Traurige SzenerieKein Schnee in den Alpen: Weltcups im Regen, Pisten vor Schließung, Betroffenheit & Panik

Skipiste in Flachau/Österreich: Schneemangel sorgt zu Beginn des Jahres 2023 für Sorgen.

Trauriger Anblick in den Alpen: Skifahrerinnen und Skifahrer schlängeln sich am 5. Januar 2023 eine Piste in Flachau hinab. Nur die Pisten sind mit Schnee präpariert, bei Temperaturen über 10 Grad ist drumherum alles grün wie im Frühling.

Die Organisatorinnen und Organisatoren des Ski-Weltcups kämpfen um ihre Rennen, die Sportlerinnen und Sportler sind betroffen und traurig und die Gastronomen und Gastronominnen haben Panik.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Ausbleibender Schnee und viel zu hohe Temperaturen sorgen derzeit in den Wintersport-Regionen in den Alpen für angespannte Stimmung.

Es ist aber auch ein trauriges Bild, was Anfang Januar 2023 auch die Ausmaße des Klimawandels zeigt: grüne Wälder, grüne Täler – und dazwischen mal eine präparierte Skipiste in Weiß. Wintersport-Romantik sieht ganz anders aus. Doch anstatt Romantik herrscht eher Panik, denn Schnee, das weiße Gold der Alpen, ist Mangelware.

Ski-Weltcup: Pistenraupen kratzen den letzten Schnee zusammen

Im österreichischen Flachau findet am Dienstagabend, 10. Januar 2023, der Slalom-Weltcup der Frauen statt. Auf der Herrmann-Maier-Piste wird um den Sieg gekämpft. Doch die Organisatorinnen und Organisatoren kämpfen erstmal darum, dass überhaupt eine Piste voll Schnee zur Verfügung steht.

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In der ersten Januarwoche lagen die Temperaturen teilweise über 10 Grad, dazu setzte noch Regen ein. Die Herrmann-Maier-Piste, auch Talabfahrt in den Ort Flachau für Skitouristen, wurde schon ab dem 6. Januar für die Hobbysportler gesperrt. Für den Weltcup wurden Schneemassen mithilfe von Raupen zusammengekratzt. Auch verdichteter Maschinenschnee und Schneekanonen werden verwendet.

Andernorts setzt man sogenannten Schneezement ein, um Skipisten zu präparieren. Mit stickstoffhaltigem Kunstdünger wird der Schnee verfestigt. Der Dünger sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit im Schnee gebunden wird und keine bremsende Wirkung von nassem Schnee zu spüren ist.

Aktuell sind die Temperaturen in Flachau wieder unter den Gefrierpunkt gesunken und leichter Schneefall hat eingesetzt, doch die Situation ist noch lange nicht entspannt.

Vor allem die Betreiber von Restaurants und Pisten-Hütten bangen um die Skisaison. Ein Gastronom aus dem Salzburger Land sagt uns: „Es ist schlimm. Normalerweise ist im Januar alles weiß und verschneit, aber jetzt ist alles grün. Ich weiß nicht, wie wir die Saison bis Ende März überstehen sollen. Es muss mindestens ein Meter Neuschnee her, sonst werden etliche Pisten geschlossen.“ Solche Bedingungen gibt es sonst erst Mitte März, zum Ende der Skisaison. Doch jetzt müssen schon im Januar alle Schneereserven zusammengekratzt werden, um die Pisten präparieren zu können.

„Ich weiß nicht, wie wir das noch zwei Monate hinbekommen sollen?“, fragt der Gastronom mit sorgenvollem Blick und befürchtet: „Wenn es nicht schneit, müssen wir dicht machen.“

Doch nicht nur die Alpin-Ski-Szene ist frustriert, auch in den Loipen sieht es traurig aus. Biathlon-Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick (34) sagt vor dem Weltcup in Ruhpolding (ab Mittwoch, 11. Januar): „Es ist wirklich schlimm, da blutet mir auch das Herz, wenn ich da bin und sehe, wie die Natur gerade erwacht, als wäre es schon Frühling. Wir zittern alle und fiebern auf den Heim-Weltcup hin. Wir hoffen, dass coole Bedingungen sind, aber es sieht wirklich traurig aus.“

Herrmann-Wick weiter: „Ich hoffe wirklich sehr und schaue jeden Tag nach, dass jetzt eine Kälteperiode kommt und der Winter mal richtig beginnt.“

Doch der Blick auf die Wetter-App macht wenig Hoffnung: Regen und Temperaturen um die 7 Grad sind angesagt für die kommenden Tage. Damit das dünne Schneeband, was sich als Loipe durch die grüne Landschaft schlängelt, hält, ist größte Anstrengung nötig. Doch auch der Schnee aus den Depots ist bald verbraucht.