Nachdem Friedhelm Funkel mit dem 1. FC Kaiserslautern den Klassenerhalt geschafft hat, steht nun das Pokal-Finale gegen Leverkusen an. Der Trainer spricht auch über seine Ex-Klubs Köln und Düsseldorf.
Er rettete auch KaiserslauternFunkel über den 1. FC Köln: „Wird auf den Trainer ankommen“
Er hat seine Mission wieder mal erfüllt. Friedhelm Funkel (70) sollte den 1. FC Kaiserslautern vor dem Sturz in die 3. Liga bewahren. In 13 Zweitliga-Spielen holte er 18 Punkte, am Ende landeten die Roten Teufel auf Platz 13 und sicherten sich so noch den besseren Lostopf für den DFB-Pokal.
Nach dem 5:0-Sieg am letzten Spieltag gegen Braunschweig feierten die Fans den Coach vor der Westtribüne. Nun folgt noch ein Höhepunkt für den Retter-Trainer. Am Samstag (25. Mai 2024, 20 Uhr/ARD & Sky) steht Funkel mit dem FCK im DFB-Pokal-Finale gegen Bayer Leverkusen.
Friedhelm Funkel zum dritten Mal als Trainer im DFB-Pokal-Finale
Als Spieler hat er 1985 den Pott mit Bayer Uerdingen gegen Bayern München gewonnen. Als Trainer verlor er 1998 (mit Duisburg) und 2006 (mit Frankfurt) jeweils ganz knapp im Endspiel gegen die Münchner. Gegen die Werkself steht nun das 67. Pokal-Spiel für den Coach an.
Der Fahrplan nach dem letzten Spiel mit den Pfälzern steht auch schon. Zunächst geht es für Funkel zu den French Open nach Paris, anschließend ins Ferienhaus in Holland. Dann steht ein längerer Urlaub auf Fuerteventura an, ehe er die EM-Endrunde auf Usedom erleben wird. „Die Zeit in Kaiserslautern hat Kraft gekostet“, sagt er im EXPRESS.de-Interview.
Sie haben schon viele Vereine trainiert. War der Abschied auf dem Betzenberg trotzdem besonders?
Friedhelm Funkel: Und ob. Mit diesen Emotionen hätte ich nicht gerechnet. Mir sind wirklich ein paar Tränen gekommen, als ich da auf dem Rasen stand. In Köln waren zum Abschied wegen Corona keine Fans, in Düsseldorf war die Trennung unschön. Jetzt habe ich wirklich einen Gänsehaut-Moment erlebt.
Hatten Sie Zweifel am Erreichen des Klassenerhalts?
Friedhelm Funkel: Auf jeden Fall habe ich keine vereinte Kabine vorgefunden. In Köln gab es damals nicht solch eine Grüppchenbildung, da hatte ich klare Führungsspieler wie Jonas Hector. In Kaiserslautern war anfangs keine gute Stimmung in der Kabine. Nachdem wir im April nur 1:1 gegen Wiesbaden gespielt haben, herrschte eine absolute Weltuntergangsstimmung im Verein. Aber wir haben die Dinge gut aufgearbeitet und die richtigen Schlüsse gezogen.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie nun ins Pokal-Finale?
Friedhelm Funkel: Wir sind wahrscheinlich der größte Außenseiter, den es je in einem Endspiel gab, abgesehen vielleicht vom Leverkusener Sieg gegen die Hertha-Amateure 1993. Bayers aktuelle Mannschaft hat eine Klasse, dafür finde ich kaum Worte. Zudem finde ich die Verantwortlichen außerordentlich sympathisch. Unter normalen Umständen haben wir da keine Chance. Es macht Spaß, Leverkusen zuzuschauen, aber wir haben auch unseren Plan.
Wie sieht der aus?
Friedhelm Funkel: Wir werden nicht so früh attackieren, wie es Düsseldorf im Halbfinale gemacht hat. Zudem müssen wir viel laufen und dürfen nicht frustriert sein, wenn wir nur 20 Prozent Ballbesitz haben. In solch einem Spiel brauchst du einen Torwart, der über sich hinauswächst und viel Glück mit Spielmomenten und dem Spielverlauf. Auf jeden Fall wollen wir die Räume eng machen, das Spiel so lange wie möglich spannend gestalten und hoffen auf Umschaltmomente.
