Zehntausende bei EM-Spiel in KölnBelgien nahm die Stadt ein – und klaute sogar etwas bei Schottland

Beim Public Viewing am Heumarkt in Köln waren diesmal die belgischen Fans die dominierende Kraft. Die Stimmung war angespannt, später mit dem Sieg aber gelöst.

von Thomas Werner  (tw)

Der Kölner Heumarkt in schwarz-rot-gold – das ist seit den ersten beiden EM-Spielen der deutschen Nationalelf schon bekannt. Aber der Heumarkt in schwarz-gold-rot – das war neu.

Am Samstagabend (22. Juni 2024), während des Spiels zwischen Belgien und Rumänien (2:0) im Rhein-Energie-Stadion, war es so weit. Die, die keine Karte hatten, kamen in die Kölner Innenstadt. Und sorgten dafür, dass selbst im Schatten des Denkmals von König Friedrich Wilhelm III. Stadionatmosphäre aufkam.

Belgische Fans am Heumarkt klar in der Überzahl

Schon gegen 18 Uhr, beim Spiel der Türkei gegen Portugal, hatte die Stadt Köln die Auslastung der Fläche am Heumarkt vermeldet. beim 21-Uhr-Spiel war das Bild das Gleiche. Außen um das Areal herum mussten viele Fans warten, manche schauten das Spiel einfach trotzdem über die Zäube drüber auf den Leinwänden.

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Auch ein paar rumänische Fans haben sich an den Heumarkt verirrt, sind dort aber gewaltig in der Unterzahl. Spät am Abend feiern die Landsleute trotz Niederlage am Hauptbahnhof.

Gleich zu Beginn zwei Gänsehaut-Momente in Folge: Beim Singen der belgischen Nationalhymne wird es beeindruckend laut, kurz darauf steht die Belgien-Meute beim 1:0 von Youri Tielemans (2. Minute) auch schon Kopf.

Dennoch wird es ein langer Abend für die belgischen Fans, die am Nachmittag bereits in beeindruckender Weise beim Fanmarsch in Richtung Stadion gezogen waren. Die Entscheidung, das 2:0, will einfach nicht fallen. Stattdessen ist auch Rumänien im Spiel, hat selbst Chancen.

Beim vermeintlichen 2:0 von Star-Stürmer Romelu Lukaku ist die Erleichterung so groß, dass sogar Pyrotechnik gezündet wird. Aber: Der VAR nimmt das Tor wegen Abseits zurück, weiter belgisches Bangen.

Die Entscheidung sorgt für Frust, doch selbst mancher Belgier kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es ist Lukakus drittes Tor bei der EM 2024, keines der drei hatte nach Prüfung des VAR Bestand. Das Mitleid der eigenen Fans braucht der Stürmer (14 Tore in acht Quali-Spielen) eigentlich nicht, am Heumarkt ist aber so etwas in der Art durchaus greifbar.

Wie gut, dass es Kevin de Bruyne gibt. Der Star-Regisseur von Manchester City macht in der 79. Minute den Deckel drauf – und sorgt dafür, dass der hohe Pulsschlag beim Public Viewing langsam einer großen Feierlust weicht. „Oooh, Kevin de Bruyne“, hallt es durch die späten Kölner Abendstunden, als sich die Fans in Richtung Heumarkt machen.

Einige Belgien-Fans klauen Schottland-Lied – es hört sich falsch an

Dort allerdings bleibt es in den Stunden nach dem Spiel recht ruhig. Es wird gefeiert, es wird gelacht, aber oft in kleineren Gruppen. Kein Vergleich beispielsweise zu den Feierlichkeiten der schottischen Fans in der Kölner Altstadt – auch wenn die Belgier sogar manche Lieder klauen. Aber das zeitweise „No Belgium, no party“ (wohl angelehnt an das „No Scotland, no party“) hört sich irgendwie falsch an.

Wie groß die Party rund um Belgien bei der EM 2024 generell noch wird, entscheidet nun ein hochbrisanter letzter Spieltag in der Gruppe E. Rumänien, Belgien, die Slowakei und die Ukraine haben allesamt drei Punkte auf dem Konto – Hochspannung pur!