Wo ist Shelly-Ann Fraser-Pryce? Leichtathletik-Fans rätselten am Samstag über das Fehlen der Weltklasse-Sprinterin aus Jamaika im Olympia-Halbfinale über 100 Meter. Aufklärung gab es erst später.
Olympia-Rätsel um WeltstarBei Wettkampf-Start einfach nicht da: Große Verwirrung jetzt aufgeklärt
von Béla Csányi (bc)
Wo ist Shelly-Ann Fraser-Pryce (37)? Diese Frage stellten sich am Samstagabend (3. August 2024) Millionen Fans beim Blick auf die Leichtathletik-Übertragung bei Olympia. Die Aufklärung gab es erst knapp zwei Stunden nach ihrem plötzlichen Fehlen im Halbfinale.
Der schillernde Weltstar aus Jamaika, dreimalige Olympiasiegerin (insgesamt acht Olympia-Medaillen) und zehnfache Weltmeisterin, hätte gegen 19.50 Uhr eigentlich zum Halbfinale über die 100 Meter antreten sollen. Doch die ihr zugewiesene Bahn blieb einfach frei, Fraser-Pryce tauchte nicht im Stadion-Innenraum auf. Das sorgte für großes Rätselraten.
Darum fehlte Shelly-Ann Fraser-Pryce im Olympia-Halbfinale über 100 Meter
In den offiziellen Ergebnislisten wurde die jamaikanische Sprint-Ikone, die seit ihrer ersten Olympia-Teilnahme 2008 immer mindestens einmal auf dem Podium gestanden hatte, zu diesem Zeitpunkt bereits mit DNS für „did not start“ geführt (Deutsch: Nicht angetreten).
Der Grund blieb zunächst allerdings unklar, erst später informierte der Leichtathletik-Weltverband über eine Verletzung beim Aufwärmen. Diese Informationen bestätigte dann auch Jamaikas Teammanager Ludlow Watts.
„Wir haben lediglich die Information erhalten, dass sie verletzt ist, aber Doktor Warren Blake wird sich um das Thema kümmern und sich später diesbezüglich äußern“, zitierte ihn der „Jamaica Observer“.
Weil die Information erst gegen 21.30 Uhr durchsickerte, fischten die beiden ZDF-Kommentatoren Marc Windgassen und Fabian Meseberg bei der Live-Übertragung der Halbfinals im Trüben, hatten zu diesem Zeitpunkt lediglich erste Hinweise zu den Abläufen erhalten.
Sie konnten lediglich die dünne Informationslage ans Publikum weitergeben, erklärten: „Es gab eine Meldung, und der gehen wir immer noch nach. Wir haben noch keine genauen Informationen darüber, dass sie auf die Warm-up-Area wollte, nicht reingelassen wurde und dementsprechend außen vor ist. Riesen-Diskussionen. Und sie ist auf jeden Fall nicht rechtzeitig hier, die Bahn bleibt frei.“
In den sozialen Netzwerken kursierten mehrere Videos aus dem Außenbereich des Olympiastadions, auf denen zu erkennen war, wie Fraser-Pryce offenbar einen anderen Weg als am Vortag Richtung Innenraum nehmen musste und unter anderem mit einem Busfahrer diskutierte.
Dabei beschwerte sie sich, nicht über eine offenbar vollzogene Regeländerung informiert worden zu sein. „Wir sind gestern durch dieses Tor gegangen, haben den Security-Check passiert und es war alles in Ordnung“, war in einem der Clips von Fraser-Pryce zu hören.
Weil sie nicht im olympischen Dorf untergebracht ist, sondern ein eigenes Quartier in Paris bezogen hat, war für sie offenbar ein gesonderter Zugang am Stadion nötig. Verantwortlich für ihr späteres Fernbleiben bei den Halbfinal-Läufen waren die Szenen demnach aber nicht.
Eine erste Reaktion gab es zunächst von Landsfrau Tia Clayton (19) nach deren Halbfinal-Lauf über dieselbe Strecke. Sie sagte: „Das ist sehr überraschend für mich. Ich weiß nicht, was passiert ist.“ Clayton betonte, sie habe von möglichen Einlass-Problemen bei Fraser-Pryce „auch gehört, aber ich weiß wirklich nicht, was los ist.“
Die drittschnellste Frau der Geschichte ist bei Olympia nicht nur für das Einzelrennen über 100 Meter qualifiziert, sondern will auch als Teil von Jamaikas Staffel über 4 × 100 Meter an den Start gehen, sollte es ihre Gesundheit zulassen. Mit der hatte sie in London (2012) und Rio (2016) Silber und in Tokio (2021) Gold gewonnen.