Bauen Sie darauf, dass Leverkusen nach dem Europa-League-Finale vielleicht müde ist?
Friedhelm Funkel: Nein, das schließe ich aus. Ich wünsche ihnen in Dublin wirklich von Herzen den Titel. Aber auch dann wird die Mannschaft nicht feiern, weil sie sehr professionell ist. Ich werde meinen Spielern ein paar Geschichten aus meiner Karriere erzählen. Im Pokal kann man über sich hinauswachsen. Die Jungs sollen daran glauben. Und ich möchte nicht so etwas erleben wie 2003, als wir mit dem 1. FC Köln gegen Bayern 0:8 verloren haben.
Apropos Köln: Wie beurteilen Sie die Lage in der 2. Bundesliga für Ihren Ex-Verein?
Friedhelm Funkel: Der FC muss versuchen, eine stabile Hinrunde zu spielen, ehe man in der Winterpause noch einmal personell nachlegen kann. Ich glaube nicht, dass die Mannschaft in Abstiegsnöte kommen wird. Die Erwartungen sollten aber nicht zu hochgeschraubt werden. Die Mannschaft ist zu instabil und muss sich neu finden, aber 20 bis 23 Punkte traue ich dem Team bis zum Winter durchaus zu. Von der Stimmung wird es keine Umstellung, die ist in der 2. Liga auch überall großartig.
Friedhelm Funkel hat eine hohe Meinung von Christian Eichner
Wichtige Stützen werden den Verein aber verlassen…
Friedhelm Funkel: Ja, aber mit Finkgräfe, Thielmann, Heintz, Tigges oder Huseinbasic ist schon mal ein Gerüst da. Die Rückkehrer Lemperle und Obuz können in der Offensive helfen. Ein hoffentlich gesunder Uth kann ein Führungsspieler werden. Auch Soldo, den ich hier in Kaiserslautern erlebt habe, ist körperlich robust und kopfballstark. Er leistet sich leider immer wieder mal einen Fehler. Es wird viel auf den Trainer ankommen. Der muss das Umfeld annehmen und braucht eine starke Persönlichkeit.
Christian Eichner soll Top-Favorit sein.
Friedhelm Funkel: Der hat sehr gute Arbeit in Karlsruhe geleistet, kennt die 2. Liga sehr gut. Er wirkte auf mich sehr empathisch, wenn ich ihn bei Trainertagungen getroffen habe. Ich habe häufiger mit meinem Ex-Spieler Robin Bormuth telefoniert. Der hat auch sehr positiv von Christian Eichner gesprochen.
Friedhelm Funkel: Ich sehe Fortuna in der Relegation gegen Bochum vorne
In der Relegation sind mit Fortuna Düsseldorf und dem VfL Bochum noch zwei Ihrer Ex-Klubs. Wie fällt Ihre Prognose aus?
Friedhelm Funkel: Das Momentum ist auf Seiten der Fortuna. Sie hat 14 Spiele in Folge nicht mehr verloren, Christos Tzolis ist in Top-Form. Düsseldorf kann mit breiter Brust in die Spiele gehen. Beim VfL ist hingegen viel Unruhe. Wenn man in der Tabelle so abrutscht und dann eine solch desolate Leistung in Bremen zeigt, wird es nicht einfach. Der Torwart-Wechsel wird auch nicht zur Ruhe beitragen.
Also glauben Sie an einen Fortuna-Aufstieg?
Friedhelm Funkel: Ich sehe Düsseldorf auf jeden Fall vorne. Bei Bochum ist seit dem Sieg über Bayern Mitte Februar nicht mehr viel zusammengelaufen. Für den VfL wird es wichtig sein, wie sie in das erste Spiel kommen. Wenn sie da erneut in Rückstand geraten, wird es ganz schwierig. Dann deutet viel auf die Aufsteiger St. Pauli, Kiel und Düsseldorf hin.