Die Stadt boomtDarum lieben Familien Hürth

Ex-FC-Star Alexander Voigt mit Amelie (4) in ihrem Heim in Hürth: „Für Amelie haben wir hier einen Kita-Platz gefunden.“

Hürth – Daheim in Hürth: Die Stadt boomt, bis 2030 sollen sich die Einwohnerzahlen laut einer Studie um 25,3 Prozent steigern. Wo früher ein Acker war, stehen nun schicke Neubauten.

Dabei wurde Hürth einst – wegen der damals von weitem sichtbaren zwölf Schornsteine eines ehemaligen Kraftwerks – „Dreckiges Dutzend“ genannt. Die Zeiten sind vorbei: Hürth ist nun als Medienstandort bekannt (Günther Jauchs „Wer wird Millionär“ wird hier produziert).

Hürth ist attraktiv, auch für Kölner. EXPRESS schaute vor Ort, warum alle heiß auf Hürth sind! Mittlerweile sind es 60 051 Bewohner, die Hürth als ihre Heimat auserkoren haben – und es werden immer mehr.

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„In den letzten Jahren sind jeweils circa 4000 Hürther weggezogen, dafür aber 4500 Personen hergezogen“, erklärt Hürths Bürgermeister Walther Boecker (63) den Zuwachs. Davon waren es 500 Hürther, die nach Köln zogen und umgekehrt 1400 Kölner, die die Domstadt für Hürth verließen.

Für den Bürgermeister, der vor 16 Jahren von der Schäl Sick nach Hürth zog, liegt der Trend nicht nur am Charme seiner Stadt: „Reell betrachtet ist es so: Köln boomt, so viel bauen kann man dort gar nicht. Da liegt Hürth am nächsten.“

Boecker weiter: „Ich bin seit 19 Jahren Verwaltungschef. Hürth ist stetig gewachsen. Besonders in den letzten drei bis vier Jahren. Wohnraum ist auch in Hürth knapp.“

Man habe entsprechend dem Ansturm gebaut, Wohngebiete entwickelt, wie den Hürther Bogen, das Kirschblüten-Carré oder das Viertel rund um Penny. Kitas wurden und werden gebaut, eine Gesamtschule ist geplant.

Doch es wird eng in Hürth, Grundstücks- und Mietpreise steigen. Boecker: „Wir wollen nicht weit über die 60 000 Einwohner kommen. Es werden Wohnungen für bis 6000 Einwohner in den nächsten Jahren gebaut werden. Dann ist Schluss.“

„Wir sind nah an Lindenthal und Klettenberg. Die Familien ziehen her, aber viele Hürther werden in Köln geboren“, weiß Boecker. Und irgendwie bleiben manche Zugezogene auch Kölner: Eine Fußmatte mit Köln-Skyline liegt vor einer Haustür, einige haben noch ein Kölner Kennzeichen, die FC-Flagge hängt in Kneipen ...

Beim ehemaligen FC-Profi Alexander Voigt (36) hängt ein großes Dom-Foto im Flur. Er ist Trainer bei Viktoria Köln – und wohnt in Hürth. „Wir haben in Köln nichts Adäquates gefunden und sind in Hürth gelandet. Wir fühlen uns hier sehr heimisch.“

Auch seine Eltern, die immer in Ehrenfeld lebten, überzeugte Voigt, nach Hürth zu ziehen. Neu in Alt-Hürth ist Lennard (sechs Monate), das jüngste Familienmitglied der Schadows.

Mama Katja (43, Lehrerin) lebt seit 2004 in Hürth, Papa Dirk (42, Interimsmanager) seit 2011. Beide kamen aus Köln, wohnen nun mit den vier Kindern in ihrem Haus, schätzen das Schwimmbad und das Einkaufszentrum.

Auch sie merken: „Es wird anscheinend eng. Der einzige Nachteil ist momentan, dass wir für einen Kita-Platz für unser viertes Kind kämpfen müssen.“ Damit es in denselben Kindergarten gehen kann wie Schwester Joana (2).

Katja Schadow: „Es war eine bewusste Entscheidung herzuziehen, in Köln könnte man sich das nicht leisten. Im hohen Alter, wenn die Kinder raus sind, ziehen wir wieder nach Köln, mitten rein. Aber als Familie – dafür ist Hürth genial.“