TV-Blackout in ParisDeutsche Schützin gewinnt Paralympics-Gold – zu sehen ist der Erfolg aber nicht

Natascha Hiltrop zielt mit ihrem Gewehr.

Natascha Hiltrop holte am 3. September 2024 bei den Paralympics in Paris ihre vierte Goldmedaille, Live-Bilder des Wettkampfs gab es in Deutschland allerdings nicht.

Natascha Hiltrop gewinnt bei den Paralympics die dritte Goldmedaille für Team Deutschland. Den Triumph live im TV zu verfolgen, war allerdings nicht möglich.

von Niklas Schapperer  (nis)

Es war bis zum Schluss extrem spannend im 50-Meter-Dreistellungskampf der Sportschützen bei den Paralympischen Spielen in Paris.

Mit dem letzten Schuss triumphierte Natascha Hiltrop (32) am Dienstag (3. September 2024) und holte die dritte Goldmedaille für Team Deutschland. Die inkomplett querschnittsgelähmte Athletin ließ die Slowakin Veronika Vadovicova (41) und die Chinesin Zhang Cuiping (36) hinter sich.

Hiltrops Triumph außerhalb der Sendezeiten

Doch wer live im TV mit der deutschen Schützin mitfiebern wollte, guckte in die Röhre: Der Gold-Triumph von Hiltrop war bei ARD und ZDF weder im TV noch im Livestream zu verfolgen.

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Dabei war eigentlich bekannt, dass die 32-Jährige mit sehr guten Chancen auf Edelmetall in den Wettkampf ging. Bei den Paralympics 2016 in Rio sowie 2021 in Tokio hatte Hiltrop bereits drei Goldmedaillen gewinnen können.

Nach dem überraschenden wie enttäuschenden Ausscheiden im Mixed-Wettbewerb hatte sich die gebürtige Bonnerin auf Rang sechs für das Finale qualifiziert. Im Liegendanschlag katapultierte sich Hiltrop dann aber ganz nach vorne und zu ihrem vierten Paralympics-Erfolg ihrer Karriere.

Eine starke Leistung, in Deutschland nicht live zu sehen. ARD und ZDF übertragen abwechselnd pro Wettkampftag in zwei Sendefenstern die Paralympics. Das ZDF übertrug am Dienstag von 11.15 bis 15.15 sowie von 19.25 bis 20.15 Uhr. Hiltrops Gold-Triumph fiel nicht in diese Zeiten. Verwunderlich, dass nicht zumindest ein Livestream im Internet angeboten wurde.

Auch bei den Olympischen Spielen hatte es schon merkwürdige TV-Entscheidungen gegeben. So schaltete das ZDF kurz vor Ende des spannenden Halbfinals im 3x3-Basketball der Frauen zu den Nachrichten und zog damit die Wut der Zuschauerinnen und Zuschauer auf sich.

Und auch vor den Paralympics gab es von Athletenseite Kritik an den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Leichtathlet und Goldmedaillengewinner von Tokio Johannes Floors (29) sagte dem Sport-Informations-Dienst: „Da es aber wirklich nur zwei Sendungszeiten sind, weiß ich nicht, ob das ein wirklich gutes Signal ist, wenn man vorher auch noch damit wirbt und das irgendwie doch nicht so umsetzt“, führte er aus.

Wenn er vergleiche, „was für die Olympischen Spiele möglich war und wenn man dann schaut, wie unsere Übertragungszeiten sind, ist das eine deutliche Diskrepanz“.

ARD und ZDF hatten vor den Paralympics mit 60 Stunden Übertragung im linearen Fernsehen geworben. „So groß war der Fokus auf den paralympischen Sport noch nie“, so die ARD-Programmchefin für die Paralympics, Mirjam Bach: „Wir wollen damit einen kleinen Teil zur besseren Inklusion von und zum größeren Verständnis für Menschen mit Handicap beitragen.“

Dazu wird wie bei den Olympischen Spielen zeitgleich zu der TV-Übertragung auch ein Livestream angeboten. Der goldene Triumph von Natascha Hiltrop war jedoch nirgends zu sehen.