Brutaler SparkursKölner Einrichtung besonders betroffen – fällt Standort komplett weg?

Die Kölner LSBTQI+-Jugendeinrichtung „anyway“ muss in Zukunft vermutlich mit deutlich weniger Zuschuss auskommen. Das könnte verheerende Folgen haben.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Die Kölner Stadtkassen sind derzeit ziemlich leer. Der Sparkurs droht nun auch die queere Community zu treffen.

191.000 Euro weniger sieht der Haushaltsentwurf der Stadtverwaltung für die Jahre 2025/26 für die LSBTQI+-Jugendeinrichtung „anyway“ vor. „Wegfallen soll ausgerechnet die Jugendberatungsstelle“, teilt das „anyway“ am Dienstag (3. Dezember 2024) mit.

Sparkurs trifft Kölner LSBTQI+-Jugendeinrichtung

„Die Beratungsstelle unterstützt Jugendliche im Coming-out und besonders Jugendliche, die trans, inter* und nicht-binär sind. Sie stehen unter größtem Druck, da sie verstärkt unter Diskriminierung in Elternhaus, Schule und Gesellschaft leiden“, so das „anyway“.

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Zusätzlich soll die Fachberatung nicht weiter finanziert werden. „Sie sensibilisiert Kölner Jugendeinrichtungen für die Belange von queeren Jugendlichen und sorgt dafür, Queerfeindlichkeit abzubauen sowie Vielfalt und Demokratie zu fördern“, heißt es in der Stellungnahme.

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„Die Einsparungen kommen zur absoluten Unzeit. Seit Anfang des Jahres mahnen wir an, dass die Queerfeindlichkeit in der Stadtgesellschaft steigt und besonders LSBTQI+- Jugendliche davon betroffen sind. Nun soll ausgerechnet bei ihnen gespart werden“, sagt Jürgen Piger, geschäftsführender Vorstand vom „anyway“.

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Besonders bitter: Bisher habe es das Signal aus der Politik gegeben, dass bei den Angeboten der Jugendarbeit nicht gespart werden soll. „Dass nun ausgerechnet die einzige Jugendberatungsstelle für Coming-out und trans, inter* und nicht-binäre Jugendliche wegfallen soll, widerspricht dem“, so Piger.

Auf der kurzfristig einberufenen Hausversammlung des „anyway“ sorgten die Pläne der Stadt für Entsetzen. Die Kürzungen wolle man auf keinen Fall hinnehmen.

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fordern von der Politik, den Haushaltsentwurf anzupassen und Sparpläne zurückzunehmen.

„anyway“-Standort in Köln-Ehrenfeld droht die Schließung

Die Einsparungen beim „anyway“ könne jetzt nur noch die Politik verhindern, in dem das Ratsbündnis von Grüne, CDU und Volt den Haushaltsentwurf der Stadtverwaltung ändert.

„Wir gehen davon aus, dass das Ratsbündnis sein Versprechen halten wird“, erklärt Jürgen Piger. „Für uns bedeutet dies andernfalls, dass ein Fünftel unserer Förderung wegfällt. Das können wir durch Spenden nicht auffangen. Am Ende gibt es dann keine Jugendberatung und auch keine Fachberatung mehr. Der Standort Köln-Ehrenfeld wäre in der Konsequenz gefährdet und könnte ebenfalls wegfallen.“