Das Ordnungsamt greift durch. Ein Obdachlosen-Lager in Kalk wurde nach mehrmaliger Ermahnung aufgelöst. Viele Dinge landeten im Müll.
In Kölner VeedelStadt und AWB räumen Obdachlosen-Platz und schmeißen ihr Hab und Gut weg
Es ist 10 Uhr am Donnerstagmorgen (8. Dezember 2022), mitten auf der Kalker Hauptstraße. Am Gebäude des ehemaligen Kaufhofs rücken fünf Mitarbeiter des Kölner Ordnungsdienstes an. „Guten Morgen!“, ruft der Einsatzleiter des Trupps und: „Hallo, aufstehen …“
Gemeint sind mehrere obdachlose Personen, die, auf Matratzen liegend, hier ihr Lager gemacht haben und gerne bleiben würden. Doch die Stadt macht Tabula rasa. EXPRESS geriet mitten ins Geschehen.
Kölner Ordnungsamt räumt Obdachlosen-Lager auf der Kalker Hauptstraße
Verblüffend der Verlauf der Aktion. Aus der robusten Ansprache des Einsatzleiters geht hervor, dass die Personen, die hier offenbar dauerhaft übernachten, vorgewarnt waren und das mehrfach. Jetzt ist die Geduld der Behörde ganz offensichtlich zu Ende.
Passantinnen und Passanten bleiben kurz stehen, manche schütteln mit dem Kopf. Der Anblick ist erschreckend: Das abstoßende Chaos mitten im Veedel und das schwere Los der Menschen, deren Leben entgleist ist und die jetzt auf dem Asphalt von Köln-Kalk gestrandet sind.
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Das größere der beiden Lager, das über mehrere Meter vor dem Schaufenster des „dm“ platziert ist, gehört zu einem Paar mittleren Alters. Der Mann und die Frau sprechen schlecht deutsch. Die Leute vom Ordnungsamt halten einen zufällig vorbeifahrenden Wagen der AWB an und fragen, ob die Kollegen Zeit hätten. Der mit Gerümpel beladene Kleintransporter hält an, setzt zurück und parkt auf dem Bürgersteig.
In den folgenden 25 Minuten landet der größte Teil der Habseligkeiten oder des ganzen Wusts, wie man es eben sieht, im Wagen der AWB. Decken, Kissen, Flaschen, ein kompletter Einkaufswagen, aber auch ein Paar Schuhe.
Die Mitarbeiter der Stadt haben den klaren Auftrag, den Platz zu räumen und ordentlich zu hinterlassen. Die Obdachlosen werfen einige der Dinge, die ihnen vielleicht auch Ballast sind, selbst in den Wagen. Am Ende passt das Allernötigste, das das Paar besitzt, in fünf bis sechs Tüten und Taschen oder wird unter den Arm geklemmt.
Aktion des Ordnungsamts: Stadtsprecherin weist auf „massive Beschwerdelage“ hin
Simone Winkelhog, Sprecherin der Stadt, erklärte auf Nachfrage des EXPRESS: „Es gibt seit Monaten eine massive Beschwerdelage zu Personen, die auf der Kalker Hauptstraße ihr Lager aufschlagen. Ansprachen wirken nicht, Hilfsangebote wurden bisher abgelehnt.“
Als der Ordnungsdienst abgerückt ist, kauert das Paar mit seinen Sachen jetzt ein paar Meter weiter vor dem Fenster eines Dönerladens. Man hört die Frau fluchen. Der Mann zieht die fast runtergebrannte Kippe seiner Partnerin aus ihrer klammen Hand und nimmt einen Zug. Das Leben geht weiter, irgendwie.