Irrer Rechte-StreitKölner will 400.000 Euro – oder dem BVB die Hymne verbieten
Köln/Dortmund – Wurde Manfred Wehrhahn (71) übel mitgespielt? Der Kölner behauptet, um 400.000 Euro geprellt worden zu sein. Das Geld stehe ihm wegen der BVB-Stadionhymne „Heja BVB“ zu, an deren Produktion er vor vielen Jahren mitgewirkt hatte. Bislang habe er keinen Cent gesehen, sagt Wehrhahn – und droht mit Konsequenzen.
So will der Kölner dem BVB notfalls rechtlich untersagen lassen, das Lied bei seinen Heimpartien spielen zu dürfen – sollte er sein Geld nicht bekommen. Seit mehr als 40 Jahren ist der Titel im Dortmunder Stadion vor und teils auch nach dem Anpfiff zu hören. Muss der BVB jetzt um seine Hymne fürchten?
Rechte-Wirbel um Stadionhymne von Borussia Dortmund
Hinter dem Wirbel um den Stadion-Song steckt ein kompliziertes Geflecht. EXPRESS erreichte den Kölner Erfolgsproduzenten Reiner Hömig (70), der 1977 als Komponist, Texter und Verleger den Song ins Leben rief. Eingesungen wurde „Heja BVB“ damals vom Dortmund-Fan und Hobbysänger Karl-Heinz Bandosz (†79). Wehrhahn wiederum war der damalige Label-Chef von „New Blood Schallplatten“, er ließ den Song seinerzeit auf 20.000 Vinyls pressen – und beansprucht daher auch Vermarktungsrechte.
Kurios: Wehrhahn erfuhr erst vor Kurzem davon, dass der Song seit Jahren im BVB-Stadion von Tausenden Fans gesungen wird. „Ich bin kein Fußball-Fan, ich hatte keine Ahnung, was da in Dortmund im Stadion mit dem Lied passiert“, berichtet er.
Borussia Dortmund muss GEMA-Gebühren für Hymne zahlen
Tatsächlich zahlt der BVB für jedes Heimspiel einen stattlichen Betrag an die Verwertungsgesellschaft GEMA – laut Wehrhahn sollen es 10.000 Euro sein. Bestätigen wollten das die Dortmunder zunächst nicht. Fakt ist aber: Ein Fünftel der Summe geht an die GVL, eine weitere Gesellschaft, welche unter anderem die Rechte der „Tonträgerhersteller“ vertritt. Das bestätigte die GEMA auf EXPRESS-Nachfrage.
Mit der GVL hat Wehrhahn seinerzeit auch einen Vertrag abgeschlossen. Allerdings hat der Kölner bis heute nie Geld erhalten, sagt er. Jetzt will er 400.000 Euro! Die Summe setzt sich einerseits aus den Lizenzgebühren zusammen, die Wehrhahn seiner Meinung nach von der GVL zustehen. Weiterhin fordert er Schadensersatz. „Hätte ich gewusst, dass der Song so populär wird, hätte ich natürlich anders gehandelt, hätte den Titel womöglich selbst vermarktet“, sagt er.
Der Kölner hat mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet. Dass dem BVB aber wirklich untersagt werden kann, den Song zu spielen, scheint sehr fraglich.
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Kölner Erfolgsproduzent Reiner Hömig kritisiert die GEMA
Hömig sagt: „Die Kritik, dass an die Macher der Stadion-Songs kein Geld fließt, ist berechtigt. Das liegt aber nicht an den Vereinen, sondern am komplizierten Verteilerschlüssel durch die GEMA. Bei uns als Künstler kommt das Geld nicht an.“
Denn das Geld fließe dann in den großen internationalen Topf der GEMA und nicht direkt an die Verfasser der Hits. Hömig weiter: „Dann wird kompliziert verteilt und beispielsweise Weltstars erhalten von der GEMA-Abgabe am meisten. Bis ganz unten bei uns etwas ankommt, dürfen wir uns dann höchstens über einen Cent freuen.“
Das gelte für alle Stadion-Hits, also auch beim 1. FC Köln für die Höhner. „Wird beim FC die Hymne gespielt, bekommen die Höhner nahezu nichts.“ Der Musik-Experte fordert ein neues Verteil-System durch die GEMA. „Man könnte die Rechteinhaber in Deutschland bei im Stadion gespielten Liedern pauschal entschädigen.“
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Reiner Hömig über GEMA-Auszahlung: „Das ist ungerecht“
Es geht Hömig dabei nicht nur ums Geld. Er sagt aber auch: „Da singen 80.000 Menschen unseren Song und wir sehen nichts davon. Das ist ungerecht.“
Dass der BVB jetzt dazu gezwungen werden soll, „Heja BVB“ nicht mehr zu spielen, sieht er kritisch. „Das führt dazu, dass Dortmund den Song nicht mehr spielt und wir erst recht nicht mehr bedacht werden.“
Letztlich, meint Hömig, müsse die GEMA dringend einen Verteilerschlüssel in Deutschland für im Stadion gespielte Hits einführen. „Das wäre die einzig faire Lösung.“