Totgesagte leben länger. Diese Weisheit trifft auch auf die alte Kartbahn von Michael Schumacher in Kerpen-Manheim zu.
„Wir erfüllen Michaels Traum“Große Pläne für Schumis Kartbahn in Kerpen-Manheim
Eigentlich sollte der Erftlandring den Braunkohlebaggern zum Opfer fallen, doch vor genau zwei Jahren enthüllte EXPRESS.de: RWE verschont Michael Schumachers (53) Kartbahn und den Bürgewald Steinheide.
Aber es blieben Unsicherheiten über die Rückabwicklung des Verkaufs und die Nutzung neben dem künftigen Tagebausee. Doch jetzt, Ende Januar 2022, hat der Kartclub von Präsident Gerhard Noack (69) endlich Planungssicherheit – und große Pläne: Schumis Kartbahn wird wieder WM-Strecke.
Ortstermin in der ehemaligen Kiesgrube: Hier, wo die „Rennsportfreunde Graf Berghe von Trips“ im März 1980 Deutschlands längste Kartbahn eröffneten und Schumi 2001 die letzte Kart-WM veranstaltete, hat der Zahn der Zeit genagt.
Das über 30 Jahre alte Schild zum Erftlandring an der wegen des vorrückenden Tagebaus Richtung Bergheim gekappten K53 musste abgebaut werden. Der Asphalt der Zuwege ist an vielen Stellen rissig, die Randsteine der Piste sind abgewetzt. Doch Noack und seine 400 Klub-Mitglieder haben neuen Mut gefasst und wollen der Bahn zu neuem Glanz verhelfen.
„Wir haben mit RWE einen Pachtvertrag für zehn Jahre plus Option auf fünf weitere besiegelt und können jetzt das Geld aus dem Verkauf in die nötige Renovierung investieren“, freut sich Noack, der mit Michaels Vater Rolf (76) beim Notar war und die Anteile (Kartclub ein Drittel und Schumacher zwei Drittel) überschrieben hatte.
Er erklärt: „Ein Rückkauf war nicht möglich, weil das Gelände immer noch Abbaugebiet ist. Wir zahlen eine moderate Pacht, und ob wir die an Schumacher oder an RWE zahlen ist ja egal.“
RWE ist bei Plänen für E-Kartbahn mit im Boot
Noack betont das Entgegenkommen des Energieversorgers, der die Region nach dem Ende des Braunkohletagebaus rekultivieren wird und auch bei den Plänen für eine künftige Elektro-Kartbahn mit im Boot sei.
Doch bei dem Stichwort hofft Noack auf eine sichere Entfernung zum in der künftigen Manheimer Bucht geplanten See: „Wenn das Grundwasser aus dem See uns hier in der Kiesgrube zu nahe kommt, dann saufen wir ab genau wie in Erftstadt-Blessem. Dann können wir hier Jetski statt Kart fahren.“
Diese Befürchtungen teilt RWE nicht. Das Unternehmen wird in den kommenden Jahren die Ortslage Manheim abtragen, um mit dem Abraum die Böschungen des künftigen Sees standsicher zu machen. Der soll mit Rheinwasser über einen Kanal geflutet werden und mit Hambacher Forst und Steinheide ein Naherholungsgebiet mit Marina und Hotel bilden.
Kartbahn von Michael Schumacher wird noch lange erhalten
Das ist noch Zukunftsmusik für kommende Generationen, Noack will der jetzigen eine moderne Sportstätte bieten: „Die Zuwegungen und die Bahn werden neu asphaltiert, wir bauen neue CIK-Kerbs und doppelte Fangzäune, damit wir wieder internationale Rennen wie WM, EM und WSK veranstalten können.“
Er rechnet mit einer Investition von 450.000 Euro. Noch größere Pläne hatte Michael Schumacher 2013 mit dem Aachener Formel-1-Architeken Hermann Tilke (67) für den von der Bezirksregierung abgelehnten Alternativstandort Sophienhöhe bei Düren. Doch die nervenaufreibende Standortsuche ist zum Glück passé, Noack freut sich auf die Renovierung der Traditionsstrecke: „Wir erfüllen Michaels Traum und werden die Sportstätte, auf der er laufen gelernt hat, noch lange erhalten.“
Ob Schumi diese guten Nachrichten in der Rehabilitation in der Schweiz erreichen? Noack sagt: „Ich weiß nicht, wie es ihm geht und frage Rolf auch nicht mehr, weil die Familie um Michaels Privatsphäre bittet. Aber ich denke, er und Sohn Mick, dem er hier das Kartfahren beigebracht hat, werden sich freuen.“