Fußball-Europameisterschaft in Kölle! Im Juni finden im Kölner Stadion fünf EM-Spiele statt. Für die Gastro wird der Fan-Auflauf eine Belastungsprobe. EXPRESS.de hat nachgehorcht.
„Magnet für Idioten“EM 2024 in Köln: Pub-Besitzer erklärt absolute Gastro-No-Gos
Endlich wieder ein großes Fußball-Turnier in Deutschland, endlich wieder packende Länderspiele in Köln-Müngersdorf! Fußballfans aus ganz Europa werden im Juni 2024 auch nach Köln strömen, um ihrer Nation vor Ort die Daumen zu drücken.
Die Kneipen und Lokale am Alter Markt und Heumarkt werden dann gut ausgelastet sein. Zu erwarten sind feiernde und trinkfreudige Gäste – aber auch Krawall ist nicht ausgeschlossen. EXPRESS.de hat sich in der Kölner Gastro-Szene umgehört: Überwiegt die Vorfreude oder doch die Angst vor Krawall und Gewaltexzessen wie bei der EM 2016 in Frankreich?
Fußball-EM in Köln: Das sagt die Gastro-Szene zur Auslosung
Fünf EM-Spiele werden im einstigen Müngersdorfer Stadion stattfinden – höchstwahrscheinlich jeweils vor 47.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Vier Vorrunden-Partien und ein Achtelfinale. Seit dem 2. Dezember 2023 steht fest, welche Nationalteams in Köln antreten – und somit auch, wessen Fans die Kölner Innenstadt in Beschlag nehmen werden ...
Hier sind die EM-Spiele in der Übersicht:
- 15. Juni: Ungarn – Schweiz (15 Uhr)
- 19. Juni: Schottland – Schweiz (21 Uhr)
- 22. Juni: Belgien – Rumänien (21 Uhr)
- 25. Juni: England – Slowenien (21 Uhr)
- 30. Juni: Sieger Gruppe B – Dritter aus Gruppe A/D/E/F (21 Uhr)
Tolga Sen, Betreiber der „Kunst Kaschämm“, ist von der Auslosung nicht sonderlich begeistert. Gegenüber EXPRESS.de erklärt er: „Wir sind eine weltoffene Kneipe. Aber gerade englische Gruppen machen ab einem bestimmten Alkoholpegel immer Ärger.“
„Gruppen von Engländern lassen wir aber einer gewissen Mannstärke nicht mehr rein“, erläutert Sen: „Ein, zwei Leute zusammen sind okay, aber bei acht, neun Leuten stellt das ein Problem dar. Wenn da einer anstachelt, stehen die anderen direkt hinter ihm. Die Läden in der Altstadt sind da vorsichtig geworden.“ Um „die Tür“ werde er sich während der EM selbst kümmern. Aufgrund seiner Erfahrung könne er gut abschätzen, wer Aggressionspotenzial mitbringt.
Tolga Sen hat die „Kunst Kaschämm“ 2018 von seiner Mutter übernommen. Auch sie hat ihre Erfahrungen mit britischen Fußballfans machen müssen. „Bei zu viel Alkohol fingen die Kerle an, sich zu prügeln“, schildert Frau Sen. Sie zog deshalb Konsequenzen: „Die älteren Engländer habe ich reingelassen, die jüngeren nicht. Wenn jemand unangenehm wurde, habe ich ihn direkt kassiert“. Die Polizei habe aber nie kommen müssen.
Bar-Betreiber Tolga Sen sagt: „Englische und schottische Fans sind allseits bekannt dafür, den Fußball sehr emotional auszuleben. Die lassen sich schnell provozieren, sind radikaler. Mir ist wichtig, dass Mannschaften hier in Köln spielen, die eine gute Stimmung in die Altstadt bringen. Die Iren haben den Vorteil, die sind nur laut, die machen aber keinen Ärger, die singen nur.“
Pub-Betreiber gibt Tipps für Umgang mit britschen Fußballfans
Vincent Leggett ist Ire – und Boss vom „Corkonian Irish Pub“ am Alter Markt. Seit über 30 Jahren lebt er in Deutschland. Im Gespräch mit EXPRESS.de erzählt der enthusiastische Liverpool-Anhänger, dass ausgerechnet die EM 1988 in der BRD der Grund war, warum er überhaupt nach Köln gezogen ist.
Einige seiner irischen Freunde waren während der EM 1988 in Köln untergebracht – und kamen aus dem Staunen kaum heraus: Deutschland, vor allem das liberale Köln, war kein Vergleich zum konservativen und der katholischen Kirche geprägten Irland. Zu Leggett, der nach der Schule nach England ziehen wollte, sagten sie: „Vergiss London – Deutschland ist der Wahnsinn! Das ist wie New York City.“ Also ging Leggett nach Köln.
EM 2024: Die besten Fußballkneipen und Orte für Public Viewing in Köln
Als Liverpool-Supporter kennt sich Vincent Leggett mit der britischen Fankultur bestens aus, weiß wie die Jungs von der Insel ticken. Der „Corkonian“-Chef freut sich auf die schottischen und englischen Fans, weist jedoch darauf hin: „Man muss klug sein und sich vorbereiten.“ Er selbst greift daher im Sommer 2024 zu drei Maßnahmen, die sein damaliger Chef schon 2006 bei der WM umgesetzt hat.
„Erstens: kein Glas! Ich selbst werde einen Monat lang keine Gläser hinter der Theke haben, ich werde nur Plastikbecher rausgeben“, erklärt Leggett. Seine Begründung: „Irgendein Idiot, der sich in der Gruppe stark fühlt, wird ein Glas durch die Luft fliegen lassen. Bei Plastikbechern ist das hingegen nicht schlimm.“
„Zweitens“, zählt Vincent Leggett auf, „werde ich unsere Terrasse auf dem Alter Markt nicht öffnen.“ Grölende Engländer auf der Terrasse seien ein „Magnet für Idioten“, meint er: „Dann fliegen Stühle.“
Der dritte Punkt seines Sicherheitskonzepts für die EM: gutes Security-Personal. Den anderen Gastronomie-Treibenden wolle er allerdings nicht vorschreiben, was sie zu tun haben, betont Leggett.
Elke Schneider: „Plastikbecher wird es bei uns nicht geben“
Für Elke Schneider, die die Brauerei „Zum Pfaffen“ am Heumarkt gemeinsam mit ihrem Mann Günter leitet, kommt ein Glas-Verbot nicht infrage: „Plastikbecher wird es bei uns nicht geben. Vor allem wegen der Umwelt, die werden dann ja überall hingeworfen. Dann lieber Pappbecher.“
Trubel mit Fußballfans hatte Elke Schneider noch nie in ihrem Laden, „auch nicht bei Hochrisikospielen des FC“. Schneider freut sich auf die Fans im Juni 2024: „Bei uns sind alle willkommen.“
Und wie stellt sich das „Peters Brauhaus“ in der Mühlengasse auf die englischen und schottischen Fanscharen ein? „Mit den Engländern sprechen wir Englisch und für die Schotten tragen wir Röcke“, witzelt einer der Kellner augenzwinkernd. Irgendwie wäre es ja eine schöne Vorstellung ...