Klaus Jentjens führt mit viel Leidenschaft seinen Fetisch-Store auf der Kölner Schaafenstraße. EXPRESS.de hat ihn unter anderem gefragt, wie sich seine Kundschaft in den letzten sechs Jahren verändert hat und was sein Geschäft so besonders macht.
„Best Of Cologne“Klaus' Fetisch-Store in Köln: Ältester Kunde ist 92 – „dann kriegst du Gänsehaut”
„Bevor ich den Laden aufgemacht habe, habe ich nicht unbedingt daran geglaubt, dass noch so viel Persönlichkeit im Einzelhandel herrschen kann“, erzählt Klaus Jentjens (51), Inhaber von „Best Of Cologne“. Doch das, was er mit seinem Fetischladen auf der Schaafenstraße innerhalb von wenigen Jahren geschafft hat, spüre ich bei meinem Besuch ziemlich schnell.
Bevor mir der 51-Jährige sein Geschäft zeigt, trinken wir draußen einen Kaffee in der Sonne, bevor kurze Zeit später um 12 Uhr der Laden regulär öffnet. Wie viel Herzblut und Expertise in dem Store steckt, wird mir im Gespräch mit Klaus schon nach wenigen Minuten klar. Oben in der Galerie kannst du dir den Shop von Klaus anschauen.
„Best Of Cologne“: „Fragen stellen, ohne doof angeguckt zu werden“
Im Gegensatz zu größeren Ketten herrscht bei „Best Of Cologne“ eine persönliche, gemütliche Atmosphäre. Der Unterschied, da ist Klaus überzeugt: Sein Team lebt das Konzept. Menschen, die hierherkommen, spielen im Laden auch nicht mit dem Handy, berichtet der Inhaber. „Das ist fast schon ein Phänomen: Sie öffnen sich. Das ist ein riesiges Geschenk, wenn man als Personal diese Vorschusslorbeeren bekommt.“ Kein Wunder also, dass „Best Of Cologne“ viel Stammkundschaft hat. Neue Leute kommen oft nach einer persönlichen Empfehlung.
Patricia (23) ist Klaus‘ rechte Hand. Die Mitarbeiterin erzählt: „Du kannst hier einen Prosecco, einen Weißwein trinken, Kölsch, Kaffee. Wir nehmen uns Zeit. Wenn man vielleicht gerade erst anfängt, zu experimentieren, kann man bei uns Fragen stellen, ohne dass man doof angeguckt wird. Das ist ganz anders, als im Internet zu bestellen.“
Fetisch-Store von Klaus Jentjens seit 2018 auf der Kölner Schaafenstraße
In dem 2018 gegründeten Geschäft gibt es vor allem eine große Auswahl von Lack-, Latex-, (Kunst-)Leder- und Rubber-Produkten (dt.: Gummi), zudem Puppy-Masken und Harnesse in verschiedenen Größen, Farben und Materialien. Zum ColognePride werden jedes Jahr viele Artikel in Regenbogen-Optik angeboten. Im Untergeschoss gibt es zum CSD eine besondere Lederabteilung für Männer.
Auf die Frage, was bei seiner Kundschaft besonders beliebt ist, antwortet Klaus: Netztop, Gladiator-Rock, Schulter-Harness. „Das geht immer!“ Das Hauptgeschäft sei „sehr viel schwarz, sehr viel Kinky, ein bisschen Kunstleder und Club-Wear“.
Hier siehst du unser TikTok-Video zu den CSD-Kollektionen bei „Best Of Cologne“:
Die Kollektionen stammen überwiegend aus kleinen Manufakturen. „Sodass wir immer etwas Besonderes haben“, sagt Klaus. Was direkt auffällt: Der Herren-Bereich ist deutlich größer und bunter als die Frauenabteilung. „Weil die Artikel hier mehr an den Freizeit- und Sportbereich angelehnt sind. Da gibt es immer mehr Farbe“, erklärt Klaus. Mittlerweile werden auch Latex-Anzüge im Jogginghosen-Style oder im Oversize-Look angeboten.
Bei den Frauen spiele dafür Kunstleder und Lack eine größere Rolle. „Deswegen haben wir hier überwiegend ein schwarzes Programm und kriegen nur Farbe rein durch Accessoires.“ Was die Bereiche gemeinsam haben: Klaus und sein Fachpersonal bieten auch maßgeschneiderte Outfits an.
„Best Of Cologne“: Großteil der Kundschaft ist heterosexuell
Das größere Angebot für Herren bedeutet nicht, dass die Kundschaft überwiegend männlich ist. „Ich habe eröffnet mit einer kleinen Damenabteilung und einem überwiegend schwulen Publikum, weil das auch ein bisschen mein Zuhause ist. Das hat sich über die Jahre, unter anderem durch meine Bekanntheit, dahin entwickelt, dass wir jetzt die komplette Bandbreite ansprechen. Das Publikum ist so gemischt wie die Gesellschaft.“ Klaus schätzt, dass seine Kundinnen und Kunden zu rund 70 bis 75 Prozent aus Heterosexuellen bestehen und der Rest sich als schwul bzw. queer identifiziert.
Unter heterosexuellen Menschen gehöre gerade die Kinky-Party-Szene zur Kundschaft des Ladens. Vier bis sechs Mal im Jahr finden entsprechende Partys in Köln statt, berichtet Patricia. „Was ich schön finde, wir haben nicht den Kunden oder die Kundin. Wir haben von ganz jungen Leuten bis ins hohe Alter alle hier.“ „Bis 92!“, ergänzt Klaus.
Der „Best Of Cologne“-Chef findet: Wenn man seinen Fetisch in der Öffentlichkeit zeigt, müsse man aber auch jenen Menschen Respekt entgegenbringen, die vielleicht noch keine Berührungspunkte damit hatten und schnell überrumpelt sind. Klaus' Mitarbeiterin Patricia fasst es so zusammen: „Bei Fetischen gibt es ein Maß, womit man einen Dialog starten kann – und es gibt ein Maß, womit man einen Dialog direkt beendet, bevor er anfängt.“
Dass beispielsweise Puppies – menschliche „Welpen“, sexuell betrachtet ist Pupplay ein Fetisch aus dem BDSM-Bereich – in eine Heterobar gehen, kommt in der Regel nicht vor. Vor allem aus Eigenschutz. Patricia: „Wenn ich in Fetischklamotten rausgehe, verstehen manche Leute das als Provokation. Das ist immer noch riskant!“ Man müsse mit Anfeindungen rechnen, teilweise auch mit Schlimmerem.
Von der Fläche her ist „Best Of Cologne“ mit seinen zwei Etagen und über 180 Quadratmetern der größte Fetisch-Store in Köln. Der Fokus liegt – auch wenn hier und da Dildos, Penisringe und andere Utensilien zu sehen sind – nicht auf Sex-Toys, sondern auf dem Verkauf von Kleidung. Klaus Jentjens legt großen Wert darauf, dass sein Laden nicht in den „typischen Sex-Shop“ abrutsche, sondern vielmehr als Lifestyle-Produkt wahrgenommen werde.
„Es geschehen manchmal so Wunder – da kommt jemand aus der Kabine und du kriegst Gänsehaut. Du siehst das Erstaunen im Gesicht der Person – dass er oder sie das auch sein kann. Und plötzlich eine ganz andere Haltung hat, eine andere Ausstrahlung. Wenn das passiert, machen wir alles richtig“, sagt Klaus mit einem breiten Lächeln im Gesicht.