEFA

Nach dem Vorstoß Russlands, sich um die Ausrichtung der EM 2028 oder 2032 zu bemühen, leistete sich die UEFA ein Kommunikations-Eigentor.

Russland bringt sich als Austragungsort für die EM 2028 oder 2032 in Stellung. Die UEFA bestätigte das zunächst kommentarlos – und führt sich damit selbst ad absurdum. Ein Kommentar.

von Gianluca Reucher  (gr)

Der Angriffs-Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert mittlerweile mehr als einen Monat an. Im Sport reagierten sämtliche Verbände schnell mit Sperren und Sanktionen, bekundeten offenkundig ihre Solidarität mit der Ukraine. Auch die UEFA äußerte sich vor etwas mehr als einer Woche (14. März 2022) und schloss russische Teams von allen Wettbewerben aus. Die Austragung des Champions-League-Finales wurde Sankt Petersburg (Heimatstadt von Präsident Wladimir Putin) zudem entzogen.

Am Mittwoch-Abend (23. März 2022) gab es dann die überraschende wie schockierende Nachricht: Russland will die EM 2028 oder 2032 austragen. Das bestätigte die UEFA in einer offiziellen Mitteilung. Kein zusätzliches Statement, keine Anmerkung, gar nichts!

Austragung des Champions-League-Finales entzogen – trotzdem EM?

Nicht nur eine Bewerbung Russlands an sich erscheint dabei höchst fragwürdig, ja fast schon dreist in Anbetracht der derzeitigen Sanktionen und vor allem der schlimmen, schockierenden Bilder aus dem Kriegsgebiet. Auch die (Nicht-)Reaktion seitens der UEFA wirft Fragen auf. Erst neun Tage zuvor hatte die UEFA eine Solidaritäts-Bekundung gegenüber der Ukraine abgegeben, sanktionierte Russland auf sportlicher Ebene hart. Dennoch könnte Russland für die EM-Vergabe zur Auswahl stehen. Ein mehr als widersprüchlicher Beschluss der UEFA.

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Einerseits lässt sich natürlich argumentieren, dass bis 2028 oder 2032 noch einige Jahre verbleiben. Es ist zu hoffen, dass der Krieg bis dahin ein Ende gefunden hat. Doch andererseits kann auch ein baldiges Kriegsende das Geschehene nicht ungeschehen machen. Die Folgen für die Ukraine werden noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte Bestand haben. Eine Rückkehr zur Normalität ist in absehbarer Zukunft nicht denkbar. Damit können auch die sportlichen Sanktionen nicht einfach aufgehoben werden, weder jetzt noch in absehbarer Zukunft.

Wie realistisch die Chancen für Russland wirklich sind, den Zuschlag für eine der beiden EMs zu erhalten, ist unklar. Die Türkei hat ebenfalls für 2028 und 2032 Interesse bekundet, Großbritannien und Irland gemeinsam für 2028, Italien für 2032. Die Deadline für Bewerbungen lief am Mittwoch aus. Aber selbst wenn Russland letztlich leer ausgeht, die kommentarlose Hinnahme der Bewerbung ist ein fatales Eigentor der UEFA. (red)