Zum 50. Mal wurde am Wochenende der Sieger im DHB-Pokal ermittelt. Am Ende jubelte der THW Kiel über den 13. Triumph. Zuvor hatte Zweitligist Balingen-Weilstetten sein Märchen im Pokal gekrönt.
Handball-Spektakel in Köln„Bam-Bam“ verabschiedet sich mit Titel – Märchen-Sieg und Notarzt-Einsatz

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Kiels Patrick Wiencek durfte am Sonntag (13. April 2025) den Handball-Pokal in der Kölner Lanxess-Arena in die Höhe heben. Kapitän Domagoj Duvnjak hatte ihm die Trophäe bei der Siegerehrung überlassen.
Kiel erobert Köln. Die Handball-Großmacht sicherte sich den 61. Titel in der nationalen und internationalen Sammlung. Der 28:23-Sieg im Pokal-Finale gegen die MT Melsungen bescherte am Sonntag (13. April 2025) den 13. Triumph in dem Wettbewerb.
Erstmals konnte der THW den Pokal vor 19.750 frenetischen Fans in der Lanxess-Arena feiern, denn 2022, beim bisher letzten Erfolg, wurde das Final4 noch in Hamburg ausgetragen. Zum 50-jährigen Jubiläum gelang das Meisterwerk nun auch im Kölner Handball-Hexenkessel.
THW Kiel: Patrick Wiencek verabschiedet sich mit Pokalsieg
Mit dem Titelgewinn feierte auch Patrick Wiencek (36) einen spektakulären Abschied von der aktiven Karriere. Bevor der Kreisläufer seine Laufbahn beendet und auf die Geschäftsstelle des Rekordmeisters wechselt, durfte der frühere Gummersbacher noch einmal die Trophäe in die Höhe recken.
„Ich bin enorm erleichtert. Ich wurde ja so oft zu meinem Karriere-Ende befragt. Um so schöner, dass ich mich mit dem Pokal verabschieden kann“, sagte „Bam-Bam“ mit einem breiten Grinsen im Gesicht nach seinem fünften Pokalsieg.
Die Kieler kamen 21 Stunden nach ihrem Verlängerungskrimi gegen die Rhein-Neckar Löwen besser ins Spiel. 4:1, 7:4, 10:6 – es lief für den Rekordtitelträger. Dennoch blieben die Nordhessen immer dran und erkämpften sich einen knappen 9:10-Rückstand zur Pause.
„Wir machen ein gutes Spiel und können zufrieden sein. So müssen wir weitermachen“, sagte Kiels Rune Dahmke zur Pause. Vor Ort war natürlich auch Bundestrainer Alfred Gislason. Auch der war begeistert. „Ein hochklassiges Spiel mit sehr guter Abwehrarbeit und einer guten Torwart-Leistung von Andreas Wolff“, urteilte er in der ARD.

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Andreas Wolff zeigte im Finale gegen Melsungen 16 Paraden.
Doch der Vorjahresfinalist drehte das Spiel nach dem Wechsel und ging beim 12:11 erstmals in Führung. Es war das Signal für den nächsten Kölner Krimi. Und vor allem die Keeper zeigten ihr ganzes Können. Neben Kiels Wolff glänzte auch Nebojsa Simic. Der THW erarbeite sich beim 19:15 die nächste beeindruckende Führung.
Vor allem Eric Johansson lief zu seiner besten Form auf und markierte insgesamt sieben Treffer. Zudem entnervte Wolff Ian Barrufet mit einer seiner 16 Paraden endgültig. Der Nationaltorwart wurde als „Spieler des Turniers“ ausgezeichnet.

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Kiels Hendrik Pekeler (l.) und Domagoj Duvnjak jubeln nach der Partie.
Für Wolff endete somit ein kleiner Finalfluch in der Kölner Arena, nachdem er in der Champions League 2022 mit Ex-Klub Kielce gegen den FC Barcelona im Siebenmeterwerfen (35:37) und 2023 gegen Magdeburg nach Verlängerung (29:30) haarscharf gescheitert war.
Danach war der Widerstand gebrochen. Vorjahresfinalist Melsungen schaffte es nicht mehr, die Partie enger zu gestalten. Der Traum vom ersten Titel der Vereinsgeschichte platzte erneut. Der Pokalsieger darf sich über ein Preisgeld von 200.000 Euro freuen, der Verlierer tröstet sich mit 150.000 Euro.
„Es ist unbeschreiblich momentan. Ich fühle maximalen, massiven Stolz auf meine Mannschaft, die manchmal etwas ungerecht behandelt wird“, sagte THW-Coach Filip Jicha. „Wir haben super Moral bewiesen an diesem Wochenende.“ Besonders freute er sich, weil seine beiden Kinder in der Arena waren und glücklich die Heimreise antreten konnten.

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Die Spieler der HBW Balingen-Weilstetten jubelten nach ihrem Sieg im kleinen Finale gegen die Rhein-Neckar Löwen mit den zahlreichen Fans in der Halle.
Zuvor hatten die selbsternannten „Gallier von der Alb“ für ein weiteres Sportmärchen gesorgt. Zum ersten Mal seit 26 Jahren hatte sich ein Zweitligist für das Final4 qualifiziert. Und die HBW Balingen-Weilstetten schaffte im kleinen Finale tatsächlich einen 32:31 (19:15)-Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen.
Zweitligist Balingen-Weilstetten schlägt Rhein-Neckar Löwen
Mittelmann Juri Knorr musste somit nach dem dramatischen Halbfinal-K.o. gegen Kiel noch eine weitere bittere Niederlage zum Ende seiner Zeit bei den Löwen hinnehmen. Der Zweitligist sicherte sich neben 120.000 Euro Preisgeld auch das Achtelfinal-Ticket für die kommende Pokalsaison.
Die Löwen mussten nicht nur auf den im Halbfinale verletzten Topscorer Ivan Martinovic, sondern auch auf Kreisläufer Jannik Kohlbacher verzichten. Zudem verletzte Knorr sich in der Partie. „Da kommt alles zusammen. Aber keine Frage: Balingen hat das super gemacht, absolut Respekt“, sagte er.

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Sanitäter kamen mit einer Trage auf das Feld, als Benedek Nagy mit dem Kopf gegen den Torpfosten geknallt war.
In der 51. Minute stockte dem Publikum der Atem. Balingens Torhüter Benedek Nagy (23) sprintete von der Bank zurück in seinen Kasten, kratzte den Wurf von Olle Forsell Schefvert überragend per Hechtsprung von der Linie, rutschte dabei aber ungebremst mit dem Kopf gegen den Torpfosten.
Betreuer, Sanitäter und ein Notarzt eilten zum Ungarn, in der Halle wurde es kurz still. Eine Trage wurde auf das Feld gebracht, doch die wurde zum Glück nicht benötigt. Nagy konnte selbstständig, mit einem Eisbeutel im Nacken und unter lautem Applaus in die Kabine gehen.