2018 Olympia-Silber für die USA, 2022 Olympia-Bronze für Ungarn. Die Bilanz von Shorttrack-Star John-Henry Krueger bei den Winterspielen verwirrt und geht auf einen lang andauernden Streit zurück.
Wie geht das denn?Irre Olympia-Bilanz: Eis-Star holt zwei Medaillen für zwei verschiedene Länder
Diese Olympia-Bilanz sorgt auf den ersten Blick für eine Menge Fragezeichen. Als Shorttrack-Star John-Henry Krueger (26) am 5. Februar 2022 bei Olympia in Peking Bronze im Team-Wettbewerb holte, war es sein zweites Edelmetall nach Silber bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Allerdings: Der gebürtige US-Amerikaner jubelte für zwei verschiedene Länder.
Nachdem Krueger 2018 noch seinem Heimatland zu Platz vier im Medaillenspiegel verholfen hatte, holte er die Shorttrack-Medaille diesmal mit dem ungarischen Team in der Mixed-Staffel. Weitere Podest-Chancen stehen außerdem noch bevor.
Olympia 2022: John-Henry Krueger startet jetzt für Ungarn
Was war in der Zwischenzeit passiert? Noch im Jahr seines Olympiasiegs brach Krueger mit dem US-amerikanischen Verband, der Zoff um fehlende finanzielle Unterstützung führte letztlich dazu, dass der Eisschnellläufer sich nach einem neuen Verband umschaute und schließlich in Ungarn fündig wurde.
Schon vor Pyeongchang hatte Krueger wegen besserer Bedingungen nicht etwa am US-Eisschnelllauf-Stützpunkt in Salt Lake City trainiert, sondern war ins Gastgeberland Südkorea geflogen, wo Shorttrack zu den populärsten Sportarten gehört. Nach Silber bei den Spielen im Februar 2018 war er noch mit anderen US-Sportlern vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump (75) im Weißen Haus empfangen worden. Sein Abgang nach Ungarn hatte sich da aber längst abgezeichnet.
John-Henry Krueger nach Streit mit USA für Ungarn bei Olympia
Auf Facebook schrieb seine Mutter Heidi Weisenbacher-Krueger zornig: „Seid euch darüber im Klaren, dass John-Henry nicht sein Land verlassen hat, sondern den Verband, der ihn schon vor langer Zeit in so vielen Bereichen im Stich gelassen hat und sich dann geweigert hat, seine Bedenken, Meinungen und Forderungen zu beachten.“
Gegenüber der Zeitung „USA Today“ bekräftigte der damals 23-Jährige, dass er sich „in den finanziellen Ruin stürzen“ würde, falls er weiter auf höchstem Niveau als Shorttracker für sein Land antreten wolle. Durch das Angebot des ungarischen Verbandes könne er endlich die alltäglichen Dinge des Lebens bezahlen, ohne dass seine Familie ihn dabei finanziell unterstützen müsse.
John-Henry Krueger hofft mit Ungarn auf mehr Olympia-Medaillen
Auch die Olympia-Regularien standen diesem Vorhaben nicht im Weg: Regel 41 der olympischen Charta besagt, dass Athleten im Falle eines Wechsels zu einer anderen Nation drei Jahre nach ihrem letzten Start bei Olympia für ihr neues Land antreten dürfen. Seit 2021 geht Krueger entsprechend für die Magyaren auf Medaillenjagd, holte gleich EM-Silber im Einzel über 1000 Meter und WM-Silber über 5000 Meter in der Mixed-Staffel.
In Peking hoffte Krueger auf Olympia-Gold, musste sich bislang allerdings mit Staffel-Bronze zufriedengeben. Über 1000 und 1500 Meter verpasste er das Podium deutlich, zwei Chancen stehen jetzt allerdings noch aus.
Am Sonntag (13. Februar) winkt die nächste Medaille über 500 Meter im Einzel, am Mittwoch (16. Februar) peilt außerdem die ungarische Staffel um die Liu-Brüder Shaoang (23) und Shaolin Sándor (26) gemeinsam mit ihrem US-Import Gold an. Dessen Heimatland ist im Staffel-Finale gar nicht erst vertreten, blieb in den bisherigen fünf Wettkämpfen zudem komplett ohne Medaille. Einen Shorttracker von der Klasse eines John-Henry Krueger hätte Team USA in Peking gut gebrauchen könnn. (bc)