Gibt es tatsächlich Betrugs-Versuche beim Fechtsport? In einem ARD-Beitrag erheben mehrere Informanten heftige Vorwürfe und sprechen von systematischem Betrug beim Säbelfechten.
Systematischer Betrug bei Olympia?Insider erheben skandalöse Vorwürfe: Aus für gesamte Sportart gefordert
Korruption beim Fechten? Am späten Sonntagabend war der „Sportschau“-Dopingexperte Hajo Seppelt (61) im Olympia-Studio bei ARD-Moderatorin Esther Sedlaczek (38) zu Besuch. Das Thema: Möglicher Betrug im Säbelfechten.
Zuvor war ein Beitrag zu sehen, in welchem Informanten heftige Vorwürfe gegen bestimmte Personen im Fecht-Sport erheben und ihnen systematischen Betrug vorwerfen.
Ex-Schiri Marcus Schulz berichtet über Bestechungs-Versuche
Erst beim Olympia-Achtelfinale am 27. Juli 2024 kam es zu einer fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidung: Der Georgier Sandro Bazadze (31) trat gegen den Ägypter Mohamed Amer (26) an und landete schließlich den entscheidenden Treffer zum Sieg – zumindest dachte er das.
Bereits freudestrahlend und jubelnd feiert der Georgier seinen vermeintlichen Sieg, als die Schiedsrichterin nach kurzer Verzögerung für Gegner Amer entscheidet – plötzlich ist der Ägypter außer sich vor Freude und Bazadze kocht vor Wut, diskutiert minutenlang. Warum es zu dieser Entscheidung kam, ist unklar.
Und genau das ist das Problem beim Fechten. Für die Unparteiischen ist es im Säbelfechten oft schwierig, eine Entscheidung zu fällen. Treffer sind mit dem bloßen Auge oftmals so gut wie gar nicht zu erkennen – nicht mal in Zeitlupe oder mit dem Einsatz von Elektronik.
Deshalb haben Schiedsrichter trotz der Elektronik einen Ermessensspielraum und schlichtweg immer das letzte Wort. Das wiederum bietet die perfekte Vorlage zur Manipulation, von der anscheinend auch Gebrauch gemacht wird.
Bei der ARD berichtete der ehemalige Säbel-Schiedsrichter Marcus Schulz (44): „Das ganze System ist darauf ausgerichtet, bei Olympia zu betrügen. Weil Olympia die einzige Veranstaltung im Fechten ist, die weltweit Aufmerksamkeit findet. Darauf läuft alles zu.“
Und es geht noch weiter. Schulz erzählte auch von seinen eigenen Erfahrungen in seiner aktiven Zeit: „Mein ehemaliger Trainer kam zu mir bei einem Wettkampf. ‚Also Marcus, ich muss mit dir reden.‘ Ja, klar, kein Problem. Und dann sind wir auf sein Hotelzimmer gegangen. Er hat mir gesagt: ‚Marcus, wärst du bereit, gewisse Vorteile anzunehmen? Du bist auch bei der Olympia-Qualifikation in Prag. Also für den und den Fechter würden wir dir 5000 Euro bieten.‘“
Vorwürfe im Fechten schon länger bekannt
Für Schulz sei in dem Moment eine Welt zusammengebrochen. Gleichzeitig wurde ihm laut eigener Aussage jedoch auch klargemacht, dass er nicht naiv sein solle und er es nicht schaffen würde nach oben zu kommen, da „sie“ ihn nie nach oben lassen würden: „Entweder spielst du mit uns, oder du bist gegen uns“, hieß es damals wohl zu Schulz.
Das Dramatische: Die Vorwürfe sind keineswegs neu, es scheint nur niemanden so richtig zu interessieren. Schon vor längerem wurden in den USA Kampfrichter gesperrt, Athleten verwarnt und Untersuchungen eingeleitet.
Ebenso wurde der internationale Fechtverband (FIE) informiert, doch es passierte nie etwas. Obwohl die Vorwürfe bekannt waren, wurden bei den Olympischen Spielen in Paris Schiedsrichter, die der Manipulation verdächtig sind, für Finalrunden nominiert.
Eigentlich sollte gerade der Fechtsport dem deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach (70) als ehemaligen Olympiasieger im Fechten besonders am Herzen liegen – doch der gibt sich schmallippig. Auf Anfrage der ARD habe das IOC nur lapidar auf den Welt-Fechtverband verwiesen.
Joachim Wargalla (ehemaliger Fechttrainer), der ebenfalls in dem ARD-Beitrag über die Geschehnisse und eigene Erfahrungen beim Fechten berichtet, fordert: „Solange das Säbelfechten in der Form manipulierbar ist, sollte es nicht im olympischen Programm weitergeführt werden.“
Das Internationale Olympische Komitee fällt damit weiter in Ungnade. Erst vor ein paar Wochen waren Vorwürfe gegen chinesische Schwimmer, die des Dopings beschuldigt werden, öffentlich geworden.
Auch hier glänzt das IOC durch mangelnde Konsequenz, obwohl einige der beschuldigten Schwimmer bei den olympischen Wettkämpfen in Paris teilgenommen und sogar Medaillen gewonnen haben.