Der Kölner Schausteller Theo Hardt leidet wie so viele unter der Pandemie. EXPRESS berichtete bereits über das drohende Aus seines Lebenswerks. Jegliche Rettungsversuche liefen ins Leere. Doch jetzt gibt es tatsächlich Rettung.
Drama um Kölner SchaustellerSeine letzte Chance – doch die fällt jetzt ins Wasser
von Carolina Bosch
Köln. „Ich brauche keinen Regenschirm“, betont Schausteller Theo Hardt (70), als er vor seinem Biergarten steht. Dem Kölner scheint das Wetter am Mittwoch (14. Juli) nichts anzuhaben. Seinem gerade erst aufgebauten Pop-up-Biergarten allerdings schon. Am Donnerstag (15. Juli) sollte eigentlich die Eröffnung stattfinden. Doch die fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.
Wie so viele andere auch hatte es Theo Hardt während der Pandemie nicht leicht. Im gesamten vergangenen Jahr fehlten ihm die Einnahmen.
Kölner Schausteller: Lebenswerk war vor dem Aus
Der 70-jährige Kölner betreibt zu normalen Zeiten unter anderem eine Ringwurfbude, einen Schießstand und ein Bistro auf Rädern. Sie stehen sonst auf Jahrmärkten und Volksfesten. Hardt stammt aus einer Schausteller-Familie. Bereits in der sechsten Generation betreibt er das Geschäft weiter.
Doch Corona ließ ihn verzweifeln. Seit alle Großveranstaltungen abgesagt wurden, verstauben die Buden auf seinem Hof in Weidenpesch. Verzweifelt wendete er sich bereits im Juli 2020 mit seiner Geschichte an den EXPRESS.
Er bemühte sich um einen Standort für sein Bistro in Köln. Aber die Stadt machte ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Seine Idee, einen Stellplatz an der Groov in Zündorf zu nutzen, lief immer wieder ins Leere.
Dann meldete sich ein Leser, der Hardt einen Stellplatz auf einem Supermarkt verschaffen wollte. Doch von ihm hörte er irgendwann nichts mehr, erinnert er sich. Auch ein Angebot der Lanxess-Arena, das Bistro auf ihrem Gelände aufzustellen, war nicht von Dauer. Im August 2020 stand er zwar einige Zeit vor der Arena, doch das brachte nicht viel Geld ein.
Theo Hardt und seine Familie bangten lange um ihr Lebenswerk. „Alle hängen da mit drin“, erklärt er, „der Beruf ist unser Leben. Es ist essenziell für uns – finanziell und auch psychisch.“ Aber jetzt geschah das, womit der Schausteller nicht mehr gerechnet hatte.
Pop-up-Biergarten „Hardt's“ am Kölner Rheinufer
„Die Stadt ist auf mich zugekommen“, erinnert sich Hardt, „und sie haben mir ein Angebot gemacht.“ Nach so langer Zeit des Kampfes stellte die Stadt Köln ihm einen Stellplatz zur Verfügung.
Am Donnerstag sollte schließlich der Pop-up Biergarten „Hardt's“ am Konrad-Adenauer-Ufer, direkt unter dem Musical Dom, eröffnen.
Es ist Platz für etwa 300 Gäste. Unter dem Motto „Kölsch-Bayrischer Biergarten“ gibt es nicht nur Früh Kölsch, sonders auch verschiedene Weizensorten, Brezeln, Weißwurst und Leberkäse, aber auch Burger und Bratwurst. Sogar Live-Musik war für die Eröffnung engagiert.
Wegen des starken Regens verschob Hardt die Eröffnung bereits einen Tag nach hinten. Doch auch das steht nun auf der Kippe.
„Ich habe mit der Stadt telefoniert und die erwartet, dass der Rheinpegel noch weiter steigt“, erklärt er. Am Donnerstagmorgen kam dann die endgültige Entscheidung. Hardt muss aus Sicherheitsgründen abbauen.
Eröffnung des Pop-up Biergarten am Rheinufer durch Starkregen gefährdet
Wird also schon wieder nichts aus den rettenden Plänen für die Schaustellerfamilie?
„Wir bauen am Montag wieder auf“, versichert der 70-Jährige. „Wir haben seit 18 Monaten kein Geld mehr eingenommen. Wir ziehen das durch. Und wenn es am Ende nur drei Tage sein sollten!“
Diese Gefahr scheint allerdings gering. Denn sobald der Regen nachlässt und der Rheinpegel wieder sinkt, eröffnet „Hardt's“ Biergarten. Bis zum 12. August hat er den Platz am Rheinufer sicher. Öffnungszeiten sind dann von Montag bis Freitag zwischen 12 und 22 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 22 Uhr.