Der Streit um die gerechte Behandlung von Frauenteams bei Fortuna Köln geht weiter. Jetzt haben sich Mitglieder in einem Brief an den Vorstand geäußert.
Kommt der große Knall?Platz-Streit spaltet Fortuna Köln: Mitglieder attackieren den Vorstand
Ein Streit um (zumindest annähernde) Gleichberechtigung spaltet den Verein: So stellt sich die Situation bei Traditionsverein SC Fortuna Köln aktuell dar.
Nur eine von 30 Trainingseinheiten auf dem Kunstrasenplatz am Jean-Löring-Sportpark geht aktuell an das Frauen-Team (Regionalliga West), die Mädchen-Teams müssen allesamt auf die Asche (EXPRESS.de berichtete).
Fortuna Köln: Offener Brief der Mitglieder in Debatte um Gleichberechtigung
Das könnte zum großen Knall führen! Sollte sich die Situation nicht ändern, droht der Abgang aller weiblichen Jugendteams – was einen Lizenzentzug der so erfolgreichen Damen-Mannschaft (steht 2023/24 im DFB-Pokal der Frauen) zur Folge hätte.
Der Verein fordert eine Lösung von der Stadt Köln, will mehr Trainingsflächen. Die eigenen Ressourcen sind beschränkt – eine schwierige Lage. Jetzt haben sich Mitglieder des Vereins in einem offenen Brief an den Vorstand gewandt. Und dabei deutliche Worte gefunden.
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„Das wäre aus unserer Sicht ein immenser Rückschritt und Verlust für den Verein“, schreiben die Mitglieder in dem Brief, der EXPRESS.de vorliegt, über den drohenden Verlust der Frauen- und Mädchen-Abteilung. Zumal der Aufbau der Strukturen im Damenfußball mit enormem Aufwand verbunden gewesen sei.
Der zentrale Kritikpunkt trotz aller (wohlwollend vermerkten) Anstrengungen des Vereins: Es müsse „eine gerechte Verteilung der wenigen Mittel gewährleistet werden.“
Frauen-Abteilung von Fortuna Köln will vier von 30 Kunstrasen-Einheiten
Dabei sind die Forderungen recht bescheiden. Vier Trainingseinheiten von 30 will die Damen-Abteilung – statt nur einer bisher. Das sei „nicht maßlos, sondern würde schlicht eine Annäherung an eine gerechte Verteilung je Team bedeuten“, schreiben die Mitglieder.
Vor wenigen Tagen hatten Daniel und Reja Rabe (ihre Tochter spielt in der U14 der Fortuna) den Stein mit einem Facebook-Post ins Rollen gebracht. „Im Jahr 2023 müssen wir 14-jährigen Mädchen erzählen, dass die Arbeit und der Sport von Männern ernster genommen wird, als von Mädchen und Frauen“, so das bekannte Kölner Gastro-Paar.
Außerdem hatten sich rund um einen großen Protest am 4. Juni (letzter Spieltag) auch die Damen der Fortuna klar positioniert: Schluss mit der ungleichen Behandlung!
Nach einer öffentlichen Debatte sah sich auch der Verein zu einem Statement gezwungen, gab darin zu, das große Augenmerk auf die männlichen Teams zu legen, allerdings gezwungenermaßen.
„Die aktuelle Lage macht es uns leider unmöglich, dem Frauenfußball den Stellenwert einzuräumen, der ihm gesellschaftlich gebührt, sie stellt aber auch langfristig die Existenz der Profiabteilung in Frage, da sich mehr und mehr männliche Talente aufgrund der Trainingsbedingungen von unserer Leistungsabteilung abwenden, beziehungsweise wir im Werben um Talente immer öfter das Nachsehen haben“, hieß es von Fortuna Köln.
Das dürfte auch die Antwort auf die Frage der Mitglieder sein: „Was hindert den Verein an dieser Stelle, ein wenig Kompromissbereitschaft bei der Platzvergabe an den Tag zu legen und damit auch ein klares Zeichen für gelebte Vielfalt zu setzen?“, fragen die Mitglieder in ihrem offenen Brief.
Es müsse vielmehr das Ziel sein, die sportlichen Erfolge der Frauenteams zu einem zweiten Aushängeschild des Vereins zu machen. Das lässt sich aus Sicht der Fortuna-Verantwortlichen aber nicht mit den aktuellen Mitteln (sowohl räumlich als auch finanziell) machen.
Mitglieder kritisieren Kommunikation und Krisenmanagement im Verein
Und so wird der Streit wohl erstmal weitergehen. Nur wie? Auch hier wäre laut der Mitglieder ein Ansatzpunkt zu finden. „Unabhängig von der aktuellen Sachlage hat sich unserer Meinung nach deutlich gezeigt, dass die Kommunikation und das Konfliktmanagement innerhalb des Vereins verbesserungswürdig sind.“
Der offene Brief solle nun auch ein Anstoß sein, „sich wieder an einen Tisch zu setzen und in konstruktive Gespräche zu kommen.“ Es scheint so, als wäre das (und noch viel mehr) nötig, um den Haussegen beim Kultklub aus der Südstadt zu retten.