Tragödie bei ParalympicsBronze weg: Marathon-Läuferin zwei Meter vor dem Ziel disqualifiziert

Elena Congost nach dem Paralympics-Marathon am Sonntag (8. September 2024) in den Armen ihres Guides Carlos Bruguera.

Elena Congost nach dem Paralympics-Marathon am Sonntag (8. September 2024) in den Armen ihres Guides Carlos Bruguera.

Dramatisches Ende im Paralympics-Marathon der Frauen: Elena Congost aus Spanien hatte schon über die Bronzemedaille gejubelt, dann wurde ihr eine Szene nur zwei Meter vor der Ziellinie zum Verhängnis.

von Béla Csányi  (bc)

„Eine Schande, ihr diese Medaille zu entreißen“: Das Entsetzen über die Paralympics-Entscheidung gegen Läuferin Elena Congost (36) ist nicht nur in zahlreichen Beiträgen bei Social Media gewaltig. Auch die Athletin selbst hat entgeistert auf ihre Disqualifikation im paralympischen Marathon reagiert.

Die Spanierin hatte sich am Sonntag (8. September 2024) kurzzeitig über ihre Bronzemedaille freuen dürfen, dann riss eine Szene nur zwei Meter vor der Ziellinie sie aus allen Podiums-Träumen. „Sie haben mich nicht wegen eines Verstoßes disqualifiziert, sondern weil ich ein Mensch bin“, sagte Congost voller Verbitterung.

Keine Paralympics-Medaille für Elena Congost

In der Langstrecken-Disziplin hatte sie zuvor Platz drei belegt, mit über drei Minuten Vorsprung auf die Viertplatzierte Misato Michishita (47). Wenige Schritte vor dem Ziel passierte das Unheil.

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Weil Congost durch eine Sehbehinderung beeinträchtigt ist, läuft sie ihre Rennen mit einem Guide, mit dem sie über ein elastisches Band verbunden ist. So begleitet Läufer Mia Carol Bruguera sie bei ihren Rennen und gibt als Unterstützer den Kurs vor.

Im Regelwerk ist unter Artikel 7.9.5 festgehalten, dass die Athletinnen und Athleten die verbindende Leine im Wettbewerb zu keiner Zeit loslassen dürfen.

Congost tat einen Wimpernschlag lang aber genau das. Reflexartig griff sie nach ihrem strauchelnden Guide, den schmerzhafte Krämpfe zu Boden zu zwingen drohten. Dabei rutschte ihr das Band kurz aus der Hand. Ein Verstoß im Sinne des Regelwerks, das keinen Spielraum zulässt.

Unter Tränen sagte sie im Ziel: „Es war ein Reflex, der aus dir herausbricht, wenn jemand zu Boden geht.“ Sie sei „am Boden zerstört, weil ich die Medaille hatte“. Über die Disqualifikation berichtete sie: „Sie sagten mir, dass ich das Band eine Sekunde lang losgelassen habe. Und deshalb gibt es jetzt kein Zurück mehr.“

Nach Überqueren der Ziellinie hatte das spanische Duo zunächst noch gejubelt, Bruguera trug die erleichterte Congost sogar auf Händen durch den Zielbereich. Kurz darauf folgte dann die bittere Nachricht, die auch in der Heimat für Entsetzen sorgte.

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„Die Kampfrichter können sicher heute Nacht ruhig schlafen, nachdem sie eine Athletin bei den Paralympics disqualifiziert haben, nachdem sie sich um ihren Guide gesorgt hat“, schrieb ein Nutzer ernüchtert. „Das hat nichts mit sportlichen Werten zu tun. Ganz gleich, was das Regelwerk sagt“, ergänzte ein anderer User resigniert.

Nach Gold in Rio 2016 und Silber in London 2012 schien die gesamte Medaillen-Palette für Congost eigentlich schon komplett. Statt Edelmetall nimmt sie nun aber die bitterste Niederlage ihrer Karriere aus Paris mit nach Hause.