„Brauchen Wumms gegen Rechts“Wieder Kundgebung an Deutzer Werft – Premiere für neue Allstar-Band

Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft.

Bei der Großdemonstration gegen Rechts pilgerten am 21. Januar 2024 rund 70.000 Menschen zur Deutzer Werft. Am Samstag findet dort erneut eine Kundgebung statt.

Eine Woche vor der Europawahl soll bei einer großen Kundgebung an der Deutzer Werft ein Signal gegen Rechtsextremismus gesetzt werden. Wieder sind viele Kölner Bands und Kabarettisten dabei.

von Marcel Schwamborn (msw)

Als am 21. Januar 2024 Köln gegen Rechtsextremismus zur Deutzer Werft pilgerte, wurden die Veranstalter von der enormen Resonanz fast überrumpelt. Am Ende gaben 70.000 Menschen ein beeindruckendes Bild für eine vielfältige, freie und offene Gesellschaft ab.

Eine Woche vor der Europawahl rufen deutschlandweit mehrere Bündnisse zu Kundgebungen auf. Auch am Rheinufer soll wieder ein Zeichen gegen rechtspopulistische Parteien gesetzt werden. „Arsch huh für Demokratie“ heißt es am Samstag (1. Juni) ab 15 Uhr. Bis 18 Uhr werden unterhalb der Deutzer Brücke wieder zahlreiche bekannte Bands spielen, es gibt Kabarett- und Wortbeiträge und Talkrunden.

„Arsch huh für Demokratie“: Kundgebung am 1. Juni in Deutz

Gleich zum Auftakt gibt es eine Premiere. Die neu zusammengestellte „Arsch huh Band“ wird erstmals zu erleben sein. Sven Welter (Paveier), Patrick Lück und Jens Streifling (beide Höhner), Dennis Kleimann (Zeltinger-Band), Klaus Mages (Ex-Rainbirds), Hans Maahn und Johanna Eicker gehören unter anderem dazu und werden neben der „Arsch huh, Zäng ussenander“-Hymne auch den Song „Su läuft dat he!“ präsentieren.

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Ex-Höhner-Mitglied Hannes Schöner (70) steckt hinter der neuen Formation. „Wir sind alle Mundart-Musiker, singen kölsche Lieder. Unsere Songs, die Heimatgefühl transportieren, werden für rechtes Gedankengut missbraucht. Da erklingen Lieder bei Veranstaltungen, wo sie nichts zu suchen haben“, sagte er auf EXPRESS.de-Nachfrage.

PK für „Arsch huh für Demokratie“.

Verschiedene Bündnisse und Musiker präsentierten am Montag (27. Mai 2024) das Programm der für den 1. Juni geplanten Kundgebung „Arsch huh für Demokratie“.

Bei der Programm-Präsentation für die Kundgebung unterstrichen auch weitere Künstler, warum sie dabei sind. „Es ist wichtig, die Leute für die Wahl am 9. Juni zu mobilisieren. Es sind Menschen am Werk, die versuchen, unsere Demokratie von innen auszuhöhlen“, sagte Paveier-Frontmann Welter (43), dessen Band um 16.10 Uhr auf der Werft spielen wird.

Auch Miljö sind am Samstag dabei, treten um 16.40 Uhr auf. „Für uns ist das eine Herzenssache. Wir leben in bewegten Zeiten, wo Dinge gesagt und gesungen werden, die nicht akzeptabel sind“, sagte Sänger Nils Schreiber (37). „Ich bin als Kind in einem Europa der Freundschaft aufgewachsen. Das will ich auch meinen beiden Kindern ermöglichen. Sie sollen kein Europa der Feindschaft erleben“.

Tausende Menschen vor Ort

Die Bilder von der Anti-AfD-Demo in Köln

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Höhner-Musiker Jens Streifling (58) berichtete von seiner Ausreise aus der DDR 1989. „Ich habe erlebt, was es heißt, in einer Diktatur zu leben. Ich wollte aber meine Kinder in einer Demokratie großziehen. Wir müssen sehr wachsam bleiben. Zur Wahl zu gehen, ist daher unsere Chance, mitzubestimmen“. Mit einem Kurzauftritt will seine Band um 17.27 Uhr ein Zeichen setzen.

„Köln stellt sich quer“-Sprecher Reiner Hammelrath gab daher gleich zwei Devisen aus: „Wir müssen die Leute erst zur Deutzer Werft kriegen und eine Woche später an die Wahlurne. Rechtsextremismus ist nicht nur ein Phänomen der Abgehängten, wie das jüngste Vorkommen auf Sylt gezeigt hat. Es besteht die Gefahr, dass es in Europa weiter nach rechts geht“.

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Nach der Massenkundgebung vor vier Monaten rechnet das Organisationsteam am Samstag mit deutlich weniger Teilnehmenden. „Das Konzept von Bühne und Beschallung ist für bis zu 10.000 Menschen ausgelegt. Wir können aber auch 20.000 erreichen“, sagte Manfred Post von der AG Arsch Huh.

Vielleicht lockt das dreistündige Programm, bei dem auch Molley, Buntes Herz & Microphone Mafia und Haller spielen und Ozan Akhan, Wilfried Schmickler sowie Negah Amiri für Kabarett-Beiträge sorgen, aber auch noch mehr Publikum an. „4,8 Millionen Menschen dürfen erstmals zur Wahl gehen. Die 16- und 17-Jährigen haben eine besondere Verantwortung. Deshalb müssen wir ein klares Zeichen für demokratische Parteien setzen“, sagte Alexander Trennheuser vom Verein „Mehr Demokratie“.

AG Arsch Huh kündigt „Fest der Demokratie“ bei Gamescom an

Die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi wird in der Deutzer Werft ebenfalls sprechen. „Zehn Prozent der Menschen können wir nicht belehren, die haben aus dem Faschismus nichts gelernt“, sagte der Kölner Vorsitzende Witich Roßmann. „Aber es gibt auch noch einen Großteil, der aus Protest gegen die Politik Rechts wählt.“ Und das dürfe nicht sein, wie auch von Brigitta von Bülow von „Köln stellt sich quer“ unterstrich: „Wir wollen aus Köln heraus ein starkes Signal senden und den Rechtsextremen nicht das Feld überlassen.“

Manfred Post deutete zudem an, dass bis zur Bundestagswahl 2025 weitere Aktionen folgen sollen. Es wird eine neue „Arsch huh“-Kampagne geben. Am 25. August ist im Rahmen der Gamescom auf den Ringen ein „Fest der Demokratie“ geplant. Zudem gibt es Workshops für junge Bands. Hammelrath fasste es klar zusammen: „Wir müssen was tun und brauchen, um es mit Olaf Scholz zu sagen, einen Wumms gegen Rechts“.