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„Habe es tödlich bereut!”Der älteste Kölner Hai: Wo das Eishockey in Köln begann
Köln – Eishockey in Köln verbinden viele intuitiv mit den Kölner Haien. Doch nur wenige wissen, was vor ihrer Gründung 1972 im Kölner Eishockeysport los war. Denn die erste Mannschaft der Kölner Haie findet ihren Ursprung in den Reihen des Kölner Eisklubs (KEK).
Helmut Berger (80) ist eines der Gründungsmitglieder des Kölner Eishockey-Clubs (KEC). Er erinnert sich noch sehr gut an diese Zeit: Denn er sei mittlerweile der älteste Kölner Hai.
Der älteste Kölner Hai: Eishockey war im Verein nicht beliebt
Seit 1936 gibt es bereits Eishockey in Köln. In diesem Jahr gründeten ein paar Eissportbegeisterte den KEK im Eis- und Schwimmstadion an der Lentstraße – das auch heute noch Kultstatus unter den Haie-Fans genießt.
Eiskunstlauf, Eisschnelllauf sowie Eishockey waren die Sportarten des Vereins. Doch die Eishockeymannschaft hätte zu seiner Zeit einen schwierigen Stand gehabt, erinnert sich Berger. „Der KEK war hauptsächlich Eiskunstlauf. Die Eishockeyspieler waren nicht so beliebt.”
Wo Detlef Langemann das Eishockeyspielen lernte
Sie seien eher ein Amateurverein gewesen und hätten dauernd mit finanziellen Problemen zu kämpfen gehabt. Selbst, als sie es 1969/70 für eine Saison in die Bundesliga schafften, blieb der große Aufschwung aus. „Das war alles zu groß für uns”, meint Berger.
Helmut Berger war ein wichtiger Teil der Eishockeymannschaft des KEK, als diese 1972 schließlich aus wirtschaftlichen Gründen ausgesondert und zu den Kölner Haien wurde. Er spielte Seite an Seite mit den späteren KEC-Helden Detlef Langemann, Dieter Horky, „Blacky” Schwarz und Wim Hospelt. „Die haben alle beim KEK das Eishockeyspielen gelernt”, stellt er klar.
Der KEC war vorerst kein eigenständiger Verein
Es sei ihm wichtig zu betonen, dass der KEC noch lange unter dem Dach des KEK stand. Bei einer kompletten Neugründung hätte die Mannschaft wieder ganz unten in der Kreisklasse anfangen müssen. So konnte sie in der Oberliga, also der zweithöchsten Spielklasse, sofort auf Erfolgskurs gehen.
„Für uns Spieler hat sich dadurch aber nichts geändert”, erzählt Berger. Nur ein neuer Name musste natürlich her. Es standen Ideen wie die „Ubier” im Raum – als Anlehnung an die Geschichte Kölns.
Aber dann orientierten sich die Verantwortlichen an dem Vorbild aus den USA und suchten nach einem aussagekräftigen Tiernamen. Schließlich habe man sich für die „Haie” entschieden.
Dieter Horky war Erfinder des „Ur-Hais”
Das erste Logo, den „Ur-Hai”, wie Berger ihn nennt, hätte niemand anderes als Dieter Horky selbst entworfen.
Im ersten Jahr musste die Mannschaft des KEC sogar noch in den alten Trikots spielen, auf denen weiterhin in großen Lettern „KEK” prangte. Neue Sporttrikots seien sündhaft teuer gewesen. Für offizielle Fotos mussten die Spieler dann eben mit einer Hand das untere „K” verdecken.
Als die Kölner Haie ins Leben gerufen wurden, war Helmut Berger bereits 33 Jahre alt. Zu seinem Bedauern konnte er kein Meisterschaftsspiel mehr unter dem neuen Namen antreten. Doch in den anfänglichen Freundschaftsspielen stand er noch für den KEC auf dem Eis.
Hospelt war Schuld: Deswegen beendete Berger seine Karriere
Bergers Schlüsselmoment, die Eishockeykarriere zu beenden, verursachte Wim Hospelt. Der damals 17-Jährige kam im Herbst 1972 in die Mannschaft. Im Training standen sie schließlich nebeneinander und Bergers fortgeschrittenes Alter machte sich schließlich bemerkbar.
„Da ich ungerne Letzter wurde, habe ich mir gedacht, das überstehe ich nicht mehr lange, da mitzuhalten”, erinnert er sich. „Heute spielen die in dem Alter noch locker ein paar Jahre. Aber damals ging das nicht mehr”.
Generell habe sich im Eishockeysport einiges verändert. „Eishockeyspieler mussten gut Schlittschuhlaufen können”, erklärt Berger. Spielverständnis sei da weniger wichtig gewesen. Auch die Abmessungen des Spielfeldes waren anders. In den engen Kurven verendete der Puck nahezu jedes Mal.
Auch die Einsatzzeiten seien heute nicht mehr mit den früheren Verhältnissen zu vergleichen. Heute werden die Spieler immer wieder in kurzen Intervallen ausgewechselt. Zu Bergers Zeiten undenkbar: „Da spielte man, bis man umfiel!”
Trecker mit Fässern glätteten die Eisfläche
Eine Eismaschine hatte es auch noch nicht gegeben. Es fuhren Trecker mit Fässern voller Wasser über die Eisfläche, um sie zu glätten. In den Spielpausen sei dafür jedoch keine Zeit gewesen – das Resteis mussten Helfer per Hand in die Ecke schieben. Für den Spielfluss eher hinderlich. „Dann verhungerte der Puck eben auch mal auf halber Strecke”, erinnert sich Berger.
Es gibt einen Tag, der Berger wohl für immer im Gedächtnis bleiben wird: Nach einem Spiel im Hessischen Bad Nauheim 1957 saß die Mannschaft des KEK beim gemeinsamen Abendessen in einem Hotel. Noch nie zuvor hatte er in einem Hotel übernachtet. Er sei damals gerade neu in die erste Mannschaft gekommen und hatte traditionsgemäß ein Aufnahmeritual zu erwarten.
Als Berger in dieser Nacht auf sein Zimmer ging, fand er dieses leer vor: Seine Mannschaftskameraden hatten alle Möbel ausgeräumt. „Mein Bett stand auf dem Balkon”, lacht er.
Hat er es bereut, seine Karriere 1972, so kurz vor dem Durchbruch der Kölner Haie, beendet zu haben? „Ich habe es tödlich bereut ...”