Vor 60 Jahren wurde im Kölner Dom Ramadan gefeiert. Das würde es heute nicht mehr geben.
„Sehr spontan“Einmalige Geste vor 60 Jahren im Kölner Dom – Hasan (83) war dabei
1965 spielte sich in Köln Historisches ab. Ganz genau war es ein Mittwochmorgen, der 3. Februar 1965!
An dem Tag endete der Fastenmonat Ramadan. Ein wichtiger Tag für alle Muslime und Musliminnen. 2025 beginnt Ramadan am 28. Februar und endet am 30. März.
Ramadan im Kölner Dom mit Festgebet beendet
Das Ereignis wird traditionell mit einem Festgebet beendet. Zu der Zeit gab es für die knapp 2000 türkischen Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen in der Stadt aber noch keine Moschee. So fand die Feier im Kölner Dom statt.
Gegenüber dem Onlineportal domradio.de sagte Dompropst Guido Assmann am 19. März 2024, ein Geistlicher am Dom habe dem muslimischen Gebet in einer Ecke der Kathedrale zugestimmt, ohne dies vorher mit dem Domkapitel oder dem Dompropst abzusprechen.
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Es sei wohl eine Reaktion auf einen Anruf gewesen, in dem es geheißen habe, dass unter anderem die bei den Kölner Ford-Werken beschäftigten Gastarbeiter keinen Raum hätten für das Ramadan-Gebet.
„Ich denke, das war sehr spontan und aus einem guten Herzen heraus, etwas Gutes tun zu wollen“, so Dompropst Guido Assmann. Heute würden es die Dom-Verantwortlichen nicht mehr erlauben.
Auch der EXPRESS berichtete damals. So kamen rund 400 Gläubige in den Dom und feierten mit Gebeten und Gesängen das Ende des Ramadan, heißt es in dem Artikel. Ein Foto von damals zeigt (siehe oben) die Teilnehmenden im Kölner Dom.
Mit dabei – Hasan Karatas (83), der heute in Bergisch Gladbach lebt. Die Bänke seien im Dom an die Seite geschoben gewesen. Es sei so voll gewesen, dass die Männer quasi aufeinander gebetet hätten. Er selbst kannte niemanden dort. Die Gastarbeiter seien ja aus verschiedensten Ecken der Türkei gewesen, erzählt er gegenüber der Nachrichtenagentur KNA.
„Auf den Steinfliesen des Kölner Doms wurden die Gebetsteppiche ausgebreitet – das Haupt gen Mekka geneigt, sprachen die Türken ihre Gebete“, schrieb die „Zeit“. „Ein Imam leitete den Gottesdienst im Schatten der christlichen Kreuze und Symbole, der Altäre und Statuen.“
Es wurde im Kölner Dom auch auf Zeitungen gebetet
Karatas erinnert sich, dass die Bilder und Ikonen in Richtung des islamischen Zentrums Mekka abgedeckt gewesen seien. Viele Männer hätten damals auch keine Gebetsteppiche gehabt, sondern auf Zeitungen gebetet.
Der Imam bedankte sich 1965 für die „brüderliche Geste“ der katholischen Kirche, berichtete die „Kölnische Rundschau“. Und der Imam ließ nach seiner Predigt sogar Spenden für die Restaurierung des Doms sammeln.
Wiederholung fand das Festgebet im Kölner Dom allerdings nicht. Ein Erlass von 1977 untersagte die Bereitstellung christlicher Sakralräume für islamische Gottesdienste im Erzbistum Köln.