Marcel Reif hat in der Talk-Sendung „Inas Nacht“ überraschend offen über seine schwierige Kindheitszeit gesprochen. Der Fußball-Kommentator stellte sich den Fragen der Gastgeberin Ina Müller.
„War die Hölle“Kult-Kommentator Marcel Reif spricht über schwierige Kindheitszeit
Hamburg/Köln. An Marcel Reif (71) scheiden sich seit jeher die Geister: Während ihn die einen als einen der einflussreichsten Fußball-Kommentatoren Deutschlands loben, stören sich andere Fans an seinem vermeintlich arrogant und eitel wirkenden Habitus.
„Wenn es zu wild daherkommt und andere nervt, finde ich es nicht gut, aber für mich ist Arroganz und Eitelkeit ein ganz guter Ansporn“, bekannte der 71-Jährige nun am Donnerstagabend (14. Oktober 2021) bei „Inas Nacht“ in der ARD. Gastgeberin Ina Müller (56) hatte Reif zuvor gefragt, ob er „der eitelste Fußball-Kommentator“ sei, Reif entgegnete prompt: „Eitel? Ich habe es erfunden!“
Marcel Reif zu Gast bei „Inas Nacht“
Abgesehen von dem kurzen Abstecher in die Welt des Sports zu Beginn, schlug die Sendung rasch eine sehr viel persönlichere Richtung ein. Reif berichtete, er sei mit sechs Jahren mit seiner Familie von Polen nach Israel gegangen, nach Tel Aviv. „Für mich war es traumatisierend, weil ich die Sprache nicht konnte“, erinnerte sich der Ex-Kommentator. Schon eineinhalb Jahre später zogen die Reifs weiter und landeten in Kaiserslautern – wo der achtjährige Marcel einmal mehr einen schwierigen Start erwischte.
Er sei damals mit acht Jahren in die erste Klasse gekommen, zu Mitschülern also, die zwei Jahre jünger als er waren. „Glaube mir, das klingt lustig, ist aber für einen Achtjährigen die Hölle“, schilderte Marcel Reif.
Die Sprachbarriere – der heute 71-Jährige sprach damals kaum Deutsch – verhinderte, dass sich Reif integrieren konnte. „Du bist wie ein Alien, du bist völlig verloren.“ Als Konsequenz entschied er für sich: „Ich musste so lange dasitzen, bis ich Deutsch konnte.“ Er habe „gelernt, gelernt, gelernt“.
Fußball-Kommentator Marcel Reif spricht über schwierige Jugendzeit
Sobald er die Sprache beherrschte, mangelte es Reif dann aber nicht mehr an Selbstvertrauen. Schon in der Schule unterschrieb er bisweilen mit „Dr. Reif“, was Ina Müller zu weiteren Nachfragen animierte. „Ich hatte gerade die Fünf in Latein abgeholt, und mein Lehrer meinte: ‚Das könnte dauern, mein lieber Freund‘“, schmunzelte Reif und verschaffte dem Shanty-Chor, der auch diesmal vor der Hamburger Kneipe ausharrte, einen Einsatz.
Was gab es ansonsten noch im Staffelfinale von „Inas Nacht“? Marcel Reif berichtete, er sei als Jugendlicher ein „brillanter Schlagzeuger“ gewesen, in einer Band mit ausschließlich „älteren Jungs“. Singen habe er jedoch zu seinem Bedauern nie gedurft, und mit einer musikalischen Karriere habe es nicht geklappt.
Auch in seine Beziehung zu seiner Ehefrau, der elf Jahre jüngeren Medizinerin Marion Kiechle, gab Reif Einblicke. „Uns bekommt das sehr gut, weil wir uns wirklich nicht auf die Nerven gehen“, beurteilte er seine Fernbeziehung – er lebt in Zürich, sie in München. „Ich habe immer den Eindruck, sie freut sich, wenn ich komme, aber auch wenn ich unter Tränen abreise“, witzelte Reif.
Ernster war da schon seine Schilderung des „schönsten Kompliments“, das ihm seine Frau gemacht habe. Sie habe gesagt: „Wenn ich dich eher kennengelernt hätte, wäre ich jetzt Landärztin in Schleswig-Holstein, und wir hätten einen Sack voll Kinder.“ (tsch)