Die Debatte um die Transfrau Noa-Lynn van Leuven spaltet die Darts-Szene. Der Niederländerin schlägt nach ihrem Turniersieg auf der Frauen-Tour vor allem Hass entgegen, zwei Teamkolleginnen treten zurück.
Kolleginnen treten zurückDarts-Spielerin feiert Turniersieg – und wird massiv angefeindet
Nach eineinhalb Wochen voller Hass suchte Noa-Lynn van Leuven (27) den Rückhalt ihrer Community. Während sich immer mehr Sportgrößen in die heiße Debatte um ihre Person einmischen und in den sozialen Medien weiter schwere Anfeindungen einprasseln, erfuhr die Darts-Spielerin aus den Niederlanden endlich wieder Anerkennung und Zuneigung.
Bei einem Event für Transgender am Osterwochenende in Amsterdam hielt van Leuven eine Rede und führte viele aufbauende Gespräche. „Ich brauchte einen sicheren Ort, einen Ort, an dem ich einfach ich sein konnte“, schrieb van Leuven bei Instagram.
Darts-Debatte um Noa-Lynn van Leuven
Noa-Lynn van Leuven ist transsexuell. 2014 entschied sie sich für eine geschlechtsangleichende Operation. Seit diesem Jahr sorgt sie in der Darts-Szene für Aufsehen. Mitte März gab sie in Hildesheim ihr Debüt auf der Challenge Tour – und gewann auf Anhieb, als erste Transfrau überhaupt, bei einem PDC-Turnier.
Als van Leuven aber in der vergangenen Woche bei einem Event der Women’s Series triumphierte, schlug die Stimmung um. Ihre niederländischen Teamkolleginnen Aileen de Graaf und Anca Zijlstra traten aus Protest zurück.
„In dem Moment, in dem man sich schämt, für die niederländische Mannschaft zu spielen, weil ein biologischer Mann im Frauenteam spielt, ist es Zeit zu gehen“, schrieb Zijlstra als Begründung bei Facebook.
Auch Tennis-Ikone Martina Navratilova (67) äußerte in der Debatte ihre Meinung. „Bitte keine männlichen Körper in Frauensportarten – nicht einmal im Darts-Sport“, schrieb die 18-malige Grand-Slam-Siegerin bei X. Großer Hass schlug van Leuven in den sozialen Medien entgegen. „Ich hoffe, du fällst tot um“, lautete nur einer der vielen Kommentare.
Darts-Star verteidigt Noa-Lynn van Leuven gegen Kritik
Der frühere WM-Viertelfinalist Dirk van Duijvenbode (31) nahm van Leuven dagegen in Schutz. „Es ist ein Regelproblem und ich glaube nicht, dass wir der einzige betroffene Sport sind“, sagte der Weltranglistenzwölfte im Interview mit dem niederländischen Radiosender 538. Seine Landsfrau bewege sich lediglich im Rahmen des Erlaubten, persönliche Vorwürfe könne man ihr daher nicht machen.
Das Regelwerk lässt eine Teilnahme von Transfrauen in Frauen-Wettbewerben zu. Die PDC folgt dabei den Regeln der Darts Regulation Authority, die wiederum den Kriterien des Internationalen Olympischen Komitees folgt. Demnach soll „keine Annahme eines Vorteils“ erfolgen. Die jeweiligen Sportarten sollen aber „unverhältnismäßige Vorteile“ individuell beurteilen.
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Laut einer Studie des Deutschen Bundestags sind Transfrauen nach einem Jahr feminisierender Hormontherapie zu besseren sportlichen Leistungen im Vergleich zu Nicht-Transgender-Frauen fähig. Auch eine Reihe von Akademikerinnen und Akademikern widersprach den Regeln, indem „die Einbeziehung von Transgender-Frauen in weibliche Kategorien nicht mit Fairness vereinbar“ sei.
Van Leuven ärgert die Thematik sehr. „Das ist ätzend, aber ich versuche, mir das nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen“, sagte sie im Gespräch mit dem Portal „Dartsnews“: „Ich denke, das Einzige, was ich an diesem Thema bedaure, ist, dass viele Leute vergessen, dass ich auch ein Mensch bin.“ (sid)