Auch Jahrhunderte nach Beginn seiner Errichtung birgt der Kölner Dom noch Geheimnisse, die nicht jeder kennt. Wir lüften einige davon.
Geheimnisse des Kölner DomsWer zahlt die Stromrechnung – und gibt's wirklich kein Klo?
Dass der Kölner Dom eine Hausnummer hat, ist ja nicht gerade selbstverständlich. Hat er aber. Domkloster 4 lautet die offizielle Adresse von Deutschlands berühmtester Kirche. Aber wirklich nur die wenigsten wissen, dass Beamte dem Wunder der Baukunst einst eine Hausnummer verpassten, die an das Gleis 9 ¾ aus dem berühmten Zauberbahnhof aus „Harry Potter“ erinnert. Sie lautete 2583 ½. Aber warum bloß?
Köln: Fakten über den Dom – er hatte mindestens drei Adressen
Das gehört zu den Fragen, auf die es im Dombuch „111 Orte im und am Kölner Dom, die man gesehen haben muss“ (Emons-Verlag, 240 Seiten, 16,95 Euro) erwartungsgemäß verblüffende Antworten gibt - von den Autoren Klaus Hardering und Petra Sophia Zimmermann.
Die Hausnummer mit dem Bruch galt Ende des 18. Jahrhunderts, der „Halb“-Zusatz war ein Hinweis darauf, dass der Dom keine Steuern zu entrichten hatte. Als die Stadt ihr System umstellte, wurde der Dom ab 1811 mit der Adresse „Auf der Litsch 2“ geführt (so hieß die seinerzeit vor dem Dom verlaufende Gasse, „weil sie in Richtung Trankgasse steil abfiel und somit stets die Gefahr bestand hinabzurutschen, im Kölnischen ‚litschen‘“, schreiben die Autoren.
Und weitere interessante Fakten rund um das Kölner Wahrzeichen: Der Dom wurde schon zur Feier seiner Vollendung 1880 durch elektrisches Licht von außen durch vier Scheinwerfer beleuchtet. Heute erledigen das 33 Scheinwerfer von umliegenden Gebäuden wie dem Museum Ludwig. 189 kleine Strahler befinden sich auf dem Kölner Dom selbst, davon 36 auf den beiden Westtürmen. Das Konzept stammt von der RheinEnergie. Interessant ist die Kostenteilung: Bis ein Uhr bezahlt die Stadt, für die folgenden Kosten kommt der Verein „Leuchtendes Köln“ auf.
Kölner Kathedrale: Gibt es eigentlich ein Dom-Klo?
Gibt es im Dom Toiletten? Ja und Nein. Ja, es gibt Toiletten für die Bediensteten wie Küster, Priester oder Domschweizer oder Mitarbeiter der Dombauhütte (für diese wurden 1990 im sogenannten hohen Dach zwei Pavillons errichtet, einer als Aufenthaltsraum, der andere für die Toiletten).
Und Nein: Es gibt kein WC für Besucher des Domes, jedenfalls nicht in der Kirche. Seit 2013 gibt es aber eine öffentlichen WC-Anlagen am Zugangsbauwerk für die Turmbesteigung.
Auf ein (vermeintlich) wundersames Ereignis verweist eine kreisrunde Inschrift im Chorumgang. Das war passiert: 1434, bei einem furchtbaren Sturm, hat genau an dieser Stelle ein Stein das Dach durchschlagen. Es handelte sich dabei um eine Fiale, ein steinernes gotisches Türmchen auf der Dachgalerie des Hochchores.
Im Buch heißt es: „Dabei blieb der Dreikönigenschrein, der zu dieser Zeit in der Achskapelle aufgestellt war, wie durch ein Wunder unbeschadet, außerdem wurde kein Besucher verletzt. Das unfassbare Glück im Unglück ließ im mittelalterlichen Denken schnell eine Legende entstehen.“ Nämlich dass der Teufel höchstselbst durch den Orkan und den Stein versucht hatte, die Ehre der Heiligen Drei Könige zu vernichten. Selbst wenn: Gelungen ist dem fiesen Teufel die Aktion ja nicht so ganz.
Kölner Dom auch durch Glücksspiel finanziert
Bleiben wir beim Thema. Glücksspiel und Gotteshaus - passt nicht zusammen. Denkste. Passte schon ganz gut, als dem Zentraldom-Verein (ZDV) der Spendenfluss zu versiegen drohte. Da entstand die Idee, den Weiterbau des Domes mit Hilfe einer Lotterie zu finanzieren. 1864 wurde also das deutschlandweite Domlotto eingeführt, ohne Kugeln, aber mit 500.000 Losen, das Stück zu einem Taler.
Hat funktioniert: „Dank sprudelnder Lotteriegelder konnte der ZDV bis zur Domvollendung 1880 drei Viertel der Gesamtkosten für den Ausbau der Türme beisteuern.“ schreiben die Autoren.
Die Gewinner wurden in einer feierlichen Zeremonie im Kölner Gürzenich ermittelt. „Zwei Kölner Waisenknaben dienten als Glücksfeen, von denen einer aus einer großen eisernen Lostrommel das Los mit der Gewinnnummer zog, während der andere zeitgleich aus einer kleineren Trommel die Höhe des Gewinnes ermittelte. Neben hohen Geldbeträgen bis zu 100.000 Talern wurden auch Werke zeitgenössischer Künstler verlost.“ Die historischen Lotteriemaschinen werden heute im Südturm aufbewahrt.
Ist das nicht...doch! Das ist er! Der aktuelle Papst Franziskus grüßt mit ganz typischem Blick und Körperbau als Zierwasserspeier vom Hauptportal. Da waren die Steinmetzmeister der Dombauhütte flott am Werk.
Kölner Dom: Wächterräume und Einbruch in die Schatzkammer
Die Wächterräume - klingt wie ein Ort aus „Der Name der Rose“. Die Kölner Geschichte dazu ist auch filmreif. Seit 1925 wurden die Räume für mehr als 50 Jahre von Bruder Angelicus Maier bewohnt, der Küster war - und gut aufpasste.
Die Autoren schreiben: „Dass der nimmermüde Ordensmann über den Kontrollblick aus seiner zuletzt mit Telefon ausgestatteten Zelle und durch seine jederzeit möglichen nächtlichen Rundgänge durch den Dom überdies eine wesentliche Ergänzung zur Alarmsicherung der Kathedrale dargestellt hatte, zeigte sich noch keine drei Wochen nach seinem Tod am 13. Oktober 1975.“
Denn in der Nacht zum 2. November 1975 kam es zum Einbruch in die Schatzkammer. Die Täter konnten mit ihrer wertvollen Beute zunächst unerkannt entkommen, wurden aber später in Belgrad gefasst. Sie gingen für Jahre ins Gefängnis. Die Preziosen des Domes konnten gefunden und restauriert werden.