Am späten Abend zeigen sich die Hockey-Männer im ARD-Interview zwischen Frust und Freude. Einer wird aber gefeiert – weil er dem Holländer Duco Telgenkamp ordentlich die Meinung geigte!
Ging auf fiesen Holländer losHockey-Star mit Sprechchören gefeiert – Kollege lässt Bombe platzen
Final-Frust oder Silber-Jubel? Die deutschen Hockey-Männer waren sich nach dem verlorenen Olympia-Endspiel gegen die Niederlande selbst nicht sicher, ob sie sich nun freuen oder traurig sollten.
Am späten Abend schaute das komplette Team noch im ARD-Studio bei Ester Sedlaczek vorbei. Schnell wurde klar, dass die Silber-Jungs nach der bitteren Niederlage gegen Holland nicht nur Wasser getrunken hatten.
Niklas Wellen neuer Kapitän – wegen Rudelbildung?
„Jetzt gerade haben wir schon gute Laune, aufgrund von ...“, deutete Niklas Wellen den vorherigen Verlauf des Abends nur an. „Ja bitte?“, hakte Sedlaczek nach. „Ja“, ließ Wellen seine erste Aussage für sich stehen, sagte dann: „Ich glaube, es gibt noch Momente, wenn wir zu Hause sind, in denen es schmerzt. Und dann überwiegt der Stolz.“
Wellen, der übrigens mit der Schwester von Eishockey-Star Leon Draisaitl liiert ist und in Paris vom Kölner NHL-Finalisten angefeuert wurde, wurde im Interview von seinen Kollegen besonders gefeiert – und das gleich zweimal.
Zunächst ließ Mats Grambusch die Bombe platzen, als er in seiner Rolle als Kapitän zu den Erinnerungen befragt wurde, die diese Spiele für das Team zu etwas ganz Besonderem gemacht hatten: „In allererster Linie bin ich nicht mehr der Kapitän. Wir haben eben eine neue Wahl gemacht. Der Ernie ist der Kapitän!“ Damit gemeint: Niklas Wellen, der sofort lautstark bejubelt wurde.
Doch damit nicht genug: Als später die Aufreger-Szene des Abends eingeblendet wurde, gab es erneut laute „Ernie, Ernie“-Sprechchöre. Den Spitznamen trägt der Krefelder, weil er seine Kollegen an „Stromberg“-Figur Ernie Heisterkamp erinnert.
Der niederländische Penalty-Torschütze Duco Telgenkamp war nach seinem entscheidenden Treffer im Shootout (1:3) zu Deutschlands Torhüter Jean-Paul Danneberg gerannt, hielt sich den Zeigefinger an den Mund und gab ihm einen leichten Klaps an den Helm.
Danach stellte Wellen den Übeltäter zur Rede, löste eine Rudelbildung aus. Eine Aktion offenbar ganz nach dem Geschmack seiner Teamkollegen. Ob auch die den Ausschlag zur Kapitänswahl gab? Diese Frage wurde im ARD-Interview leider nicht beantwortet.
Torhüter Danneberg kam im Interview erneut auf die Szene zwischen ihm und Telgenkamp zu sprechen. „Ich habe gesehen, dass er nochmal zu mir gekommen ist. Ich dachte eigentlich, er wird ein bisschen was anderes sagen. Es tut mir natürlich unglaublich leid für ihn“, sagte der Deutsche. „Ich fand es sehr unsportlich. Sehr schade einfach nur.“
Telgenkamp war bei der Siegerehrung ausgepfiffen worden, wurde auch von seinem Trainer kritisiert. Kritik an dem Verhalten gab es auch vom niederländischen Nationaltrainer Jeroen Delmee. „Emotionen sind Teil des Spiels, aber er muss sich noch an ein paar Regeln des internationalen Hockeys gewöhnen, er ist noch sehr jung“, sagte Delmee: „Man sollte niemals einen anderen Spielern anfassen, da sind leider die Emotionen mit ihm durchgegangen.“
Auslöser für den Fehltritt Telgenkamps waren laut des Coachs Aussagen von Danneberg in den Medien. Telgenkamp bestätigte das: „Es hat mich persönlich gestört, dass Danneberg gesagt hatte, wir hätten Angst vor ihnen.“
Wörtlich hatte der deutsche Keeper vor dem Endspiel gesagt: „Wir gehen da mit einer richtig breiten Brust rein, denn ich glaube, die Holländer haben richtig Angst vor uns.“ Bereits nach dem Abpfiff hatte Danneberg Telgenkamps Aktion verurteilt. „Anscheinend sind bei dem ziemlich viele Sicherungen durchgebrannt. Mein großes Beileid für so eine Unsportlichkeit“, sagte der 21-Jährige: „Die Fans haben ihn ausgebuht, als er die Medaille bekommen hat. Eine größere Schande gibt es gar nicht.“
Immerhin: Der Olympiasieger gab sich später einsichtig. „Ich hätte das nicht machen sollen, es waren die Emotionen“, sagte der 22-Jährige. „Es war nicht so klug von mir, dass ich noch mal zum Torwart gehe. Ich meine, wir haben gewonnen und dann sollte ich mich nicht so gehen lassen.“ (mit dpa)