Sie ist Deutschlands beste Läuferin. Konstanze Klosterhalfen sorgte in den letzten Jahren für viele Rekorde, Experten sorgten sich dabei oft um ihre Gesundheit. Jetzt spricht sie über ihre Ernährung.
Nach Magersucht-DebatteKlosterhalfen spricht übers Essen: „Bin immer noch dabei, das ständig zu optimieren“
Im August 2021 sorgte Top-Läuferin Konstanze Klosterhalfen (24, TSV Bayer Leverkusen) bei Olympia in Tokio mit Platz acht über 10.000 Meter für ein tolles Ergebnis. Doch im Nachgang kam es zu einer Magersucht-Debatte. Auch weil sie trotz Gluthitze nach dem Rennen vor Erschöpfung am ganzen Körper zitterte und sich völlig erschöpft in der Mixed Zone weinend hinhocken musste.
Klosterhalfen war weit über ihre Grenzen hinausgegangen, kam nach 31:01,97 Minuten ins Ziel. Doch die zierliche Figur - offiziell wiegt sie 48 Kilogramm bei einer Größe von 1,74 Metern – sorgten bei vielen Medizinern und Experten für Besorgnis. Ihr Body-Mass-Index: 15,85. Die Bundeszentrale für Ernährung hat festgelegt: mit einem BMI unter 18,5 gilt man als untergewichtig.
„Es ist ein schwieriges Thema“, sagte etwa Sportmediziner Wilhelm Bloch (62, Deutsche Sporthochschule Köln), „Es darf nicht erst gehandelt werden, wenn etwas passiert ist.“ Für Bloch sind die Läuferinnen wie Klosterhalfen viel zu dünn. „Sie ist sehr dünn, und ich erkenne auch eine flaumartige, feine Körperbehaarung“, sagt Bloch. „Das geht in Richtung des Krankheitsbildes Anorexia athletica.“ Anorexia athletica ist Magersucht von Sportlerinnen und Sportlern.
Bloch formulierte eine klare Forderung: „Es muss etwas passieren, es müssen Regeln zum Schutz der Läuferinnen und Läufer her. Ein Schwellenwert des Body-Mass-Index zum Beispiel.“
Nach Olympia 2021: Debatte um Magersucht bei Läuferinnen
Bloch kassierte für seine Ferndiagnosen bei Klosterhalfen aber auch heftige Kritik. Für ARD-Kommentator Ralf Scholt waren seine Äußerungen zu Klosterhalfens Gesundheit ein Unding, er attackierte Dr. Bloch via Twitter: „Noch ein Pseudo-Artikel: Wilhelm Bloch forscht zu Zell- und Molekularstrukturen oder Sport und Krebs, das ist toll. Unter seinen 900+ Publikationen ist nach rascher Recherche kein einziges über Anorexia. Expertise? Jemals Frau Klosterhalfen untersucht, gesehen, gesprochen? schwierig!“
Ende Dezember 2021 sprach Klosterhalfen, die in Bonn geboren wurde, nun in einem klubeigenen Interview übers Essen und ihr Wohlbefinden. Sie präsentierte in den sozialen Netzwerken von Bayer Leverkusen ihr Rezept von Cocoa-Dattel-Bällchen und machte dann deutlich, dass sie sehr intensiv auf ihre Gesundheit und Ernährung achtet.
Klosterhalfen stellt klar: Ich achte auf meinen Körper und meine Gesundheit
Klosterhalfen erläuterte: „Es ist sehr wichtig, dass der Körper genug hat, vor allem auch für die Regeneration. Die Ernährung gehört genauso zum Training dazu wie die Läufe an sich. Nach langen Läufen von über 20 Kilometern achte ich beispielsweise darauf, Eiweiß zu mir zu nehmen. Nach so einer Anstrengung hat man aber nicht direkt unbedingt Lust darauf, viel zu essen. Es ist aber dennoch wichtig und ich selber bin immer noch dabei, das ständig zu optimieren.“
Das Thema Ernährung ist also für die Top-Läuferin, die mehrere deutsche Rekorde (unter anderem 3000, 5000 und 10.0000 Meter) hält, enorm wichtig. Worauf sie dabei besonders achtet: „Auf die Eiweißzufuhr nach harten, langen Einheiten. Darauf, dass ich mich vielfältig ernähre, dass ich zum Beispiel die Gemüsesorten durchwechsele, um sicherzustellen, dass ich möglichst viele Nährstoffe abdecke. Dass ich gesunde Fette aus Nüssen oder Ölen zu mir nehme. Solche Dinge.“
Dabei setzt sie gerne auf ihre eigenen Rezepte, wie bei den Cocoa-Dattel-Bällchen. „Ich liebe alle Art an natürlichen Riegeln mit nur wenigen und cleanen Zutaten. Meinen Lieblingsriegel gab es nicht in Amerika, da habe ich mit den Zutaten versucht, einfach selbst einen zu mischen. Ich esse sie am liebsten vor dem Laufen, aber auch zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie schmecken richtig gut.“
Klosterhalfen trainiert meistens in den USA. Sie nimmt den Skeptikern den Wind aus den Segeln, indem sie klarstellt, dass sie kraftvoll ins neue Jahr startet: „Ich habe im letzten Jahr gelernt, dass es das Wichtigste ist, auf den Körper zu achten und gesund zu bleiben. Dann ist viel möglich. Und man muss sich den Spaß bewahren, den Druck nicht an sich heranlassen. Ich gebe jeden Tag mein Bestes und versuche, immer mit Freude an die Sache zu gehen.“
Leichtathletik: 2022 gibt es WM und EM
2022 stehen die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene (15. bis 24. Juli 2022) und die Europameisterschaften in Paris (15. bis 22. August 2022) an. Zwei Saison-Highlights ganz nah beieinander.
Welche Distanz sie bei den Wettkämpfen laufen wird, steht noch nicht fest: „Mein Trainer hat da eher einen Plan im Kopf. Ich mache mir darüber nicht so viele Gedanken, sondern konzentriere mich lieber komplett auf das Training. Die 5000 Meter liegen mir in den Meisterschaftsrennen ganz gut. Ich bringe die Schnelligkeit von den 1500 Metern mit, habe aber halt auch die Ausdauer für die 10.000. Festlegen tun wir uns auf keinen Fall. Wir schauen einfach.“