Entführungen, ExplosionenDrogenbande aus Kalk: Niederländer für brutale Taten bezahlt?

Seit Sommer tobt in Köln ein Drogenkrieg. Inzwischen wird immer deutlicher, dass die „Mocro Mafia“ damit vermutlich nichts zu tun hat. Stattdessen steht eine Kölner Bande im Fokus.

Explosionen, Schüsse auf Wohnhäuser, Entführungen: Seit Monaten hält eine Gewaltserie den Kölner Raum in Atem. Taten, die die Handschrift der gefürchteten niederländischen „Mocro Mafia“ zu tragen scheinen, die solche Mittel zur Einschüchterung nutzt.

Die derzeitigen Ermittlungsergebnisse sprechen stattdessen dafür, dass dem Ganzen ein fehlgeschlagenes Drogengeschäft einer Bande aus Köln-Kalk zugrunde liegt. Das erklärte Ulrich Bremer, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Donnerstag (28. November 2024) gegenüber EXPRESS.de.

Gewaltserie im Kölner Raum: Vereinzelte Bezüge in die Niederlande

Der geplatzte Drogendeal könnte demnach in Zusammenhang mit den nachfolgenden Entführungen sowie einem Großteil der Explosionen stehen. „Für deren Begehung kommt eine eigenständige Kölner Gruppierung in Betracht“, so Bremer.

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Derzeit befinden sich mehrere Beschuldigte, die dieser Kölner Gruppierung zugeordnet werden können, in Haft. Zwar sollen sie vereinzelt, nachweisbar Bezüge in die Niederlande gehabt haben, aber nicht zur „Mocro Mafia“.

So soll die Kalker Bande im Sommer in den Niederlanden 750 Kilogramm Cannabis angekauft und in einer Halle in Hürth versteckt haben. Als aus der Lagerhalle rund 350 Kilo im Wert von rund 1,5 Millionen Euro verschwanden, löste dies eine Gewaltspirale aus. Ziel: Die Diebe, offenbar aus den eigenen Reihen, ausfindig machen und die geklauten Drogen zurückholen.

In Hürth kam es daraufhin zu einer Geiselnahme, an der laut Kölner Staatsanwaltschaft auch niederländische Staatsangehörige beteiligt waren. Ebenso sollen Niederländer an einer Entführung in Köln-Rodenkirchen beteiligt gewesen sein. Der Fall war besonders schockierend: Ein Mann und eine Frau waren aus Bochum entführt und in einer Villa in Rodenkirchen gefangen gehalten worden. Sie sollen auch gefoltert und gedemütigt worden sein.

Auch explodierten vor mehreren Gebäuden Sprengsätze – unter anderem vor dem Club Vanity auf den Kölner Ringen (im Video oben seht ihr die Aufräumarbeiten am nächsten Tag), dem Modegeschäft „LFDY“ in der Ehrenstraße und zahlreichen Wohnhäusern

Drogenkrieg in Köln: Niederländer offenbar nur angeheuerte Handlanger

„Die Beweislage spricht dafür, dass Mitglieder der Kölner Gruppierung Personen aus den Niederlanden gegen Entgeld damit beauftragt haben könnten, sich an Entführungen zu beteiligen und Gewalt auszuüben“, erklärt Oberstaatsanwalt Bremer.

Belastbare Hinweise dafür, dass kriminelle Banden aus den Niederlanden, wie die „Mocro Mafia“, hierbei die Tatherrschaft gehabt hätten, lägen derzeit nicht vor, stellt er klar.

Aktuell befinden sich 16 Personen in Haft, davon schmoren 15 in U-Haft und ein Tatverdächtiger in Auslieferungshaft. Drei der insgesamt 16 Personen stammen aus den Niederlanden. Bei ihnen handelt es sich vermutlich um kleiner Handlanger. Zuletzt war es in der Kölner Innenstadt zu Festnahmen gekommen.

Ulrich Bremer: „Die ersten Anklagen sind in Vorbereitung. Ermittelt wird gegen insgesamt rund 35 Beschuldigte.“ Er weist ausdrücklich daraufhin, dass es sich bei der jetzigen Bewertung um eine vorläufige handelt. „Der Sachverhalt wird uns noch sehr lange beschäftigen“, erklärt er.